Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Verein für Badische Ortsbeschreibung [Hrsg.]
Badenia oder das badische Land und Volk: eine Zeitschr. zur Verbreitung d. histor., topograph. u. statist. Kenntniß d. Großherzogthums ; eine Zeitschrift des Vereines für Badische Ortsbeschreibung — 1.1859

DOI Heft:
Inhalt
DOI Artikel:
Bader, Joseph: Eine altbadische Fürstengestalt: nach Bild und Schrift
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.42306#0068
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
54

dafür in dem Doppelscaudale einer blutigen Volksempörung und
unversönlichen Kirchentrennung.
Diese traurigen Ereignisse erlebte Markgraf Christoph
zwar noch, aber sie sielen in seine letzten von Geistesschwäche
umnachteten Tage. Das kräftigste Jünglings- und Mannes-
alter verbrachte der schönbcgabte, empfängliche, thätige Fürst in
den edlen Bestrebungen für die neuerwachte Kunst und Wissen-
schaft , für die heißerwünschte Neichsreform, für die Wahrung
der deutschen Interessen gegen das listige Frankreich, und in
der väterlichen Sorge für das eigene Haus und Land.
Zwischen diesen Bestrebungen aber war die Stellung des
Markgrafen eine doppelt und dreifach schwierige. Hier machte
sich Nächstes, dort Entfernteres geltend; hier das ehrwürdige An-
sehn des Alten, dort die unläugbare Berechtigung des Neuen.
Es umgaben ihn in mehrfachem Widerspruche die Interessen seiner
Familie und Lande, die verwirrten des kreisenden Reiches und die
selbstsüchtigen des kaiserlichen Hauses.
Hier den rechten Weg zu finden, wäre einer weniger-
ächten, weniger begabten Natur wohl schwerlich gelungen. Chri-
stoph aber fand ihn — durch sein redliches deutsches Fürstenherz
und seinen einfachen, klaren Mannessinn. Betrachten wir den
edlen Fürsten nun in den Einzelheiten seines langen Lebens
und reichen Wirkens.
Markgraf Christoph war als ein lernbegieriger und sitt-
samer Knabe zur geistlichen Laufbahn bestimmt worden und hatte
in der Domschule zu Speier eine gelehrte Bildung erhalten^),
welche ihn, veredelnd und fördernd, durchs ganze Leben begleitete.
Denn das damalige Aufblühen der Gelehrsamkeit verfolgte der-
selbe daheim und auswärts mit allezeit reger Theilnahme.

9) Oau6abilia OK risto p k o ri 6s Raden, klii msrck. Oaroli, «so-
laris Lpirsnsis, tuventutis indicig, super t>uikus apu6 ^os, quo6 iu
virum 86 dsksat produssrs virtuosuin, 66s 6i^na testimonia psrkibsn-
tur etc. Päpstl. Bulle vom 3. Sempt. 1463, daß der Bischof von Speier
dem Prinzen, wenn er wirklich den geistlichen Stand angetreten, ein Ca-
nonicat verschaffe.
 
Annotationen