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Auszüge und Urtheile von den neuesten Schriften aus den schönen Wissenschaften — 1765

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Erstes Stueck
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https://doi.org/10.11588/diglit.22543#0026
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»ständigen Begriff davon zu machen.,; Das Ge-
sicht selbst enthält eine allegorische Erzählung von
der Seele, und ist folgender Inhalt so: Mirza sieht
unter der Anführung eines Geistes, der ihn auf ei-
nen Berg hinter Bagdad mit der Stimme einer
Nachtigalle anredet, eine Seele, die jetzt eben von
dem Lande der Olympier, woher sie ihren Ursprung
genommen, in diese Unterwelt war verwiesen wor-
den: Sie staunt über ihre Veränderung und wird
von einem Gefolge junger munterer Knaben beglei-
tet, welches ihr« Begierden sind. Diese sehen von
weiten eine Frauensperson in weichlicher und frecher
Gestalt, welche sich Glückseligkeit nennen läßt:
Viele Sylphen und Sylphiden, die den Nahmen
der Freuden tragen, flattern nach Art der Som-
mermücken um sie herum, und machen durch ihrs
Flügel eine Art von Musik, wodurch di« Seele von
ihren Staunen aufgeweckt wird. Die Begierden
fliegen auf die Freuden zu und umarmen siejso hef-
tig, daß sie mit ihnen in einen Leib zusammen zu
wachsen schienen. Endlich lasset sich die Seele auch
verleiten, diesen lockenden Getön zu folgen, obgleich
ihr Genius sie oftmals mit seinen goldnen Flügeln
berührt um sie hiervon abzuhalten: Sie schläftmuf
dem Rosenlager der eingebildeten Glückseligkeiten
ein. Da aber indessen die Freuden die häßlichsten
Gespenstergestalten annehmen, und dis betrognen
Begierden darüber erstaunen; so erwacht die See-
le, und will sich losmachen. Ein plumpes Weibs-
bild aber, Mad. Gewohnheit knüpft sie mit noch
stärker» Banden fest. Endlich hört sie ganz von
ferne eine himmlische Musik; sie erwacht- Eine.
 
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