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Badische Fundberichte: amtl. Nachrichtenbl. für die ur- u. frühgeschichtl. Forschung Badens — 3.1933/​1935(1936)

DOI Heft:
Heft 10/12 (Juli 1936)
DOI Artikel:
Fundschau 1934/35
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https://doi.org/10.11588/diglit.27454#0410

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Der Stein ist demnach in öen Jahren 245—247 n. Chr.> wahrscheinlich 245,
gesetzt und eine der spätesten Inschriften öes Decumatengebiets. Äberraschend
war die Nennung öes römischen Aamens sür Psorzheim, über dem so viel
Dunkel schwebte. Die römische Herkunft der ersten Silbe des Ortsnamens (der
nur noch in Oberbayern vorkommt, in Psorzen bei Kaufbeuren im schwäbi-
schen Sprachgebiet sowie in Pforz am Rhein, gegenüber von Karlsruhe) ist
nun urkundlich erwiesen. Portus muß die Bedeutung „Flußübergang" haben
wie in den zahlreichen Ortsnamen Port oder Le Port tn Frankreich. Die seit
Melanchthon beliebte Deutung „porfa lckel-eyniae (^ilvse)" — „Pforte öes
Schwarzwalds" ist aus verschiedenen Gründen längst als unhaltbar erwiesen
und hat nur poetischen Wert. Daß sich der 2kame über die Zeit der alemanni-
schen Landnahme und der fränkischen Eroberung gehalten hat, ist wichtig für
die Fortdauer der Siedlung am Enzübergang bei öer Altstadt von Pforzheim.
Die Entfernungsangabe stimmt sehr gut.

Der Stein ist von Dr. Paret in den „Fundberichten aus Schwaben"
2kF. 8, 935 S. 1O1 f.) veröffentlicht worden. Dankenswerter Weise ist es dem
Demühen von Herrn Staötarchivar Kern gelungen, einen Abguß in Kunststein
für das Reuchlinmuseum in Pforzheim zu bekommen (W. Fischer, s. Bad.
Vorzeit, Heft 2 S. 14 ff.).

Rinklingen A. Bretten. Provinzialrömisches, insbesondere einige Scherben
der Limeszeit; gefunden an sekundärer Stelle, 7 in ties zusammen mit den
Spuren eines alten Wasserlauses (Wahle).

Kronau A. Bruchsal. Die Reichsautobahn melöete einmal eine „Pfahl-
stellung" unö ein zweites Mal unter Vorlage des Fundstückes ein Tongefäß.
Jn beiden Fällen war Vezirkspfleger Bauer an öer Fundstelle. Die angeb-
liche Pfahlstellung erwies sich als ein heute im Moorboden liegender unter--
gegangener Wald. Das Gefäß ist ein römerzeitlicher Henkelkrug, öer
ganz für sich allein im Dünensanö angetroffen wurde (Wahle; 1935).

Sinsheim. Gelegentlich der Erneuerungsarbeiten an der alten Stiftskirche
kam in einem Pfeiler ein römisches Werkstück zutage, öas als Vaustein Ver-
wendung gefunden hatte. Es handelt sich dabei um einen „Diergötterstein",
der unter dem heutigen Fußboden und auf öie Seite gestellt eingemauert war
(Wahle; 1935).

St. Leon A. Wiesloch. Der junge Elektrotechniker Kamuf von hier regte
zur Begehung einer Anzahl von Fundstellen an> welche durch öie Kraichbach--
Regulierung angeschnitten waren und der Denkmalpslege erst z. L. bekannt
sind. Er stellte auch die Verbindung mit Hauptlehrer Eckert dortselbst her,
der mit anderen Beobachtungen öiente. Es ergaben sich neben zwei römer-
zeitlichen Gutshöfen noch andere Stellen, öeren eine öurch Scherben gekenn-
zeichnet ist, welche sich der sicheren Zeitbestimmung entziehen (Wahle).

Altlußheim A. Mannheim. Südlich vom merovingischen Frieöhos nicht weit
vom nörölichen Hochuferrand unter Scherben öer Spätlatenezeit Terra nigra-
stücke, 1 römisches Ziegelstück, Sigillatascherbe, Bronzepinzette, Randstück
einer Reibschale. Jnmitten des Friedhofs 1 gelbe Sanösteinplatte mit Rand-
leiste links unö 2nschriftrest:IVbi ... KLQ ... Jrgendwo in öer Aähe wirD
wohl ein Bauernhof der römischen Zeit gelegen haben (Gropengießer; 1935).

Jlvesheim A. Mannheim. Am Westhang des Atzelbergs kamen bei einem
Rübenloch römische Scherben heraus. Jn öer Aähe wurde beim Setzen eines
Eisenmastes öer Hochspannungsüberlandleitung ein römischer Brunnen auf-
gedeckt, öer nach Erstellüng des zur Hälfte darüber hinziehenöen Betonsußes
untersucht werden konnte. Das gut in Lehm versetzte Mauerwerk reichte 4,50 m
unter öie Oberfläche Hinunter, der Rest des Schachtes bis zur Sohle in 5,60 m
Tiefe wies Holzausschalung auf. Darin: Ziegelstücke, Topfscherben, 3 Sand-
steinquader mit Zapfenlöchern, Wohl vom Brunnenhäuschen und ein voll-
ständiges Hirschskelett im Derband; auf der Sohle lagen Beschläge des höl-
zernen Brunneneimers und 3 größere Nmphorenscherben (1935).

Westlich des Friedhofs kam bei der Anlage eines Abwasserkanals nördlich
der Auffahrt zur Kanalbrücke in 3,50 m Tiefe im Kies ein Hufeisen zum Vor-
schein, wohl aus römischer Zeit. Da die Fundstelle in öem Zuge einer Mulöe
liegt, öie einen alten Äeckarlauf darstellt und durch die im Mittelalter der
Kanzelbach von Ladenburg her in öen Aeckar geleitet wurde. so war diese noch
in römischer Zeit vom Flusse durchflossen, der also im Aorden um öas Dorf
lief, daß es eine Vnsel bildete. Denn die Gründung der getrennten, noch heute

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