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Badische Fundberichte: amtl. Nachrichtenbl. für die ur- u. frühgeschichtl. Forschung Badens — 3.1933/​1935(1936)

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Heft 4 (April 1934)
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https://doi.org/10.11588/diglit.27454#0162

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Don Einzelheiten sei zunächst hervorgehoben, dah 2 wichtige Fundorte
erstmals in gröherem älmsang veröffentlicht werden, die bandkermanische Sied-
lung Eckenweiler (mit vom Verfasser ergrabenen Gehöftgrundrissen) und die
endneolithisch-frühbronzezeitliche Höhensiedlung Reusten (zur Keramik wäre
noch Singen — Bad. Fundber. 2> 321 sf., F. Garscha — heranzuziehen). Wei-
terhin sei hingewiesen aus die Beschränkung der mesolithischen Siedlungen auf
bestimm.te Geländepunkte, auf neolithische Jägerlager (nur Feuersteine; vgl.
z. B. das Käppele bei Baltersweil im Klettgau; zu erörtern wäre noch, ob die
Feuersteine ortsfremd sind und überhaupt das Material derselben); auf die
Hallstatt-Hügelfriedhöfe, die auch noch Latenetypen liefern, öie am Oberrhein
in öen grohenFlachgräberfriedhöfen vorkommensFdentitätderBevölkerung?);
auf das Zerfallen der Latenezeit in drei Stufen der Bestattung unö zum Teil
Besiedlung; auf die ungleichmähige Verteilung der römischen Gutshöfe, die
zum Teil in recht ackerbaufeindlichem Gebiet liegen, das ackerbaufreunöliche
aber nicht voll durchdringen; aus die römischen Kunstbauten im Gelände (Stra-
ßen, Quellfassungen, Brunnen); auf den Hiatus zwischen römischer und ger-
mannischer Besiedlung — römische Siedlungen leben nur in Flurnamen fort
(andererseits bleiben Flurnamen ost stumm, z. B. bezüglich der abgegangenen,
im Gelände nachweisbaren alem. Sieölung bei Hailfingen, die zu dem grohen
Friedhof gehört); auf die alemannische Thingstätten, die ein so lebhaftes Bilö
des politischen Lebens ermöglichen, und ihre Lage; auf öen Ausbau öer ale-
mannischen Besiedlung während der Landnahmezeit, so öah Stoll ältere
und jüngere Orte unterscheiden kann, ohne öah die Ortsnamen hierzu
irgend verwendbar wären. Besonders erfreulich ist Llmfang und Art der
Behanölung der Wege, eines der allerheikelsten, weil objektiv sast gar nicht
zu erfassenden Themen. Doch macht Stoll es wahrscheinlich, dah schon öer
Paläolithiker Wege hatte (auch das Tier hat ja Wechsel!), so gut wie sicher
aber gilt das vom Mesolithikum an, und zwar zunächst ausschliehlich Höhen-
wege, bis von der Hallstattzeit ab solche auf Talterrassen hinzutreten. Ein
kleiner, aber höchst charakteristischer Zug ist die „Korrektur" der Römerstrahe
südlich Rottenburg durch die Alemannen, von wirklicher und ursprünglicher
Grohzügigkeit der Linienverlauf der Strahe Tübingen—Kniebis.

Eine Landesaufnahme muh notgeörungen bis zu einem gewissen Grade
„flächenhaft" arbeiten und soll weder umfassende Typologien noch Grabungen
bringen. Stoll ist sich dieser Grenzen wohl bewußt; trohdem möchte man
manchmal entweöer weitere Belege sehen oder stärkere Zurückhaltung, z. B.
bei den Andeutungen über einen Zusammenhang von Mesolithikum und Band-
keramik (öie Einbeziehung der Butlerschen Arbeit — 19. Ber. Röm>. Germ.
Komm. 1930 — wäxe nutzbringend gewesen; in einer baöischen neolithischen
Siedlung konnte ich am Windschliff nachweisen — unpubliziert —, öah öie
mesolithischen Feuersteine nicht primär zu der neolithischen Siedlung gehören,
in deren Wohngruben sie liegen), oder bei der Diskussion der Typen aleman-
nischer Friedhöfe (Beleg für ein Einzelgrab ist das von Bonnöorf, aber ist
dort gegraben worden?, nach Stoll nicht; stellt sich aber dort ein Friedhof ein,
so wird die ganze Frage der alemannischen älrgemarkungen minöestens neu
gestellt, und ist es so sicher, öaß nicht da und dort noch Reihengräber im Boden
sind?).

Gerade weil Stolls Nrbeitsrichtung Zukunft hat, sei serner noch die Bitte
ausgesprochen, dem Leser das Einsinden in die Landschaft durch geeignete
Bilder zu erleichtern (wie sie z. D. öer Geologe G. Wagner so ausgezeichnet

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