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Robert, Carl [Hrsg.]; Matz, Friedrich [Hrsg.]; Andreae, Bernard [Hrsg.]; Robert, Carl [Hrsg.]
Die antiken Sarkophagreliefs (3,3): Einzelmythen: Niobiden - Triptolemos ungedeutet — Berlin, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.12730#0151
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Y. TRIPTOLEMUS.

Der einzige Vertreter dieses Mythus wäre besser oben
den Proserpina-Sarkophagen angereiht worden, da seine
Handlung, wie sich zeigen wird, der jährliche Abschied
der Proserpina von ihrer Mutter ist. Wenn dies nicht ge-

schehen ist, so liegt der Grund darin, daß bei der Anord-
nung der Tafeln noch Triptolemus irrtümlich für die Haupt-
figur angesehen wurde.

Tafel CXXXVI.

432) S. Wilton House. Fig.432. Fig.432a. Fig. 432b.

(s. auch die Textabbildungen). L. 2,00. H. 0,65. T. 0,60.
., The marble is certainly not Attic, neither Pentelic nor Hymcitic,
but the dry, opaque, blue-gray grain traversed by blackish
streaks suggesis {Southern?) Italy." Michaelis. Nach Photo-
graphie.

Im Jahre 1716 in Paris im Besitze von FOUCAULT. Damals
machte de BOZK über die Herkunft folgende Mitteilungen [Membires
de litterature de V Academie des inscriptions IV 1723 p. 648): „Des
voyageurs qui Pavoient decouvert datis des ridnes pris d^Atheues, le
transporterent en France pour en faire present a M. le cardinal
de Richelieu; mais le Cardinal s^etant trouve mort a leur arrivee
(1642), il demeura comme ignore cntre les mains dune per sonne de
la maison de RoSTAING, dou il est passe clepuis quelques amiees en
Celles de M. foucault Conseiller d'Etat et juste estimateur de ces
r est es precieux." Wenn Ant. Galland, der Reisebegleiter des Mar-
quis von Nointel nach Boeckes Mitteilung (CIG. I 926) in einem
ungedruckten Briefe an Graevius die Inschrift des Sarkophags in
Athen kopiert zu haben behauptet, so ist das, wie Michaelis gezeigt
hat, jedenfalls chronologisch unmöglich, mag man nun mit ihm eine
Verwechslung von Athen und Athies, wo foucault ein Haus mit
Antiken besaß, annehmen, in welchem Falle ein Versehen von boeckh
vorliegen müßte, oder nicht. Aber Matz und Michaelis halten auch
die Angabe des de BOZE für unrichtig, weil der Sarkophag aus itali-
schem Marmor bestehe und jedenfalls in Italien, wahrscheinlich in
Rom gearbeitet sei. Dies ist unzweifelhaft richtig, schließt aber die
Glaubwürdigkeit von de Bozes Fundangabe nicht aus. Denn so gut
man in Rom Sarkophage aus Athen bezog, ebensogut konnte eine nach
Attika verschlagene Römerin den Sarg für ihren Gatten in Rom an- [
fertigen lassen, weil ihr die heimische Sarkophagform besser gefiel.
Daß der gleiche Fall bei einem in Kreta gefundenen römischen Sar-
kophage vorliegt, der sich jetzt in Cambridge befindet, haben schon
Förster Raub d. Proserp. S. 264 und Michaelis Arch. Zeit. XXXII
1874 S.64 hervorgehoben. Es kommt hinzu, daß die Darstellung nicht
bloß auf Sarkophagen ein Unicum ist, sondern auch ganz den Eindruck
macht, als ob für ihre Wahl und Komposition die Wünsche der Be-

stellerin, vielleicht auch eine testamentarische Bestimmung ihres Gatten
maßgebend gewesen seien. Diese Hypothese würde es erklären, warum
die eigentliche Handlung die Fläche nicht füllt, so daß der Verfer-
tiger genötigt war, zur Raumfüllung eine ziemlich heterogene Gruppe
hinzuzusetzen. Daß zwischen dem Eintreffen des Sarkophags in Frank-
reich (1642) und seiner ersten öffentlichen Erwähnung (1716) 74 Jahre
liegen, genügt ebenfalls nicht, um die Nachricht zu verdächtigen. So
lange konnte sich eine mündliche Tradition sehr wohl erhalten, zumal
de Boze auch den früheren Besitzer namhaft zu machen weiß. Für
Wilton House scheint der Sarkophag bald nach 1723 erworben wor-
den zu sein, nachdem foucault 1722 gestorben war.

Alter Stich: F. Herting „ex Museo Nicolai Josephi FmcaiUi
comitis Consistoriaui" (ToPHAMiANUS Eton Bn 15, 93).

Abbildungen: Memoires de litterature de PAcademie des in-
scriptions IV 1723 p. 648. —' montfaucon L'Antiquite expliquee et
representee en figures 1722 I 1 pl. 45, 1. Danach gerhard Antike
Bildwerke 1839 Taf. CCCX 1. 2 (danach Müller-Wieseler Denk-
mäler der alten Kunst II Taf. io; 117). — overbeck Griech. Kunst-
mythologie Atlas 1878 Taf. 15, 3 (nach Zeichnung von ElCHLER 1873).
Danach Brunn Kleine Schriften I 1898 S. 61 Abb. 21.

Literatur: de Boze a. a. O. 648. p. 663; montfaucon a. a. 0.
p. 86 ss.\ Muratori Novus thesaurus veterum inscriptionum III 1770
p. MCCCIX 8; james kennedy A Description of the Autiquities and
Curiosities in Wilton House 1769 p. 39; welcker Zeitschrift für Ge-
schichte und Auslegung der alten Kunst 1818 S. 100 ff.; Zoega ebd.
S. 101 A.9; CIG I 1828 nr. 926; Gerhard Prodromus mythologischer
Kunsterklärung 1828 S. 399f.; Waagen Künstler und Kunstwerke in
England II 1838 S. 277; Ders. Treasures of Art in Great Brilain
1854 III p. 147 nr. 137; Müller-Wieseler a. a. O. S. 48 f.; O.Jahn
Archäologische Beiträge 1847 S. 59 A. 25; newton Notes an the
Sculptures at Wilton House 1849 21«. nr. 137; Stephani Compte
rendu 1859 S. 50; Gerhard Abhandlungen der Berliner Akademie
1864 S. 422 Nr. 53 (Ges. Abh. II S. 502 f. Nr. 53); Conze Archäo-
logischer Anzeiger 1864 S. 175*f. Nr. 137. S. 209*; Strube Studien
über den Bilderkreis von Eleusis 1870 S. 59; Preller Griech. Mytho-
logie 3. Aufl. 1872 I S. 629 A. 3 (4. Aufl. I S. 763 A. 3); Matz Ar-

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