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Robert, Carl [Hrsg.]; Matz, Friedrich [Hrsg.]; Andreae, Bernard [Hrsg.]; Robert, Carl [Hrsg.]
Die antiken Sarkophagreliefs (3,3): Einzelmythen: Niobiden - Triptolemos ungedeutet — Berlin, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.12730#0025
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TAFEL C —CII 315—317

383

An den Tragbalken kniende Atlanten wie bei II 155,
aber mit einander zugewandten Köpfen und vertauschter
Beinstellung.

Späte Antoninenzeit.

316) P. Venedig, Museo archeologico. Fig. 316. L. 1,83.
H. 0,465. Rh. 0,045. Zeichnung von Eichler 1878.

Früher in Rom, im Palazzo der Villa Borghese über einer der
Seitentüren des Hauptsaales eingemauert1); kam 1797 nach Paris
und von dort 1816 an seinen jetzigen Standort.

Alte Zeichnung: Tophamianus Eton Bm II f. 40 (Ciferri).

Abbildungen: Winckelmann Monumenti antichi inediti 1767 I
nr. 89. Danach magnan Ville de Renne III 62. — lamberti e
Visconti Sculture della Villa Pinciana 1796 st. I nr. 16. — E. Q. Vis-
conti Illustrazione de' Monumenti scelti Borghesiani 1821 II tav. 7. —
Ders. Monumenti scelti Borghesiani 1837 tav. 31. — G. valentinelli
Marmi scolpiti della Marciana di Venezia 1866 tav. XXXIX.

Literatur: Manili Villa Borghese 1650 7; Montelatici
Villa Borghese 1700/. 192; andreas brigentius PATAVlNUs Villa
Borghesia 1716 p. 63 ; winckelmann a. a. O. II p. 119; zoega App.
fol. 97, 5; Lamberti e Visconti a. a.O. p. 27s.; H.Meyer in Winckel-
manns Werken VI 2, 1815, S. 71; Welcker Zeitschrift 1818 S. 591
Nr. 1; Ders. Alte Denkmäler I S. 306 Nr. 1. S. 3iof.; Visconti II
p. 23ss.; Ders. Monum. p. 22^ ss.; Fr. Thiersch Reise in Italien I
1826 S. 247; Stark a. a. O. S. 187; Valentinelli a. a. O. p. 129;
Heydemann Ber. d. sächs. Ges. 1877 S. 70f.; dütschke Antike Bild-
werke V 1882 S.98 Nr. 260; robert a.a. o. 372 A. 1. 381.

Die Komposition dieser Platte Fig. 316 unterscheidet
sich von 315 dadurch, daß links an Stelle des fortgaloppie-
renden Reiters die fliehende Tochter der Niobe gesetzt ist,

der wir schon auf 313 a begegnet sind, und dementspre-
chend das eine der zu der Mutter flüchtenden Kinder ein
Knabe ist. Auch sind die Figuren wegen der geringen
Höhe der Bildfläche mehr neben- als übereinander ange-
ordnet, was namentlich von der Mitte gilt. Von weiteren
Abweichungen sind folgende hervorzuheben. Der von Am-
phion gehaltene Knabe ist ins Profil gestellt und lehnt sich
rückwärts auf die Hand seines Vaters, vgl. 320. Der von
dem Pädagogen gestützte Niobide ist von einem Pfeil in
den linken Oberschenkel getroffen; die 1. Hand faßt nach
dem Gefieder, hat aber nicht mehr die Kraft, das Geschoß
herauszuziehen. Der Kopf der von dem zweiten Päd-
agogen gehaltenen Niobide ist nach links gewandt. Die auf
den Rücken gesunkene Niobide liegt völlig horizontal und
ist mit Chiton und Mantel bekleidet; die 1. Hand liegt an
der Brust; sie ist also nicht in der Stellung der Clytae-
mestra, sondern in demselben Typus, wie an dem Deckel
von 312 die sechste Niobide von 1., dargestellt. Sowohl
bei dem zurücksinkenden Reiter in der Mitte als bei dem
zusammenbrechenden Mädchen vor ihm sind die Pfeile,
die wir auf 315 vermißten, plastisch dargestellt; jener ist
in die Brust, diese, die hier in Vorderansicht gestellt ist,
in den Nacken getroffen; beide versuchen den Pfeil heraus-
zuziehen, wobei sich der Jüngling an der Mähne seines Pfer-
des festhält. Die von der Amme gestützte Niobide gleicht
mehr der entsprechenden Figur auf 312. 313; doch sind
die Haltung des r. Armes und des Kopfes dieselben wie
auf 315.

