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Badische Fundberichte: amtl. Nachrichtenbl. für die ur- u. frühgeschichtl. Forschung Badens — 3.1933/​1935(1936)

DOI issue:
Heft 6 (Januar 1935)
DOI article:
Kimmig, Wolfgang: Fund zweier vorgeschichtlicher Skelette bei Burkheim a. K.
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https://doi.org/10.11588/diglit.27454#0232

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Ler Lage des Skeletts (Abdazterun-g des ltnken 2Irms) herangezogen werden.
Das Fehlen von Doigaben besagt nicht viel, da auch in den Bischoffinger
Gräbern selbst (und neuerdings bei den entsprechenden von Königsschaff-
hausen a. K.) so gut wie nichls gefunden Wurde. Schließlich ist auch die Lage
auf dem Bauch gelegentlich bezeugt°.

Die geologischen Verhältnisse sprechen gegen die Annahme, dah die Ai-
schendecke einstürzte und beide Menschen unter sich begrub; dann müßte sich
ja der reine Löh der Decke unmittelbar auf den Skeletten finden, dies rst aber
nicht der Fall. 2luch kann die Deckschicht über öen Skeletten ihrer Beschaffen-
heit nach nicht eingeweht sein, sondern ist vom Menschen irgendwie Herein-
getragen und die Nische hierauf verschlossen worden. Ob die dünne Löhlage
unmittelbar unter dem Skelett von Wand und Decke abgebrückelt ist oder vom
Menschen absichtlich als älnterlage für die Skelette ausgebreitet wurde, ist
nicht zu entscheiden.

2ln der Skelettlage könnte die 2lbduzierung des linken 2lrms und die
Einziehung der linken Finger als Zeichen für ein gewaltsames Sich-2lufrichten
des Sterbenden angesehen werden. Merkwürdig wäre freilich die parallele
Lage von Ober- und älnterarm und die Streckung der Mittelhanö (statt
Dallung zur Faust). 2Ioch mehr gilt dies für den rechten 2lrm unö öie völlig
ausgestreckte (!) rechte Hand. 2lbbiegung der Hanö ist auch bei Hockerbestat-
tungen ungewöhnlich; sie liegt fo, dah die Handwurzelknochen (in spärlichen
Resten) in Höhe des distalen Endes der Llnterarmknochen liegen, anschliehend
Mittelhand und Finger völlig gestreckt und ohne jedes 2Inzeichen einer Der-
schiebung oder Störung. Ein solcher Defund entsteht nicht, Wenn man die
Hand körperwärts an den älnterarm anbiegt — durch Llnfall oder rituell —,
da ja die Mittelhand hierbei senkrecht steht und bei der Derwesung wenigstens
teitweise durch den eindringenden Löß so fixiert worden wäre. Man könnte
noch annehmen. dah der Raum zwischen Llnterarm und Hand durch Tuch o. ä.
ausgefüllt gewesen wäre bis zur Derwesung, und dann durch einen plötzlich
wirkenden Druck proximal verschoben worden wäre, dagegen spricht aber die
ungestörte Lagerung, ferner ist der Llnterarm nicht etwa distal vorgeschoben,
sondern feine Knochen ragen eher proximal über den Oberarm hinaus. Diese
Lage der rechten Hand scheidet also die 2lnnahme eines Llnfalls aus und
zwingt zu der 2lnnahme, dah die Angehörigen öer Loten die Sehnen zwi-
schen der Handwurzel und den Llnterarmknochen gelöst und die Hand längs
desselben angebunden haben. 2m übrigen bietet die rechte Seite, wenn man
sie sich nach oben gedreht denkt, das übliche Dild einer ausgesprochenen Hocker-
bestattung.

Zum Schluß danke ich Ratschreiber Kromer für die Meldung, Dr. Zeuner
für die geologische Dearbeitung und vor allem Prof. v. Möllendorff, Direktor
des Anatomischen Fnstituts, der Dr. Dlechschmidt für die Dergung und De-
arbeitung zur Derfügung stellte und sich auch selbst daran beteiligt hat. 2lur
die Eingipsung der wichtigsten Teile an Ort und Stelle hat es ermöglicht.
anatomische Einzelheiten, wie die Lage der rechten Hand, exakt zu studieren,
die in diesem Fall den 2lusschlag bei der historischen Deurteilung geben.

° Z. B. GrohsürdiNg, Kr. Breslau. „Dolk und Rasse" 7, 1932, S. 188 ff.,
Lothar F. Zotz.

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