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Robert, Carl [Hrsg.]; Matz, Friedrich [Hrsg.]; Andreae, Bernard [Hrsg.]; Robert, Carl [Hrsg.]
Die antiken Sarkophagreliefs (3,3): Einzelmythen: Niobiden - Triptolemos ungedeutet — Berlin, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.12730#0087
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TAFEL CXVI. CXVII 355. 356

445

Arles von A. Raspal gezeichnet und von J. G. Guibert gestochen
worden; der Neffe von Lalauziere, M. de Lagoy, hat sie wieder
aufgefunden und dem Werke seines Oheims angehängt.) — Bouillon
Musee des Antiques III 1827 [Bas-reliefs) pl. 9, 1. — Clarac Musee
de sculpture II 1829. 1830 pl. 209, 298 nr. 765 (Schmals.), pl. 216, 298
nr. 768 (Vorders.). Danach Brunn Vorlegebl. Taf. 8 A; Wiener Vor-
legebl. Ser. D Taf. n, 1. — Overbeck Griech. Kunstmyth. 1872
Taf. XII 16 (nur der Neptun nach Photogr.). — E. Esperandieu Bas-
reliefs de la Gaule romaine I 1807• p. 140 ss. (nach Photogr.).

Literatur: seguier Ms. 124 auf der Bibliothek zu Nimes Fol. 91
Nr. 17; MlLLlN Voyage dans les depart. du Midi III544 ss.; Welcker
Zeitschrift für Geschichte und Auslegung der alten Kunst 1818 S.209f.;
clarac Second Supplement a la description des Antiques du Musee royal
nr. 768; ders. Description du Musee royal des Antiques du Louvre
1830/.283-J.f. «r.768; ders. Musee de sculptureTI 1841 /.201./.731;
St. Victor bei Bouillon a. a. O. p. 11 s.; Raoul Rochette Monuments
inedits 1827—1833 p. 232; Böttiger Ideen zur Kunstmythologie II
1836 S. 392 ff; J. J. Estrangin Description de la ville cCArles 1845
p. 280; O.Jahn Arch.Beitr. S. 138 A. 70. S. 169 A. 193 |5; Ders. Ann.d.
Inst. XIX 1847/. 308; Ders. Ber. d. sächs. Gesellsch. I 1849 S. 1160A.
XIII 1861 S. 294 A. 11; collignon a. a. O. p. 425 s. nr. 173; de Lau-
riere Congres archeologique de France XLIII 1876 794; overbeck
a. a. O. III S. 300 Nr. 1; Fröhner Notice de la sculpture antique du
Louvre I 1878 p. 443^. nr. 490; M. Albert Le culte de Castor et
Pollux 1883 p. 159J. nr. 199; Konitzer a. a. O. p. 2%s.\ Catalogue
sommaire des marbres antiques du Louvre 1896 p. 20 nr. 539; MlCHON
a.a.O./. 43./. 47; Bapp a.a.O. S.3105; Esperandieu a. a. O. p. 129 ss. v

Die Vorderseite Fig. 356 steht bezüglich des Kompo-
sitionsschemas unter allen Sarkophagen einzig da. Während
nämlich die zweite spätere Szene die Mitte einnimmt, ist
die erste, in zwei Hälften zerlegt, an die Ecken gestellt.
Aber auch in der Mittelszene sind die beiden zusammen-
gehörigen Hauptfiguren an die Enden gerückt und durch
Nebenfiguren weit voneinander getrennt. Man wird vermuten
dürfen, daß hierfür weniger eine besondere Richtung der
Provinzialkunst, als der individuelle Einfall des Bestellers
maßgebend gewesen ist.

