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Bachhofer, Ludwig
Chinesische Kunst — Jedermanns Bücherei: Breslau: Ferdinand Hirt, 1923

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https://doi.org/10.11588/diglit.67051#0018
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Sung

= Meditation). Der Buddhismus war übrigens nicht die einzige
fremdländische Religion: der Islam wurde von Kaufleuten, die aus
dem Inneren Asiens kamen, verbreitet — die Araber hatten 643
Samarkand erobert —, auch das nestorianische Christentum wurde
verkündet.
Reichtum und allzu langer Friede verdarben Fürsten und Volk.
Die Barbaren an den Grenzen regten sich wieder. Im Norden
Chinas gründeten die Liao ihr Königreich (907—1168). Unter den
kleinen Dynastien, die auf die T’ang folgten, herrschte allgemeine
Anarchie: es ist dasselbe Schauspiel, das sich um diese Zeit auf
der ganzen Welt bietet.
Erst im Jahre 960 gelang es T’ai Tsu, das Reich unter seiner
Herrschaft zu vereinen. Die Zeit der Sung-Dynastie (960—1280),
die er begründete, ist die glänzendste der bildenden Kunst in China.
Im Innern herrschte ein wahrhaft philosophisches Regime. Die
Meinungsverschiedenheiten, die die Anhänger Sze Ma Kwangs
(1009—1086) und die Wang Ngan Shis (1021—1086) in bezug auf
die Kunst des Regierens trennte — jener wollte die Dezentralisation
und forderte vom Kaiser wie vom Untertan die Befolgung der alt-
hergebrachten Riten, dieser behauptete, daß der Kaiser, als der
Nachkomme seiner Ahnen, die Tradition nach seinem Ermessen
auslegen könnte und über das ganze Reich herrschen müsse —
störten den inneren Frieden nicht. Auf Wang Ngang Shis Betreiben
wurde die Wehrpflicht eingeführt und für die Bauern Landwirt-
schaftsbanken eröffnet.
Das Entscheidende ist, daß, obwohl K’ung Tses Lehren in der
Verwaltung des Staates lebendig blieben, der Ch’an-Buddhismus
alle Geister in seinen Bann zog. Es ist interessant zu beobachten,
wie durch und durch chinesisch die Sekte Bodhidharmas im Laufe
der Jahrhunderte geworden war: die Ideen Lao Tses waren in ihr
 
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