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Badische Fundberichte: amtl. Nachrichtenbl. für die ur- u. frühgeschichtl. Forschung Badens — 15.1939

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Gutmann, Carl: Frührömisches aus Baden-Baden
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https://doi.org/10.11588/diglit.42536#0078

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K. Gutmann

Zriihrömisches aus Baden-Baden
Don K. Gutmann, Mosbach
Bei der Errichtung einer elektrischen Zentrale in der Apotheke des Herrn
E>. W. Zinn, Baden-Baden, Langestr. 2 (1936), die in einem alten Gewölbe Auf-
stellung fand, wurden Ausschachtungsarbeiten vorgenommen. Sie ermöglichten
einen lehrreichen Einblick in den Aufbau der Schuttschichten des römischen Aquae.
Der Boden des kellerartigen Gewölbes, der aus einem Belag von schweren
Steinplatten besteht (Abbildung 1, Schicht I), ist waagrecht in die Berglehne
eingeschnitten und liegt gegen die Bergseite zu etwa zwei Meter unter der heutigen
Siedlungsebene. Bei der Entfernung der Platten entstand eine Öffnung von 1,20
zu 0,85 na, die bis auf einen Meter vertieft wurde. Nachdem eine zweite Platten-
schicht durchbrochen war, kam Bauschutt zum Vorschein, der mit großen abgerun-
deten Granitbrocken durchsetzt war. Sie stammen sicherlich aus dem Schwemm-
material der in der Nähe vorbeifliehenden Öos (Schicht II). Anter der zweiten
Plattenlage fand sich ein unverzierter Sigillatascherben. In 90 enr Tiefe kam plötz-
lich und unvermittelt eine Schicht zum Vorschein, die aus hartgebrannten, teilweise
verzierten Lehmbrocken bestand (Schicht VI). In der untersten Lage war sie stark
durchsetzt mit verkohlten Brettstücken und untermischt mit dickem Ruh und viel
Asche. Sie lieferte ungezählte Scherben von den verschiedensten Gefäßen, die fast
alle durch Brand verfärbt waren. Dann folgte eine ebene, harte Bodenfläche, die
auf einer Anterlage von gestückten Steinen angelegt war (Schicht VII). Der Befund
zeigt einwandfrei, daß beim Brand eines lehmverputzten Gebäudes die nieder-
brechenden Trümmer die dort befindlichen Gefäße zerschlugen und auseinander-
splitterten. Der gebrannte Lehm mußte stellenweise unter Gewaltanwendung ent-
fernt werden.
Einige Zentimeter unter der Bodenfläche fand sich eine Holzrinne (VIII) —
anscheinend aus Tannenholz —, die mit Brettern abgedeckt war. Sämtliche Holz-
teile zeigten infolge starker Bodenfeuchtigkeit im unteren Teil der Grube tadellose
Erhaltung.. Der Kanal war in eine Lage von fettem blauem Lehm eingebettet und
mit Steinbrocken oder Holzklötzen eingefaßt (vgl. Annalen des Vereins für nassauische
Altertumskunde XB, 1912, S. 45 - wird weiter mit „Hofheim" zitiert). Im Innern
war er völlig mit feinem Schwemmsand ausgefüllt (Abb. 2). Seine Länge konnte
nicht weiter verfolgt werden, jedenfalls setzte er sich in die Grubenwand fort. Die
Wandungen des aus einem Balken geschnittenen, 27 cnr breiten Kanals waren
3,5 Lirr dick und zeigten sauber glatte Bearbeitung. Die Anstoßstellen der Deck-
bretter (ebenfalls 3,5 enr dick) waren mit Querbrettchen überdeckt. — Beim Heraus-
nehmen einer Erdprobe des römischen Bodenbelags fand sich ein Kirschkern.
Der allgemeine Befund zeigt, daß die obersten römischen Schichten gestört
waren; doch ließ sich an der einen Grubenwand noch die ungestörte SHichtenfolge
ablesen. Die einwandfreie Klärung des ganzen Profils erfolgte erst, als es nötig
wurde, neben der ersten Grube eine zweite auszuschachten. Dabei gab sich über den
römischen Schichten VI und VII eine höhere IV zu eikennen, die aber von der un-
teren durch eingeschwemmten Sand getrennt war (V), mit ihr also in keinem Zu-
sammenhang stand. Sie wies ebenfalls einen glatten Boden auf, besaß eine breite
Holzrinne, die in undurchlässigen Lehm eingebettet war. In der darüberliegenden
Schicht fanden sich kleine Bruchstücke von Leistenziegeln und wenige Scherben (in
der Schicht VI fehlten Dachziegelstücke ganz).
 
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