Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Robert, Carl [Hrsg.]; Matz, Friedrich [Hrsg.]; Andreae, Bernard [Hrsg.]; Robert, Carl [Hrsg.]
Die antiken Sarkophagreliefs (3,3): Einzelmythen: Niobiden - Triptolemos ungedeutet — Berlin, 1919

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.12730#0158
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
5i6

UNGEDEUTET

einer Peitsche in der Rechten; diese Figfur kehrt orenau so

an derselben Stelle bei II 74 wieder, wo sie infolge der star-

also im Gespräch mit dem Jüngling links begriffen zu sein.
An ihrer rechten Seite im Reliefgrund steht ihr am Boden

ken Zerstörung im Text S. 88 nicht richtig beschrieben ist. schnuppernder Jagdhund. Rechts von dieser Jägerin sind

Die beiden auf diesen Postamenten stehenden dekorativen die gespreizten Beine eines mit dem Mantel bekleideten

Eckfiguren sind langlockige Jünglinge, die die Wange traurig Jünglings erhalten, genau in derselben Stellung wie die

auf die eine Hand stützen, während der Ellenbogen des- des Melanion auf 216—218, nach dem man sich also diese

selben Armes in der andern Hand ruht; das eine Bein ist
kreuzweise über das andere geschlagen; bekleidet sind die
Jünglinge mit gegürtetem und geschürztem Ärmelchiton,

Figur zu ergänzen haben wird. Danach hielt er in der
erhobenen rechten Hand einen Speer, mit dem er zum
Wurf nach rechts ausholte. Hinter seinem linken Fuß wird

einem auf der Schulter gehefteten Mantel und Stiefeln. die Hinterpfote eines Hundes sichtbar. Der dann rechts
Die obere Randleiste der Vorderseite und der beiden folgende sehr verscheuerte Rest ist schwer zu deuten; nur

Schmalseiten ist wie bei II 23. 74. III 144. 216 verziert,
aber während dort ein lesbisches Kymation den oberen Ab-
schluß bildet, ist hier an den Schmalseiten ein glatter, an
der Vorderseite ein umrandeter Streifen und an jeder Ecke
der Vorderseite ein umrandetes, mit einem Rankenornament
geschmücktes oblonges Feld angebracht als Auflager für die
beiden Lehnen der Kline, als welche der Deckel gestaltet
ist. Von diesem sind ungefähr das rechte Drittel und ein
Fragment von der vorderen linken Ecke erhalten und von

bemerkt man links eine Gewandfalte, und da die Beinspalte
nicht zu erkennen ist, scheint es ein mit Gewand beklei-
deter Unterkörper zu sein, der dann wieder von einer
Jägerin herrühren müßte. Von dem einen Fuße dieser
Figur rührt vielleicht der verstümmelte Rest vor dem lin-
ken Fuße des Jägers her; dagegen ist von ihrem anderen
Fuße keine Spur zu entdecken. Denn der nächste am
unteren Rande erhaltene plastische Rest ist der Vorderfuß
eines Tieres, der auffallenderweise mehr wie ein Huf als

Kaludis zusammengefügt worden. Die Lehnen der Kline wie eine Pfote aussieht, aber doch wohl einem Jagdhunde

sind mit Ranken, die Gurten der Matratze mit Efeu verziert. gehören muß. Dann ein rechter, nach links gewandter

Erhalten ist weiter der Oberkörper der auf der Kline gela- Fuß eines sonst völlig verlorenen Jägers, darauf noch ein

gerten Toten, und zwar scheint es, daß diese allein verewigt Jäger, in derselben Stellung wie auf 216—218 Meleagros.

war, nicht, wie sonst üblich, in Gesellschaft ihres Gatten. An diesem Teile der Vorderseite ist, wie bereits bemerkt,

ein Stück nach der 'E«pi]|iepic ctp^asoXo-jizt] ergänzt; das hier-
An der linken Ecke der Vorderseite Fig. 433 steht hin gehörige antike Stück ist, wie gleichfalls schon bemerkt,
nach rechts gewandt ein nackter Jüngling, von dessen lin- bei Pomtow a. a. O. abgebildet (danach unsere Textabbil-
ker Schulter ein Mantel herabhängt; darüber wird das düng). Erhalten ist der mittlere
obere Ende eines Jagdspießes, mit Widerhaken an der Teil der rechten Eckfigur, das
Spitze, sichtbar, den er in der linken Hand gehalten haben Vorderteil eines Ebers und das
muß. Dieser Jagdspieß ist das von Xenophon Kyncg. 10, 3 rechte Bein des dahinter stehen-
für die Eberjagd vorgeschriebene TtpoBoXiöv. Der rechte den Jägers. An der rechten un-

Arm war gebogen und vorgestreckt, vermutlich gestiku- teren Ecke des Sarkophags die Fragment von 433

lierend. Dann folgt ein nach rechts schreitender Mann, in Vorderbeine des Ebers und Ter-

flatternder Chlamys, der seinen bärtigen Kopf nach links rain. Über dem Rücken des Ebers wird ein nach links

zurückwendet. Mit dem rechten Arme umfaßt er den Kopf gewandter Jäger sichtbar, der im Begriffe ist mit einem

eines Ebers, dessen Auge zwar etwas zusammengekniffen, Pedum auf das Tier loszuschlagen. Er entspricht genau

aber doch deutlich geöffnet ist. Der Körper dieses Tieres, dem Theseus auf den Meleagros-Sarkophagen 216 — 218.

von dem man Hals und Brust und im Grunde hinter den Es waren also, wenn die vorstehenden Darlegungen zutref-

Beinen des Jünglings Flanke und Rücken, endlich noch wei- fen, an dem Jagen vier Jäger und eine Jägerin beteiligt,
ter rechts das rechte Vorderbein nebst dem Huf erkennt.

erscheint merkwürdig schlaff. Man kann im Zweifel darüber

Auf der linken Schmalseite Fig. 433a steht ein nack-

sein, ob der Mann das lebende Tier gewaltsam emporreißt, ter Jüngling, der mit der Linken ein Pferd am Zügel hält

wofür seine große Kraftanstrengung sowie die feste Stel- und die Rechte auf eine Lanze stützt. Hinter den Beinen

lung des Hufes auf dem Boden zu sprechen scheinen, oder des Pferdes wird ein geduckter Eber mit mächtig ge-

ob er das tote unterm Arme hält, wobei er es aber recht sträubten Rückenborsten sichtbar, vgl. Ovid Met. VIII 286

ungeschickt anfassen würde. Diesen beiden Männern gegen- stantque velut vallutn, velut alta hastilia setae. Am linken

über steht eine Jägerin in geschürztem Chiton und hohen Rande ist neben der Eckherme der Rückseite ein mäch-

Jagdstiefeln. Nach Fig. 433', wo die Wendung und Be- tiger geflochtener Korb angebracht, als ob er dort auf-

wegung der Figur im übrigen vollkommen unrichtig wie- gehängt wäre. Aus diesem Korbe ragte eine ganz kleine

dergegeben ist, streckte sie den rechten Arm aus, scheint Figur heraus, die jetzt durch den Bruch bis auf das rechte
 
Annotationen