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Robert, Carl [Hrsg.]; Matz, Friedrich [Hrsg.]; Andreae, Bernard [Hrsg.]; Robert, Carl [Hrsg.]
Die antiken Sarkophagreliefs (3,3): Einzelmythen: Niobiden - Triptolemos ungedeutet — Berlin, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.12730#0043
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R. PERSEUS.

Ob ich recht getan habe eine besondere Kategorie von
Perseus-Sarkophagen zu statuieren ist mir nachträglich
zweifelhaft geworden. Matz hat zwar das Matteische Relief
330 sowohl in den Antiken Bildwerken als in seinen Sche-
den für diese Corpus zu den Sarkophagen gerechnet; allein
zu dieser Annahme paßt weder die für Sarkophage sonst
nicht zu belegende Komposition noch passen die Maße.
Die Länge würde wohl einem Kindersarkophage ange-
messen sein, aber die Höhe ist dafür viel zu groß. Dem
Gedanken, daß es ein Sarkophag für Erwachsene war und
die Platte links und rechts unvollständig ist, steht die
Schwierigkeit entgegen, daß sich nicht ausdenken läßt,
wie sich die Komposition nach beiden Seiten hin fortgesetzt
haben soll. So bliebe nur die Annahme übrig, daß die
Platte dekorativen Zwecken gedient hat, wobei aber die
neue Schwierigkeit entsteht, wie in diesem Falle der Raum
über der Mittelgruppe ausgefüllt werden konnte, da an eine
vorspringende Konsole kaum gedacht werden kann. Anders
stellt sich die Sache, wenn das Relief aus verschiedenen
Stücken zusammengesetzt ist, was Zoega und R. Rochette
Choix de peinttires p. 309 n. 31) behauptet hatten, aber
Matz und von Duhn bestreiten. Dann könnten die beiden
Eckgruppen und die Mittelgruppe von zwei verschie-
denen Sarkophagen herrühren, wenn letztere nicht, wie
Zoega urteilte, überhaupt modern ist. Aber auch dann
macht es neue Schwierigkeit sich den vorausgesetzten
Perseus-Sarkophag zu rekonstruieren. An eine kyklische
Szenenfolge ist natürlich nicht zu denken; höchstens kön-
nen die beiden Szenen die Ecken eines geriefelten Sarko-
phags gebildet haben, wie bei 331; aber auch dies ist wegen

der landschaftlichen Elemente und wegen des großen Luft-
raumes über dem Kopfe des Perseus in der Andromeda-
szene nicht wahrscheinlich. So bleibt nur die Annahme übrig,
daß wir es mit zwei dekorativen Wandreliefs zu tun haben,
die allerdings Gegenstücke bildeten. Die Mittelgruppe
kann, ihren antiken Ursprung vorausgesetzt, nur Teil eines
Frieses, nicht eines Sarkophags gewesen sein. Um zur
Ausfüllung des Raumes unter einem Medaillon zu dienen,
was auf einem Sarkophage der einzige für sie denkbare
Platz wäre, ist sie viel zu breit. Als im Hofe des Pal.
Mattei die Gerüste für Eichlers Tätigkeit aufgeschlagen
waren, hinderten mich Berufspflichten nach Rom zu reisen,
und Eichler hat leider versäumt, bei dieser Gelegenheit
das Relief durch einen damals dort anwesenden Archäolo-
gen untersuchen zu lassen. Das Fragment 3301 rührt zwar
sicher von einem Sarkophage her; da sich aber schwer aus-
denken läßt, wie eine Sarkophagvorderseite mit Szenen
aus dem Perseusmythos ausgefüllt werden konnte, muß mit
der Möglichkeit gerechnet werden, daß es von einem ge-
riefelten Sarkophage wie 331 stammt, der links die Tötung
der Medusa, rechts die Befreiung der Andromeda zeigte.
Bei dieser Sachlage kann man zweifeln, ob nicht sowohl 3301
als 331 richtiger unter die Rubrik Dekorativ zu stellen
gewesen wäre. Auf dem Sarkophage in Budapest 3311 ist
die Tötung der Medusa an der einen Schmalseite ange-
bracht, während an der andern und an der Vorderseite
andere Mythen dargestellt sind. 3302 wird schon seiner
Kleinheit wegen kaum von einem Sarkophag stammen und
ist auch von F. von Duhn nicht unter diese eingeordnet
worden.

Tafel CVII.

[330) FF.(?) Rom, Pal. Mattei im Hof eingemauert.
Fig. 330. L. 1,40. H. 0,54. Sehr hohes Relief. Zeichnung
von Eichler 1886.

*) Dieser hält die Perseus-Szenen für die Schmalseiten eines Sarko-
phags, wofür aber das Relief zu hoch ist. Es verdient auch Beachtung,
daß in den Monumenta Matthaeiana die Mittelszene von den Seitenszenen
gesondert abgebildet ist, und daß bei Bartoli die letzteren als personae
appictae bezeichnet werden.

Pal. Mattei ist 1616 erbaut worden.

Alte Zeichnung: dal Pozzo Windsor II 54.

Abbildungen: Bartoli Admiranda urbis Romae 1693 tav. 30.
Danach montfaucon V Antiquite expliquee et representee en figures
1719 I 1 XCIX fig. 5 (das Mittelstück; danach Spenge Polymetis
1747 //. XXX). Braun Zwölf Basreliefs 1845 S. i3r. — Venuti
ed ÄMADUZZl Monumenta Matthaeiana 1779 III tav. II r; tav. XXVIII
1. 2. Danach HlRT Bilderbuch für Mythologie 1805 I Taf. 7, 10 (das
Mittelstück). — raoul rochette Choix de peintures 1853 301.
 
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