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Verein für Badische Ortsbeschreibung [Hrsg.]
Badenia oder das badische Land und Volk: eine Zeitschr. zur Verbreitung d. histor., topograph. u. statist. Kenntniß d. Großherzogthums ; eine Zeitschrift des Vereines für Badische Ortsbeschreibung — 1.1859

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Bader, Joseph: Eine Fahrt an den Bodensee, 1856
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https://doi.org/10.11588/diglit.42306#0236
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feite sich eine Vorburg anschloß, woraus allmälig das Städtlein
entstand. Der alte Maierhof besteht noch gegenwärtig neben dem
Schlosse, und auf der Stelle jenes Dörfleins ligt der thiengewsche
Friedhof, vielleicht sein Ueberbleibsel.
Früher aber befand sich der Maier- oder Dinghof selber
auch im Dorfe „am Letten". Dort wurde jährlich im Mai und
Herbste das Gericht der Herrschaft unter dem Vorsitze des
Vogtes abgehalten, jedesmal drei Tage lang, nachdem es aus-
gerufen und eingeläutet worden. Daneben hatte auch die Stadt
ihr Gericht und hielt es unter dem Vorsitze des Schultheißen
vor den: Rathhause an offener Straße, später jedoch meistens
in der Rathsstube ab.
Als die Vorburg, welche sich wahrscheinlich zunächst über
den „Rain" hinabgezogen, zum Städtlein heranwuchs, geschah
dieses wohl besonders dadurch, daß die Leute aus dem „Dorfe
am Letten" immer häufiger hinter den städtischen Mauern ihren
Schutz suchten, wodurch endlich das Dorf völlig in der Stadt
aufgieng, wie es auch anderwärts ähnlich der Fall war. Als
eigentliche Stadt und Bürgerschaft aber erschien Thiengen
schon im Anfänge des 13ten Jahrhunderts; denn es besaß da-
mals nicht allein seine Burgmänner, sondern bereits seine Bürger
(oiv68), seinen Schultheißen und Pfarrer (soultetuin et pledn-
num), seinen Zoller und Münzmeister (lllslonönrium 6t M0N6-
tnrinm), wie seinen Raths- und Gerichtsplatz (tomun).
Wie alle alten Orte besaß aber Thiengen auch eine aus-
gedehnte Gemarkung, welche zugleich das Gebiet der „Herr-
schaft" bildete; sie erstreckte sich von der Höhe gegen Gutenburg
bis an den Rhein und vom Finsterloche bis an den Arberg.
Es schied sich jedoch das Herr en gut vom Gemeindsgute
darin allmälig aus, und das Schlatt jenseits der Schlücht wurde
später an die Waldshuter abgetreten.
Nachdem Thiengen bischöflich-konstanzisch geworden, nahm
es zum Zeichen dieses günstigen Ereignisses (denn unter dem
Krummstabe hatte es bessere Gelegenheit zum Aufkommen, als
unter den alten Grafen) das Wappen bild des Bischthums —
die sitzende Muttergottes mit dem Christuskinde auf dem Arme,
 
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