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Verein für Badische Ortsbeschreibung [Editor]
Badenia oder das badische Land und Volk: eine Zeitschr. zur Verbreitung d. histor., topograph. u. statist. Kenntniß d. Großherzogthums ; eine Zeitschrift des Vereines für Badische Ortsbeschreibung — 2.1860-1862

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Waldkirch im Elzthale. Eine culturhistorische Skizze
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https://doi.org/10.11588/diglit.22622#0602
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588 —

Gegend von S. Peter und in's Zarter Thal hinab, wie nord-
wärts am Kastelberge hin, über die Höhen des Jbenhofes,
des Gescheides und der Hohenecke bis zur Hünensedelstraße ge-
lausen zu sein. Diese Heer- und Verkehrswege, diese Befesti-
gungen und Ansidelungen konnten das Elzthal für die Römer
hinlänglich sichern, und für die Zukunft eine treffliche Grund-
lage neuer Cultivierung bilden.

Ossenbar hängt unser Waldkirch hiemit zusammen.
Zwischen dem Sturze der Römerherrschaft am Rheine durch die
Germanen und den Anfängen des S. Margarethenstif-
tes jedoch verlief eine lange, lange Zeit. Die römischen Bauten
lagen in Trümmern, es wucherte Mos und Gesträuch auf ihnen
und dichter Wald bedeckte manches Stück ehemals römischen Acker-
landes. Germanische Stämme, die Alemannen, die Fran-
ken, walteten jezt im großen herrlichcn Nheinthal.

Die alte zurückgebliebene keltische oder gallische Bewohner-
schaft mußte ihre Ländereien mit dem Eroberer theilen; er be-
baute als Freimann das Sal- oder Herrengut, sie aber als leib-
eigenes Volk das Huben- oder Knechtsgut.

Dieser Unterschied wurde auf's Strengste festgehalten; neben
dem bequemen und geehrten Leben des Freibauern, seufzte
der Leibeigene unter dem Drucke eines harten, verachteten.
Die Sitten waren schlicht und rauh, der herrschende Character
leidenschaftlich nnd gewaltthätig.

Da erschienen die Boten des Christentums am Rheine,
Fridolin, Trutbert, Landolin und andere; sie verbreiteten das
erste erwärmende Licht edlerer Menschlichkeit unter dem
halbwilden, im dicksten Aberglauben befangenen Volke. Aus den
Hütten und Zellen dieser Heiligen entstunden Klöster, und auf
den Trümmern heidnischer Tempel und Altäre erhoben sich christ-
liche Kirchen und Kapellen.

Das Christentnm begünstigte besonders die Frauen, welche
bisher in sklavischem Gehorsame geschmachtet, und sie waren
dankbar dafür. Mit innigster Anhänglichkeit ergaben sich Müt-
ter und Töchtcr aus den vornehmsten Ständen der Pstege christ-
lichen Gottesdienstes; ihr Beispiel wirkte wie zauberisch und die
 
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