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Verein für Badische Ortsbeschreibung [Hrsg.]
Badenia oder das badische Land und Volk: eine Zeitschr. zur Verbreitung d. histor., topograph. u. statist. Kenntniß d. Großherzogthums ; eine Zeitschrift des Vereines für Badische Ortsbeschreibung — 1.1859

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Bader, Joseph: Eine Fahrt an den Bodensee, 1856
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https://doi.org/10.11588/diglit.42306#0163
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Ich verdoppelte meine Schritte, bis die Stadt erreicht war,
an deren Eingang ein lustiger Zufall mich in die Wohnung eines
wertsten Bekannten brachte, wo ich nur ein Wirth sh aus ge-
sucht. Und wie steigerte sich die Freude, als noch ein zweiter
Freund mich hier begrüßte — einer aus der Zeit meines früheren
Albbrucker Aufenthalts!
Es konnte nichts helfen, so dringend ich des Morgens auch
weiter verlangte — ich mußte ein Familienfest mitfeiern, den
Geburtstag der Mutter meines Gasthcrrn. Um mir aber die Zeit
bis zur Mittagstafel verkürzen zu helfen, führte mich der andere
Freund auf die benachbarte Höhe der Steige nach dem Eckberge,
wo man das Städtlein bequem überschaut, wie es in seiner mittelal-
terlichen Gestalt gar traulich daligt — ein freundliches, durch den
Hintergrund der Frickthaler Berge gehobenes Landschaftsbild.
Von der Hochsteige wanderten wir hinüber zum Eisen-
werke und von da hinauf zum — See! In der That, auf
einem Vorgebirge von 1280 Fußen voller Höhe, zwischen vier
waldbedeckten Felsenhügeln, eingeschlossen wie in einem Natur-
heiligthume, ruht der schönste kleine Bergsee, ein ziemlich run-
des, von Steinblöcken, Gesträuchen, Tannen und Buchen höchst
pittoresk bekränztes Becken.
Als ich eintrat in diesen verborgenen Naturtempel, ergriff
mich's wie ein heiliger Schauer und mein erster Gedanke war:
„Gewiß haben hier — neben dem alten Heidenwure, in den
Tagen, als St. Fridolin an den Rhein kam, die Leute der Nachbar-
schaft ihren Gott verehrt". Denn damals waren die Säckinger
noch eben so eifrige Wodansdiener, als sie heute Katholiken
(ich meine nicht alle!) sind; und wie geschaffen zur Erweckung
stiller, erhabener Betrachtung ist diese Oertlichkeit.
Seit ich aber den Säckinger Bergsee gesehen (Dank dem
Freunde, welcher mich mit diesem interessanten Stücke hauenstei-
nischer Landschaft bekannt gemacht), hat ein junger Dichter^)

5) Scheffel in seiner Erstlingsarbeit: „Der Trompeter von Säckingen",
S. 117. Wir freuen uns des entschiedenen Beifalls, welchen dieses Gedicht im
Kreise unserer Freunde und Bekannten überall gefunden.
 
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