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Robert, Carl [Hrsg.]; Matz, Friedrich [Hrsg.]; Andreae, Bernard [Hrsg.]; Robert, Carl [Hrsg.]
Die antiken Sarkophagreliefs (3,3): Einzelmythen: Niobiden - Triptolemos ungedeutet — Berlin, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.12730#0086
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444

PROMETHEUS

stattfinde. Hinter Sol lagert Oceanus mit dem Steuer-
ruder in der Rechten und dem Seedrachen zur Seite; ob
er Krebsscheren im Haar hat, ist nicht ganz deutlich. Diese
Figur steht sowohl zum Sonnengott, der aus seinen Fluten
aufgeht, wie auch zur kleineren Tellus in der rechten un-
teren Ecke als deren Gegenstück in Beziehung. Endlich
ist links von der größeren Tellus die Gruppe von Amor
und Psyche angebracht.

Die linke Ecke und der größte Teil der linken Schmal-
seite Fig. 355 a wird durch die Vulcanschmiede eingenom-
men. Vulcan, der wie auf 351 in der Mitte sitzt, mar-
kiert, in hohem Relief gebildet, die Ecke. Sein Kopf und
sein rechter Arm sind modern; den echten bärtigen mit
dem Pileus bedeckten Kopf und den rechten Arm mit dem
Hammer zeigen die Abbildungen von Bartoli und Mori,
s. Fig. 355 a'. Die Beschädigung und fehlerhafte Ergänzung

wird, wie bereits oben

S. 441 bemerkt worden
ist, im Jahre 1816 statt-
gefunden haben. Neben
dem Amboß steht wie-
der das Gefäß mit Was-
ser. Am Hämmern be-
teiligen sich hier außer
dem Meister nur zwei
Cyclopen, die auf Vor-

355 a' nach Morl der-und Schmalseite ver-

teilt sind. Der auf der
Vorderseite hat, was Eichler entgangen ist, gleichfalls einen
modernen Kopf; den echten zeigen die älteren Abbildungen.
Hinter dem Cyclopen auf der Schmalseite erscheint der
Hochofen mit dem den Blasebalg bedienenden Schmiede-
knecht. Wir haben es also mit einer Abbreviatur der Feuer-
raubszene zu tun, bei der die Figur des Prometheus weg-
gelassen ist. An der Stelle, wo wir sie erwarten würden,
finden wir Adam und Eva unter dem Apfelbaume. Eva
steht am Fuße des Baumes und bedeckt ihre Scham mit bei-
den Händen; Adam steht auf einem Felsblock, wendet den

Kopf nach dem Baume zurück und hebt erschrocken die
Rechte; mit der Linken bedeckt er sein Geschlechtsglied. Die
Szene spielt also nach dem Sündenfall. Den spätheidnischen
Vorstellungen von den Anfängen des Menschengeschlechts
wird hier der jüdisch-christliche Glaube gegenübergestellt.

An der rechten Ecke und auf der anstoßenden Schmal-
seite Fig. 355b ist die Befreiung des Prometheus dar-
gestellt. Der an den Felsen geschmiedete vom Adler zer-
fleischte Prometheus nimmt als Gegenstück zu Vulcan
genau die Ecke ein. Seine Stellung ist dieselbe wie auf
351'. Hingegen kommt Hercules hier von rechts heran,
hat auch noch nicht geschossen, sondern zieht eben die
Sehne an. An der Seite trägt er den Köcher, im Haar
eine Rollbinde. Löwenfell und Keule hat er hinter sich
beiseite gelegt. Darüber lagert auf einem überhängenden
Felsen neben einem Baume der Berggott Caucasus mit
einem Ast in der Linken und einem Trinkhorn in der Rech-
ten als Anspielung auf die Quellen des Gebirges.

Der Deckel (s. die Textabbildungen Fig. 355'. Fig. 355")
hat die Form einer Kline. Die beiden Seitenlehnen laufen
unten in Delphinköpfe aus und sind an ihren Außenseiten
mit einem Akanthusornament geschmückt. Der jugendliche
Tote, der auf der mit Gurten versehenen Matratze ruht, hat
die Augen geöffnet, stützt den Kopf in die Linke und hält
in der Rechten zwei Mohnstengel als Symbol des ewigen
Schlafes. Das kurzrasierte Haar entspricht der Mode des
angehenden dritten Jahrhunderts; in den Gesichtszügen hat
man Ähnlichkeit mit Diadumenianus finden und diesem den
Sarkophag vindizieren wollen. Kann hiervon auch nicht
die Rede sein, so ist dadurch doch die Zeit des Sarkophags
richtig bestimmt. Neben der rechten Hand des Knaben
liegt sein Lieblingshund. Am Kopfende sitzt ein Knabe
mit einer Traube in der Rechten und einer Taube in der
Linken, die an dieser Traube pickt. Von einer entspre-
chenden Figur am Fußende sind noch das rechte Füßchen,
Gewandstücke und ein Rest des Vogels erhalten.

Aus der ersten Hälfte des dritten Jahrhunderts.

II. ZWEITE KLASSE, ZWEISZENIG.

356) S. Paris, Louvre, Salle du Sarcophage d'Adonis.
Fig. 356. Fig.356a. Fig.356b. L. 2,19. H. 0,68. T.l.0,56,
r. 0,66. Fig. 356 und Fig. 356 b Zeichnung von Eichler
1873, Fig. 356 a von Ch. Emonts 1904.

Früher in Arles, in der Krypta von Saint-Honorat, wo er als
Grab eines Bischofs diente; am 13. Februar 1823 von der Stadt Arles
dem König Ludwig XVIII. geschenkt und alsbald im Louvre, in
einem zu einem Sammlungssaal umgebildeten früheren Hofe, aufge-

stellt, MlCHON Statues antiques trouvees en France au Musee du Louvre
[Memoires de la Societe nationale des Autiquaires de France, ser. VI
t. IX 1901 ngss.) p. 41 des Extraits.

Abbildungen: MlLLlN Atlas pour servir au Voyage dans les
departemens du Midi de la France 1807 III pl- 65, 2 (nur die Vorder-
seite). — Noble-Lalauziere Abrege chronologique de Vhistoire dArles
1808 pl. 17,8. 9. pl. 19,1. (Diese Abbildungen waren wie alle in dem
Werke veröffentlichten Tafeln im Jahre 1788 für die von dem 1793
verstorbenen Pater Dumont geplante Schrift über die Altertümer von
 
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