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Robert, Carl [Hrsg.]; Matz, Friedrich [Hrsg.]; Andreae, Bernard [Hrsg.]; Robert, Carl [Hrsg.]
Die antiken Sarkophagreliefs (3,3): Einzelmythen: Niobiden - Triptolemos ungedeutet — Berlin, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.12730#0077
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TAFEL CXIV. CXV 350

435

beiden Seiten hin gehen. Die geknoteten Schlangen unter
dem Kinn sind nur bei dem Medusenhaupt der rechten
Schmalseite angegeben. An der Rückseite des Daches
Fig. 350C sind vier Reihen von Deckziegeln angebracht.
Von den Eckakroterien ist das rechte mit der Ledadar-
stellung schon im II. Bande Taf. II 8 abgebildet und
S. 9 besprochen worden. Im linken ist ein Hund mit Hals-
band unter einem Apfelbaume dargestellt; ob er an diesen
Baum festgebunden ist, läßt sich nicht entscheiden. Aber
da er den Kopf weit vorreckt, scheint er zu der Leda-
szene in Beziehung zu stehen. Es ist ein Künstlerwitz. Das
Tier beobachtet den wunderlichen Vorgang. An der Vor-
derseite des Daches fehlen die Deckziegel; sie ist glatt ge-
lassen und mit zwei großen Rebzweigen verziert, die aus
einer Amphora hervorwachsen. Rechts von der Urne greift
ein Amor mit ganz kurzen Flügeln nach einer reifen Traube,
links von der Urne erscheint ein ihm entsprechender zweiter,
der sich bisher mit einer kleineren Traube zu schaffen ge-
macht hat, nun aber gleichfalls nach rechts hinüberzulaufen
sich anschickt. In den Eckakroterien sind im höchsten Relief
zwei Porträtköpfe angebracht (vgl. auch die Textabbildun-
gen) ; links der einer alten Frau in der Frisur der Severia-
nischen Zeit, rechts der eines Mannes mit rasiertem Gesicht
und der Haartracht derselben Epoche. Der in der Antike un-
gewöhnliche Umstand, daß die Frau den Ehrenplatz ein-
nimmt, wird durch die auf den unteren Rand des Deckels
und den oberen des Behälters verteilte Inschrift erklärt:

P-AELIO SABINO-Q VIXIT ANNOS^-XXIIII - DIES^XLV^-
ANTONIA THI SIPHO- MATER • FILIO-PIENTISSIMO

Der Punkt hinter THI steht wirklich da; er gehört natür-
lich hinter ANTONIA und ist an falsche Stelle eeraten,
weil dem Steinmetz das erlesene Cognomen Tisipho (Kurz-
form von Tisiphone) unbekannt war.

P. Aelio Sabino q(ui) vixit annos XXIIII dies XL V
Antonia Tisipho mater filio pientissimo.

Also nicht ein Ehepaar, sondern Mutter und Sohn. Die
Mutter Antonia Tisipho hat für ihren im 25. Lebensjahre
verstorbenen Sohn P. Aelius Sabinus den Sarkophag an-
fertigen lassen.

An der das Geison markierenden unteren Schräge des
Deckels ist in der Mitte die ascia eingemeißelt. Antonia
hatte sich also vorbehalten an dem Sarkophage noch Ver-
änderungen vornehmen zu lassen, s. Mau in Pauly und
Wissowas Real-Enzyklop. II S. 1523 und Gummerus Arch.
Jahrb. XXVIII 1913 S. 114, vielleicht sollte auch das Mittel-
feld der Rückseite noch eine bildliche Darstellung oder die
Grabschrift der Mutter Antonia erhalten; denn daß auch
diese später in dem Sarkophage beigesetzt wurde — ohne
Zweifel nach ihrer eigenen Bestimmung — ergibt sich dar-
aus, daß in ihm zwei Skelette gefunden wurden; s. oben
S. 432.

Aus dem Anfang des dritten Jahrhunderts.
 
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