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Verein für Badische Ortsbeschreibung [Hrsg.]
Badenia oder das badische Land und Volk: eine Zeitschr. zur Verbreitung d. histor., topograph. u. statist. Kenntniß d. Großherzogthums ; eine Zeitschrift des Vereines für Badische Ortsbeschreibung — 1.1859

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Asbrand, Carl: Das Schloß Staufenburg in der Mortenau
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https://doi.org/10.11588/diglit.42306#0390
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372

Die Braut wird gen Staufenberg gebracht. Da erscheint
ihm seine übernatürliche Geliebte traurig, verkündet ihm seinen
baldigen Tod und wie als Wahrzeichen dessen allen Hochzeits-
gasten ihr Fuß erscheinen werde. Das Hochzeitsmahl war im
freudigen Gang, da stieß etwas durch die Bühne:
Ein Frauenfuß sich sehen ließ
Im Saale, bloß bis au das Knie.
Und schöner ward auf Erden nie
Noch lieblicher ein Fuß gesehn^)-
Und unterm Wehruf seiner Braut stirbt der Ritter am dritten Tag.
In allen Druckausgaben des Gedichtes, welches nach Dicht-
art und Sprache von den besten Richtern iws 14te Jahr-
hundert gesetzt wird, findet sich ein Epilog, der als Verfasser
einen Herrn Eckenolt angibt. Er ist gewiß mit Recht schon
aus seinem Lobspruch über die mortenauischen Frauen und aus
seiner Ortskenntnis; für einen Morten au er erklärt worden.
Nun ist ein Mortenauer Egenolf aufzuweisen, der wie kein
andrer Beruf zu solcher Dichtung hatte, ein Egenolf von
Staufenberg. Der lebte bis 1320, war begütert zu Appen-
weier und hatte sehr wahrscheinlich seinen Sitz in der Burg
zu Nußbach (deren Burgstall später die Kolbe besaßen). Ein
plausiblerer Herr Eckenolf wäre gewiß nicht zu finden^).
Er gab uns in seinem Gedicht die Aventüre „wie ich hie-
vor geschrieben las", also nach einer früh ern Aufzeichnung, gab
sie, wie dieselbe im Lauf der Jahrhunderte bis zu ihm herab sich
gebildet. Sie deutet in sehr ferne Zeiten hinauf, in jene vor-
christlichen nämlich, wo noch mit Schwanenfittichen die Schlacht-

37) Ueber den Fuß, den Schwanenfuß der Walküren und der Freja s.
Simrock, altd. Myth. 420 ff. Dort heißt es: „Die Burg der Staufenberger
war zäringisch, und daß uns hier eine zäringische Stammsage vorliege, zeigt
auch, daß der Staufenberger mit der neuen Braut Kärnten erheiraten wollte".
38) Mone, bad. Archiv, I, S. 51 ff. H. Hoffmann, Fundgr. I. S. 355.
39) Im Jahre 1324 war er todt. SoüöpkI., 6. II. no. 927.
Noch 1433 hieß ein badisches Leben an die v. Stülingen „Herrn Egenolsö
Hos von Staufenberg". Er lag zu Appenweier.
 
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