Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Robert, Carl [Hrsg.]; Matz, Friedrich [Hrsg.]; Andreae, Bernard [Hrsg.]; Robert, Carl [Hrsg.]
Die antiken Sarkophagreliefs (3,3): Einzelmythen: Niobiden - Triptolemos ungedeutet — Berlin, 1919

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.12730#0200
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
558

NACHTRÄGE UND BERICHTIGUNGEN ZU BAND II

schürz der Scylla wachsen die Vorderteile von vier Hun-
den heraus, von denen drei nach unten geneigt im Meer
nach Beute suchen, während der vierte die rechte Vorder-
pfote auf den Rand des Schiffes legt und mit geöffnetem
Maul die Insassen bedroht. Die Arme der Scylla waren
erhoben und schwangen vermutlich ein Ruder. Ein undeut-
licher Rest links neben ihr sieht auf Stackelbergs Zeichnung
am meisten einem Gewandzipfel ähnlich. Da aber eine
mit der Chlamys bekleidete Scylla sonst nicht vorkommt,
könnte man an einen mißverstandenen Flügel denken. Sonst
müßte der Gegenstand von einer andern Figur herrühren,
für die aber, da sie ebensogroß gewesen wäre wie die
Scylla, eine Benennung schwer auszudenken ist. Darunter
scheint eine Klippe sichtbar zu werden. Im Schiff erkennt
man das rechte Bein des Ulixes, der, nach links gewendet,
mit der Scylla gekämpft haben wird. Neben ihm, nach
rechts gewendet, zwei Ruderer. Der zweite scheint im
Begriff zu sein, sich zu erheben, hält aber in seiner ver-

146 -

scheuerten Rechten noch das Ruder. Der erste steht auf-

1463) F. Patras, Gymnasium. Fig. 1463 nach Arndt-
Amelung Photographische Einzelaufnahmen 1309. L. 0,50.
H. 0,64.

Gefunden 1856 in Patras.

Abbildungen: Treu Athen. Mitt. XIV 1889 S. 163 A. 2. —
Arndt-Amelung a. a. O. Danach roschers Mythol. Lex. IV 1051, 16.

Literatur: Schillbach Archäologischer Anzeiger 1857 S. 124;
VON DUHN Athenische Mitteilungen III 1878 S.67 Nr.3; Treu a.a.O.;
Waser Skylla und Charybdis 1894 S. 139 Nr. 37; Ders. in Roschers
Mythologischem Lexikon IV S. 1052 Nr. 3; Arndt-Amei.UNG a. a. O.
Ser. V45 f.; Fr. Müller a. a. O. 124 A. 4.

Das Fragment Fig. 1463 stammt von der linken Ecke
der einen Schmalseite eines griechischen Sarkophags. Links
ein Pfeiler mit Rankenornament am Schaft, und als Rest

des oberen Randorna-
hm^hhhh^h ments der auf diesem

Pfeiler aufsitzende Eier-
■ 1 ^^^B stab. Von der auf der

I ,^.JBBfc^V^^B Schmalseite dargestell-

wSSSS^^m s~+m ten Scylla ist der Ober-

W "Ii "Ii

Wk schwänz erhalten. Inder

rechten erhobenen Hand
hält sie einen Stein. Sie

ES

* " V d " h

recht da; sein rechter Arm ist gesenkt, der linke war vor- *' gestellt und nahm offen-

gestreckt. Dieser Gestus des Schreckens gilt einem ins
Wasser gesprungenen Gefährten, der sich durch Schwim-
men zu retten sucht. Einen vierten gleichfalls im Wasser
befindlichen Gefährten nimmt man links hinter dem Steuer-

1463 bar genau die Mitte der

Bildfläche ein; für das
Schiff des Odysseus war also kein Platz. Skylla ist hier
rein dekorativ verwendet, und das Bildwerk gehört mithin

rüder wahr; er sucht, von dem ersten Hund der Scylla be- nicht zu clen Odyssee-Illustrationen und ist hier nur unter-

droht, nach links zu entkommen. Rechts vor dem Schiff
des Ulixes befindet sich eine leere Fläche, von der offenbar
das Relief abgebrochen war. Am rechten Ende eine flache
Welle, die wie alle auf dem Bildwerk dargestellten Wellen,
in eine Spirale ausläuft. Von einer darüber befindlichen
größeren Figur sind nur drei Zehen des linken Fußes er-
halten, wie es scheint, die eines Tieres aus dem Katzen-
geschlecht. Es kann nur die bisher noch nicht auf antiken
Bildwerken nachgewiesene Charybdis gewesen sein, die,
wie die Sphinx, in einen Löwenkörper auslief. In der
Odyssee wird sie p. 104 nur als 01a Xapoßöt<; bezeichnet,
ohne daß wir über ihre Gestalt näheres erfahren. Durch
die nach rechts bewegte Welle unter ihr wird das Ein-
schlürfen der Fluten angedeutet.

Daß das Bildwerk ein Sarkophag war, ist wegen des
stark ausladenden unteren Ablaufs nicht sicher. Ist es der ') Noch weniger gehört das Sarkophag-Fragment des Pal. Castellani,

Fall, so kann es sich nur um einen römischen Sarkophag Undc V0N DuHN Ant" BUder in Rom 11 S" 1222 Nr" 2?93, hierher,

to auf dem Scylla zwischen kahnfahrenden Amoren einfach als Meerbewoh-

handeln. nerin dargestellt ist.

gebracht, weil es sich, da die Vorderseite fehlt, an keiner
andern Stelle einordnen läßt1).

147) S. 158. Literatur: Fr. Müller a. a. O. S. 12.

148) S. 15g. Literatur: Ruesch Guida illustrata del Museo
Nazionale di Napoli 1908 175 nr. 620 (6580). nr. 617 (6587);
Fr. Müli er a. a. O. S. 13. S. 21.

150 S. l6l. Photographie: Arndt-Amelung Photogra-
phische Einzelaufnahmen 543.

Literatur: Arndt-Amelung a. a. O.; Fr.Müller a.a.O. S.90fr.

151) S. 162. Literatur: KastriüTIS fÄuuTa tou 'Eövixou Moo-
öet'ov 1908 nr. 2019; Fr. Müller a. a. O. S. 103f.; Weigand Archäol.
Jahrb. XXIX 1914 S. 77 A. 2; G. Körte ebd. XXXI 1916 S. 262.
 
Annotationen