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Robert, Carl [Hrsg.]; Matz, Friedrich [Hrsg.]; Andreae, Bernard [Hrsg.]; Robert, Carl [Hrsg.]
Die antiken Sarkophagreliefs (3,3): Einzelmythen: Niobiden - Triptolemos ungedeutet — Berlin, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.12730#0118
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476

PROSERPINA

Minerva ist hier wie bei der ersten Gruppe zu der
Entführungsszene gezogen. Mit Helm, Ägis und Schild ge-
rüstet läuft sie hinter dem Wagen her und legt ihren vor-
gestreckten Arm um Proserpina, um sie dem Räuber zu
entreißen. Proserpina zieht mit der Linken den Mantel
über den Kopf, wie um sich vor Pluto zu verhüllen; ihre
Blicke sind auf Minerva gerichtet. Pluto blickt, ohne sich
um Minerva zu kümmern, nach rechts. Neben dem Ge-
spanne des Pluto läuft mit rückwärts gewandtem Kopfe
eine weibliche Figur her, auf deren Rücken Zoega einen
Köcher und in deren Linken er einen Bogen erkannt haben
will und die er daher Diana nennt: di qua dei cavalh ve-
desi Diana con tunica talare e peplidio, cinta la testa corrosa,
agli omeri il turcasso nella s. I'arco. Duhn bestätigt Zoegas
Beobachtung, während weder in dal Pozzos Zeichnung noch
im Stich der Galleria Giustiniana noch bei Eichler diese
Reste wiedergegeben sind. Jedenfalls wird die Deutung
auf Diana auch durch den Vergleich mit einigen Exem-
plaren der zweiten Gruppe der dritten Klasse 401. 402
empfohlen; offenbar will sie den Pferden in die Zügel
fallen, um die Entführung zu hindern. Auf der anderen
Seite des Gespanns erschien der die Pferde leitende Mer-
cur; s. Fig. 390', vgl. 391. Über dem Gespanne fliegt
Amor; darunter liegt Oceanus. Statt des Füllhorns, das
er Fig. 390' hält, wollte Zoega vielmehr ein Ruder er-
kennen, dem das sehr zerstörte Attribut in der Tat sehr
ähnlich sieht. Von dem Amor, den Fig. 390' gibt, ist nur
noch ein verstümmelter Rest erhalten, durch den sich Zoega
an Scylla erinnert fühlte. Sehr ähnlich nur viel aufgereg-
ter kehrt diese Gruppe auf einem südgallischen Grabsteine
aus Martres-Tolozanes wieder, EspErandieu Basreliefs de la
Gaule romaine II 35 «.898, Hekler Österreichische Jahres-
hefte XV 1912 S. 185 Abb. 124. Ganz besonders deutlich ist
hier die Rolle der Diana, die, indem sie das zweite Pferd
am Zügel faßt, den Oberkörper weit zurückbeugt und sich
von dem Gespanne schleifen läßt. Ihr entspricht, wie auf
390, an der linken Seite der Pferde Mercur. Im übrigen
finden sich allerdings viele Abweichungen, so erscheint, ab-
gesehen von der viel drastischeren Gruppe von Pluto und
Proserpina, Minerva oberhalb der Pferde, unter diesen ist
statt des Oceanus als chthonisches Symbol des Pluto eine
Schlange angebracht, die auch auf einem Grabmale aus
Kosztolacz (Hekler a.a.O. S. 184 Abb. 123) wiederkehrt.

Die linke Eckszene zeigt die suchende Ceres mit zwei
Fackeln, die sie wie auf 389 hält. Ihren Wagen lenkt die
Trepidatio, deren Figur jetzt sehr zerstört, aber auf
dem Stich der Galleria Giustiniani ähnlich wiedergegeben
ist wie Fig. 390'. Neben den Schlangen liegt am Boden
Tellus mit einem Füllhorn in der Linken, s. Fig. 390'.
Ihre rechte Hand ist erhoben, eine Gebärde, die offenbar
der Mittelszene gilt, zu der Tellus hier in ähnlicher Weise
überleitet, wie auf 387 Minerva.