Die linke Ecke wird durch die Darstellung der Men-
schenschöpfung eingenommen. Prometheus sitzt hier
nicht wie sonst auf einem Felsen, sondern auf einem Stuhl,
über den eine Decke gebreitet ist. Neben ihm steht der
Korb mit den Tonklößen. Das auf ein viereckiges Postament
gestellte Menschengebilde hat er mit dem linken Arm um-
faßt, während die Rechte noch an seiner Brust modelliert.
Weiter rechts steht ein zweites Menschengebilde auf dem
Erdboden. Minerva, die hier ihren Platz hinter Prome-
theus erhalten hat, legt die Rechte wie beratend auf deseen
Schulter; von dem Speer, auf den sie die linke Hand stützte,
ist am oberen Rande noch die Spitze und auf ihrem linken
Unterarm noch ein Teil des Schaftes erhalten. Die Anima,
die das Gebilde beleben soll, erscheint weit abseits am
rechten Ende; ganz in ihren Mantel gehüllt steht sie auf
einen Pfeiler gelehnt mit mißmutigem Gesichtsausdruck da.
Vor ihr erscheint im Reliefgrunde ihr Geburtsstern. Eine
Parze, Atropos, mit Federn über der Stirn wie auf 351,

redet ihr ermunternd zu, indem sie die Hand auf ihren Arm
legt. Vielleicht gehört zu dieser Gruppe auch noch die ge-
lagerte Frauengestalt in der r. unteren Ecke, gegen deren
Deutung als Tellus der Pinienzweig in ihrer Linken, der
Kranz von unbestimmbaren Blättern in ihrem Haar und
die Art wie sie den Mantel emporhebt — man könnte mei-
nen um sich zu verschleiern — zu sprechen scheinen. Die
Attribute würden für die Winterhore passen, nur daß man
nicht weiß, was diese hier zu suchen hat.

In der zweiten Szene, die die Mitte einnimmt, links
Mercur die geflügelte und in kleineren Dimensionen ge-
bildete Anima entführend, fast genau wie auf 355; erträgt
einen Flügelhut und den Caduceus, dessen Spitze oben
rechts unter der Randleiste erhalten ist. Am rechten Ende
dieser Szene die sitzende Parca, ähnlich wie auf 355. Doch
streckt sie hier, wie ihren Schicksalsspruch verkündend, die
rechte Hand aus und hält in der linken die geöffnete Rolle,
auch ist sie ganz bekleidet; neben ihr steht auf einem ähn-
lichen Pfeiler, wie in der ersten Szene das Menschengebilde,
ihr Tintenfaß, wofür an den von Birt a. a. O. S. 69 f. zitier-
ten Martialvers X 44,6: omnis scribitur hora tibi erinnert wer-
den mag. Während man nun zwischen Mercur und Parca
den entseelten Körper zu finden erwarten würde, ist dieser
ganz weggelassen. An seine Stelle sind in beträchtlichem
Abstände voneinander drei kleine allegorische Gruppen ge-
treten. Zuerst zwischen den Beinen Mercurs Amor und
Psyche, wie auf 355; doch sind hier auch noch Bogen und
Köcher des Amor am Boden stehend eingeschoben. Dann
genau in der Mitte der Bildfläche zwei kleine nackte männ-
liche Figuren. Die eine liegt auf den linken Ellbogen gestützt
am Boden und hebt den rechten Arm empor, man sollte mei-
nen um nach der Fackel zu greifen, die die zweite herankom-
mende Figur im linken Arm trägt. Dann würde es sich um
eine Vorstellung wie das vitai lampada tradere des Lucrez
handeln. Schwierigkeiten machen dabei nur die Bruchstelle
am Mantel der folgenden Parze und die Form des Bruches
am rechten Oberarm der liegenden Figur, die darauf hinzu-
deuten scheinen, daß diese selbst einen Gegenstand in der
rechten Hand hielt, wodurch das Greifen nach der Fackel
ausgeschlossen sein würde. Es könnte jedoch gleichfalls eine
Fackel gewesen sein, die an der brennenden der herankom-
menden Figur angezündet werden soll. Endlich vor der Parca
eine Gruppe von zwei sich umschlungen haltenden Figuren,
die aus dem Maul einer herankriechenden Schlange ein Ge-
wächs in Empfang nehmen. Hier haben wir ohne Zweifel
eine Parallele zu dem Motiv aus der Geschichte von Poly-
eidos und Glaukos1), die von Aischylos in seinen Kpfjaaat,

*) Apollodor III 3, 3 von dem mit dem toten Glaukos, den er wie-
der beleben soll, in das Grabmal eingeschlossenen Polyidos: iv dpjjjavftf
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