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Robert, Carl [Hrsg.]; Matz, Friedrich [Hrsg.]; Andreae, Bernard [Hrsg.]; Robert, Carl [Hrsg.]
Die antiken Sarkophagreliefs (3,3): Einzelmythen: Niobiden - Triptolemos ungedeutet — Berlin, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.12730#0171
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TAFEL CXLI. CXLII 436. 437 ^2g

aber keineswegs ungewöhnlicher Größe1) und sehr guter
Arbeit. Die Platte ist, wie am oberen Rande deutlich zu
erkennen ist, durchgesägt worden. Es empfiehlt sich zu-
nächst nur das Erhaltene ohne Rücksicht auf die Zeich-
nung Ciferris zu prüfen.

Die Mitte nimmt ein brennender Altar ein, der mit
Bukranien und Girlanden geschmückt ist. Links vor ihm
steht ein Camillus in' der rituellen Haartracht und Gewan-
dung, allerdings, wie von Duhn richtig hervorhebt, mit un-
gewöhnlich langer Ärmeltunica. In beiden Händen hält er
eine Schüssel mit Früchten, unter denen ein Pinienapfel
kenntlich ist. Ihm gegenüber, rechts vor dem Altar, steht
der Opfernde, ein Mann in Panzer, Mantel und verbräm-
ten Stiefeln, der in der Linken ein in der Scheide stecken-
des Schwert hält. Der rechte Arm ist gesenkt, die ab-
gebrochene Hand wird schwerlich, wie Matz annahm, eine
Patera zum Libieren, sondern eine der Schüssel entnom-
mene Frucht gehalten haben, die er in die Altarflamme zu
werfen im Begriff ist. Hinter dem Altar stand nach rechts
gewandt das Opfertier, ein in flachem Relief gebildeter
Stier, von dem die Wampe und beide Vorderbeine erhal-
ten sind. Neben dem Tier schritt, gleichfalls in flachem
Relief gebildet, der Victimarius, von dem noch der mit
der Amtstracht, gegürtetem und befranztem Lendenschurz
und Schuhen, bekleidete Unterkörper erhalten ist. Er wird
größtenteils verdeckt durch einen von links herbeieilenden
Mann, der noch zu dieser Mittelgruppe gehört und offen-
sichtlich das Pendant zu dem Opfernden bildet. In seiner
Linken erkennt man, wenn auch sehr verstümmelt, einen
Schwertgriff. Er hielt also wie der Opfernde in dieser
Hand ein in der Scheide steckendes Schwert. Über die
Hand fällt der Mantel herab; an den Füßen trägt er kunst-
volle Schuhe. Aus der Bruchstelle am rechten Unterschen-
kel des Victimarius hat von Duhn mit Recht geschlossen,
daß diese Figur in der rechten Hand eine Lanze hielt.

Wie diese Mittelgruppe in sich, so sind die Seitengrup-
pen zueinander streng symmetrisch komponiert. Den Mittel-
punkt bildet in jeder ein sich bäumendes Zweigespann. Auf
dem Wagen zur Rechten, dessen Radnabe mit einem Löwen-
kopf geschmückt ist, steht ein gepanzerter Krieger; ein
zweiter Gepanzerter steht an der rechten Ecke, nach links
gewandt, vor den Pferden in etwas gebeugter Haltung; ver-
mutlich griff er nach ihren Zügeln. Unter den Pferden lie-
gen zwei nackte Jünglinge tot auf dem Rücken; die linke
Hand des vorderen ruht auf seinem Leibe; in der über
den Kopf erhobenen Rechten ist noch der Rest einer Waffe,
vermutlich der Schwertgriff, erhalten. Der zweite Tote wird
durch diesen ersten, bis auf den Kopf, fast ganz verdeckt.
Zwischen beiden ragen ein Schild und ein Schwert empor.

Auf dem Wagen links stehen zwei Figuren. Von der

Vgl. z. B. II 80. Q2. 95. 96.

einen, männlichen, ist nur der nackte Unterkörper erhalten,
von dessen linker Hüfte der mit einer Bommel beschwerte
Zipfel der Chlamys herabfällt. Die zweite Figur aber, die
Matz und von Duhn als „bekleideten Wagenlenker" be-
zeichnen, ist, wie Ritschl und Sauer erkannt haben, sicher
weiblich. Erhalten sind beide Unterschenkel, die so fest
aneinander gedrückt sind, daß sich das Gewand darüber
strafft. Zwischen dem Wagenrande und dem Nacken der
Pferde wird noch ein mit einer Bommel beschwerter Mantel-
zipfel sichtbar. Sauer nimmt an, daß er vom Himation
der Frau herrühre. Aber die Ähnlichkeit mit dem Mantel-
zipfel über dem linken Oberschenkel des Mannes ist so groß,
daß beide zu demselben Gewandstück gehören müssen.
Entweder also ist der Zipfel links das andere Ende von
der Chlamys des Mannes, oder der Zipfel rechts gehört
gleichfalls zu dem Himation der Frau. In beiden Fällen
muß der Mann die Frau mit seinem rechten Arm umfaßt
haben. Vor den Pferden befindet sich auch hier an der lin-
ken Ecke ein Gepanzerter, jedoch in Rückenansicht. Deut-
lich ist noch, daß er am linken Arm einen Schild trug.
Unter den Pferden liegen wieder zwei nackte Tote. Der
erste ist nach links niedergestürzt und hat im Todeskampfe
das Gesicht auf beide Arme gedrückt. Der zweite liegt auf
dem Rücken; der Kopf ist ihm weit in den Nacken gesun-
ken. Zwischen beiden ragen ein Schild und ein offener
Köcher, aus dem drei Pfeile hervorsehen, empor.

Ritschls Deutung auf Pelops und Oenomaus ist schon
von Matz widerlegt worden, und man versteht nicht recht,
wie sie von Sauer wieder aufgenommen werden konnte.
Selbst wenn man sich über alle anderen Unwahrscheinlich-
keiten hinwegsetzen wollte, z. B. annehmen, daß hier eine
literarisch und bildlich sonst nicht zu belegende Sagenver-
sion vorliege, nach der Oenomaus nicht einen Widder, son-
dern einen Stier opferte, wenn man sich ferner das römische
Opferritual bei einem griechischen Mythos gefallen und die
Sinnwidrigkeit, daß Pelops und Oenomaus nach verschie-
dener Richtung abfahren, durch das Bestreben nach Sym-
metrie entschuldigen wollte, so sind doch die vier unter den
Gespannen liegenden Leichen mit dieser Deutung völlig un-
vereinbar; denn daß damit die früheren Freier der Hippo-
damia gemeint sein sollten, die Oenomaus mit dem Speer
zu durchstoßen und denen er zu Ehren seines Vaters Mars
die Köpfe abzuschneiden pflegte, ist so absurd, daß es
einer ausdrücklichen Widerlegung- nicht bedarf. Hält man
aber doch eine solche für nötig, so genügt der Hinweis
auf die zwischen den Toten angebrachten Waffen und auf
das Schwert in der Hand des einen von ihnen, die klär-
lich beweisen, daß sie in der Schlacht gefallen sind. Und
so hat Matz völlig recht, wenn er von Kampfszenen spricht;
nur ist es ihm entgangen, daß in der Tat links eine Ent-
führungsszene dargestellt ist.
 
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