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Verein für Badische Ortsbeschreibung [Hrsg.]
Badenia oder das badische Land und Volk: eine Zeitschr. zur Verbreitung d. histor., topograph. u. statist. Kenntniß d. Großherzogthums ; eine Zeitschrift des Vereines für Badische Ortsbeschreibung — 2.1860-1862

DOI Heft:
Eine Schwarzwald=Wanderung, 1858
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https://doi.org/10.11588/diglit.22622#0299
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285

B o n n - o r f.

Zu Ncustatt verließ mich meiu bisheriger Gefährte, uni in
Villingen die JndustrieLusstelluug zu besucheu. Jch verfolgte
uun allein meiueu Weg, welcher zunächst nach Bonndors gieug,
von wo aus ein läugst beabsichtigter AuSslug iu's Boller Bad
am bequemsten zu machen war.

Eine halbe Stuude hinter Neustatt beginnt das Wutach-
thal sich zu vcreugern, und won der Hardsteige an gestaltet es
sich zur schauerlichen Waldschlucht. Jch verließ aber den Thalweg
und wauderte über den Forenbühl nach Kappel, einem zersträuten
Pfarrdorfe am südwestlicheu Abhauge des Hochfirst.

DaSselbe ligt frei und offen auf der Höhe und wird des-
wcgcn weit umhcr gesehen. Seine Häuser, vor allen das statt-
lichc Wirtshaus, zeichnen sich vou Außen uud Juncn durch
eine besonders heitere Reinlichkeit aus. Noch mehr verwunderte
ich mich sedoch über den Neichtum von Obstbäumen, womit
die meisten Wohnungen umgeben sind. Sie hiengen alle voller
Früchten, welche eine baldige Reife versprachen.

' Diescn Obstsegcn verdankt der Ort seincr günstigen, vor
dem Nord- und Ostwinde geschüzten, der Mittagsonnc zugewen-
deten Lage. Er muß sür die Bewohncr eiueu um so größercn
Werth haben, da ihre Nachbaren im Thale — die Neustätter,
wie die Lenzkirch er, kaum eiu kümmerliches Gehält-Obst fort-
zubriugen vermögen.

Die Kappler besizen in ihrer Gemarkung aber auch ziem-
lich viele Felder, Wiesen und Walduugcn, lebten daher lange Zeit
größtentheils vom Ackerbau und von der Viehzucht, bis der
Holz-, Eisen- und Glashandel, wie neuestens der Handel mit
Stroh- und Kurzwaaren, bei ihnen aufkam. Sie gehören zu
densenigen ihrer Laudsleute, welche sich der modernen Fort-
schrittsbildung am meisten genähert, was schon ihr früheres
Liebhabertheater beweisen dürfte, dessen ich mich aus meiner
Jugend noch wohl erinnere.

Iti-iäenvviler vorlag; ferner aus kerbert, s. n. !l, 255, 361, 370, 440,
546, und aus den Sammlungen des P. Lenz von S. Georgen.
 
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