„Lavoro cattivo e per indizi del costume e del ritratto da
credersi appartenente ai tempi di Traian Decio e suceessor?"
Zoega.

391) S. Mazzara, Kathedrale, in der Vorhalle so ein-
gemauert, daß die Schmalseiten fast ganz unsichtbar sind.
Fig. 391. L. 1,98. H. 0,54. Zeichnung von Eichler 1876.

Zwei übereinander stehende Löcher in der Mitte der Vorderseite
beweisen, daß der Sarkophag eine Zeitlang als Brunnentrog gedient
hat. Zuerst erwähnt von Franc. Tardia 1765, Cod. Pa?iormit.
Qq. 171 E., s. Bd. II S. 105 unter 86.

Abbildungen: Houel Voyage pittoresque des isles de Steile,
de Malte et de Lipari I 1782 pl. 14. Danach müller-WlESELER
Denkmäler der alten Kunst II Taf. 9 Nr. 102. — Overbeck a. a. O.
Atlas Taf. XVII 24 (nach Photographie mit Benutzung von Eichlers
Zeichnung).

Literatur: Tardia a. a. O.; J. h. von Riedesel Reise durch
Sicilien und Großgriechenland (1767) 1770 S. 10; houel a. a. O. p. 21;
St. Non Voyage pittoresque ou description des royaum.es de Naples
et de Steile IV 1, 1785,/. 182 ; M. Fr.MÜNTER Nachrichten von Neapel
und Sizilien auf einer Reise in den Jahren 1785 und 1786 gesammelt,
1790 S.244; Welcker Annali dePInstituto V1833/. 146 nr. 1; C.VlTO
pugliese Topografia di Selinunte 1835 p.b<\s.\ welcker bei C. O.
Müller Archäologie der Kunst 3. Aufl. 1848 S. 535; Hübner Bullet-
tino deWInstituto 185 7 p. 55 ; Müller-Wieseler a. a. O. II S. 1 o (S. 42);
Gerhard a. a. O. S. 402 f. (Ges. Abh. II S. 476) Nr. 23; Schubring
Nachrichten von der K. Gesellschaft der Wissenschaften 1865 S.440ff.;
Förster a. a. O. S. 170 fr. Nr. 6; Overbeck a. a. O. S. 620 Nr. 19;
CäSTIGLIONE Sülle cose anticke della citta di Mazzara 1878 p. %\s.\
J. J. Adria Topographia Mazaria p. 26.

In der Mitte der Vorderseite Fig. 391 Pluto und Pro-
serpina wie auf 389. 390. Nur legt Proserpina hier ihre
Linke auf die Brust, ihre Rechte auf den am Boden neben
ihr stehenden Blumenkorb, auf den auch ein von links heran-
tretender Amor seine beiden Händchen legt. Die schein-
bare Untätigkeit des Pluto beruht nur auf der starken Zer-
störung; es ist nicht ausgeschlossen, daß er wie auf 390
Porträtzüge trug. Für diese Klasse ist es singulär, daß
attch Mercur schon bei dieser Szene zugegen ist, während
dies bei der dritten Klasse häufiger vorkommt. Er trägt
hier den Flügelhut; seine Rechte, die vermutlich den jetzt
nicht mehr kenntlichen Caduceus hält, ist gesenkt, das
Antlitz dem Pluto zugewandt.

In der Entführungsszene am rechten Ende läuft Mi-
nerva hinter dem Wagen her wie auf 390. Hinter ihr
wird Venus sichtbar, die in der Linken ein Szepter hält
und die Rechte auf die Brust legt. Proserpina ist in ähn-
licher Haltung dargestellt wie auf 387. 389. Pluto wendet
ihr, wie dort, sein Antlitz zu, faßt aber mit der weit vor-
gestreckten Rechten die Zügel. Über den Pferden schwebt
ein Amor, in dessen Linken der Rest einer Fackel erhal-
ten ist. Mercur befindet sich wie auf 387. 390 auf der
linken Seite der Pferde. Unter diesen liegt der sehr klein
gebildete Oceanus, dessen Antlitz, wie das des Pluto, in-
 
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