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EINLEITUNG

Jxlius Ludwig Rothweil gehört zu jenen Architekte'n des 18. ]ahrhunderts, deren Name
nnd Leistung ganz hinter dem Ruhm des fürstlichen Bauherrn versanken. Ihre Kunst
galt als Ausdruck der höfischen Lehensform und hatte nur dienende Bedeutung. Indem
erst die Gesellschafl das Gebaute mit ihrem Leben erfüllte, war sie das Ziel der Kunst,
und sie wurde gerühmt und gefeiert. Als 1720 der Fürst von Waldeck seinen festlichen
Einzug in das neuerbaute Schloß Arolsen hielt und hohe Beamte der Stadt ihre Festrede
vortrugen, wurde in überschwenglichen Worten der Fürst und sein Werk verherrlicht;
des Architekten aber gedachte niemand 1. Ob er überhaupt anwesend war? Nur die gro-
ßen Meister, die durch ihre Persönlichkeit odcr auch durch adlige Geburt gleichwertig
neben den Bauherren standen, )a, bei denen die Bauherren zu geistigen Dienern wurden,
bewahrten den Ruhm für ihre und die folgende Zeit. Bei den vielen übrigen Baumeistern
aber verschwand der Name mit dem Tode; nur der Ruhm ihrer Werke und ihrer Auf-
traggeber blieb.

Es ist das große Verdienst Karl Lohmeyers, all diese in Geschichte und Kunstgeschichte
vergessenen Künstler im südwestdeutschen Raum wiederentdeckt zu haben; so auch
Rothweil. Schliephake-Menzel (1889) und Janotha (1889) erwähnen unter der Weil-
burger Hofgesellschaft einen „Landhauptmann RothweiT. Weinitz (1907) erkennt in
dem „Mayor Rothweil“ einen Ingenieur; aber „ob er ein selbständiger Künstler war,
mag dahin gestellt bleiben“ (S. 20). Die damals nur schlecht, ungeordnet und versteckt
erhaltenen Aktenangaben in den für Weilburg und Waldeck zuständigen Archiven ver-
hinderten die künstlerische Wiederentdeckung. Das gelang erst Lohmeyer (1911). Er
nennt Rothweil eine Persönlichkeit, einen „Architekten im großen Sinne der Barockzeit“
und kann ihm Weilburg, Kirchheimbolanden und Arolsen zuschreiben. In seiner Seiz-
Monographie (1914) fügte er noch Neuwied und im Wiener Jahrbuch 1927/29 Hanau
und Hachenburg hinzu. Im Thieme-Becker (1931) und in seinemWerk über Zweibrücken
(1917) bestätigt er seine bisherigen Ergebnisse. Bleibaum (1938) gibt auf Grund der
nrchivalischen Forschungen von Medding zum ersten Mal genauere Angaben über den
Eebensweg Rothweils von 1720 an und über den Tätigkeitsbereich des Sohnes; beiden,
Vater und Sohn, kann er viele Waldecker Werke zuweisen. Lohmeyer (Nass. Lebens-

1 Festrede der Bürger der Siadt Arolsen, abgedruckt bci Weinitz, S. 67 ff. Weiterc kulturgeschichtlidi
aufsdilußreiche Festreden einzelner Biirger und Hofbeamter im StA Marburg, Akte 118, 1877.
 
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