Frühe Antoninenzeit.

Tafel

317) P. Wilton House (Wiltshire) Fig. 317. L. 2,10.
H. 0,85. Zeichnung von Eichler 1873.

Nachweisbar seit Ende des 15. Jahrh., damals an der Fassade
eines am nördlichen Fuße des Kapitols gelegenen Hauses eingemauert,
das zu Ligorios Zeit einer Madonna Diana Salamoni gehörte.
Nach holsens freundlichem Nachweis waren die Salamoni degli
Alberteschi imRioneCampitelli ansässig und besaßen eine Grab-

') Wenn Stark a. a. O. S. 11 eine dem Giulio Romano zugeschrie-
bene Zeichnung, die er im Jahre 1861 bei dem Maler Grahl in Dresden
gesehen hat, richtig auf diese Platte bezieht, so müßte diese, voraus-
gesetzt, daß die Zuteilung oder wenigstens die Datierung richtig ist, schon
im Anfang des Cinquecento bekannt gewesen sein. Allein Starks An-
gabe über Zahl und Art der Figuren stimmt schlecht zu 316; er spricht
von fünfzehn Personen, nemlich sechs Söhnen, davon vier mit Rossen,
vier Töchtern, drei Pädagogen, dem das Schild erhebenden Amphion
[natürlich mit dem Knaben, sonst kommt die Summe nicht heraus]. Klar
ist ohne weiteres, daß der Zeichner auch die Amme für einen Päd-
agogen gehalten hat, ein Irrtum, der übrigens auch Winckelmann Kunst-

CI. CIL

kapelle in Araceli; s. M. A. Altieri 1 Nuptiali (ed. Cugnoni) 16;
Prosper Mandosi Biblioteca romana antica II nr. 96 p. 134; Bicci
Famiglia Boccapadoli p. 591 ss. p. y 16 ss. In der Renaissance vielfach
gezeichnet; auch ist es diese Platte, nicht wie Stark a. a. O. S. 11
und S. 187 irrtümlich annahm 316, die dem Polidoro Caldara da
Caravaggio als Vorlage für einen Teil seines jetzt zerstörten Frieses
an dem Hause Via della maschera d' oro nr. 7 gedient hat, der durch
eine Federzeichnung in der Corsiniana und durch die Stiche von

gesch. S. 337 [VI S. 56 f. Dresden] bei der Zeichnung Fig. 3i7/// begegnet
ist, und daß er das rechte Ende nicht mit gezeichnet hat. War nun 316
die Vorlage, so fand er schon auf der linken Hälfte vier Töchter, und er
müßte die von der Amme gestützte und die im Nacken getroffene über-
sprungen und gleich die beiden Reiter von der rechten Ecke angeschlossen
haben. Sehr wahrscheinlich ist das nicht, und es kommt hinzu, daß von
316 sonst keine Zeichnungen aus dem Cinquecento bekannt sind; um so
mehr von 317. War dies die Vorlage, so würde der Zeichner außer der
Niobe nur das im Nacken getroffene Mädchen, das sehr verstümmelt war
(s. 317"), und den Reiter rechts unten ausgelassen haben. Über den
Verbleib der Zeichnung habe ich nichts ermitteln können.

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