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Badische Fundberichte: amtl. Nachrichtenbl. für die ur- u. frühgeschichtl. Forschung Badens — 15.1939

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Moog, F.: Der Alamannenfriedhof von Wyhlen (Amt Lörrach)
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https://doi.org/10.11588/diglit.42536#0120

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F- Moog

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worden ist, als auch Bestattungen in Holz- und Steinsärgen geliefert. Bei 6 von
den 31 untersuchten Gräbern liehen sich deutliche Spuren von hölzernen Särgen
bzw. Holzumbauten feststellen. Die Holzteile waren restlos vergangen, aber die im
Boden zurückgebliebenen schwarzen Verfärbungen gestatteten die Form der Holz-
särge noch deutlich zu erkennen. Bei 3 Gräbern waren nach dem sicheren Befund
hölzerne Kisten in Form unserer heutigen Särge verwendet worden (Gräber 7, 17
und 22). Die Schwarzfärbung war auch innerhalb der rechteckigen Fläche vorhanden
und spricht somit für das Vorhandensein einer hölzernen Kiste. Dagegen spricht
der Befund bei den Gräbern 8, 19 und 24 dafür, daß um die Leiche ein hölzerner
Llmbau vorhanden gewesen sein muh. Das Fehlen der Schwarzfärbung innerhalb
der rechteckigen Fläche spricht m. E. für diese Annahme.
Bei einer Reihe von Gräbern (Gräber 1, 2, 3, 4, 5, 6 und 30) war die Bei-
setzung des Toten in einem Steinplattensarg erfolgt, während Grab 26 eine ge-
mauerte Gruft aus einzelnen Handquadern darstellte. Die Bauweise der Stein-
kisten ist verschieden: wir haben sowohl äußerst sorgfältig gebaute Steinkisten, die
aus 2 Langseiten mit dazwischen stehender Kopf- und Fuhplatte bestehen und eine
Boden- und Deckplatte ausweisen, als auch recht oberflächlich zusammengestellte
Steinplattensärge, die aus zahlreichen kleinen Platten bestehen. Offenbar hat man
je nach dem zur Verfügung stehenden und sich für diese Zwecke eignenden Stein-
material und auch sicher je nach dem Geschick der Erbauer diese Steinkistensärge
mehr oder weniger schön und solide gebaut. Im Gegensatz zu den sehr dauerhaft
gebauten Steinkisten von Grab 1, 2 und 3 stehen die nur notdürftig hergestellten
von Grab 4 und 30, bei denen man sieht, daß die Beschaffung der Steinplatten und
deren Zurichtung offenbar schwierig war. Sämtliche Steinplatten sind nur gebro-
chen und zeigen keinerlei Bearbeitung mit dem Hammer oder Meißel. Man darf
daraus schließen, daß die Alamannen mit dem Steinmetzhandwerk nicht vertraut
waren. Durch eine Zurichtung an Ort und Stelle hätte man sich viel Arbeit und
Mühe beim Transport der teilweise recht dicken und schweren Steinplatten er-
sparen können, wenn man dazu in der Lage gewesen wäre. Sehr interessaute Auf-
schlüsse über- den Grabbau der Alamannen vermittelte uns das Grab 3-4 von
Wyhlen. Schon beim Abdecken der darauf liegenden Erdschichten konnte man so-
wohl aus der Größe, als auch aus der Lage der Deckplatten auf ein Doppelgrab
schließen (Abb. 3 a). Die Deckplatten bestanden aus 4 großen und 5 kleineren Mu-
schelkalkplatten von unregelmäßiger Gestalt. Die Fugen zwischen den aneinander-
stoßenden Teilen waren durch darübergelegte kleine Platten sorgfältig abgedeckt;
man wollte offenbar vermeiden, daß Erde durch die Risse in das Innere des Gra-
bes gelange. Es war weiterhin auffällig, daß die Deckplatten mit den Kanten etwas
übereinander lagen und so von vornherein den Anschein erweckten, als ob die
übergelegten Platten zeitlich später darauf gekommen wären. Nach Abhebung
der Deckplatten zeigte sich tatsächlich ein Doppelgrab, das aus zwei nebeneinander
liegenden Steinkisten mit einer gemeinsamen Längswand bestand. Die Bauweise
der beiden Steinkisten war auffällig verschieden; während die eine, nördlich ge-
legene Steinkiste sehr solide unter Verwendung großer Muschelkalkplatten her-
gestellt war, zeigte sich die südlich anstoßende als nur notdürftig zusammeugestellt.
Es war klar zu ersehen, daß das Grab zeitlich später an eine schon vorhandene
Steinkiste unter Verwendung von deren südlicher Längswand einfach angebaut
worden war. Man wollte unter Aufwendung von möglichst wenig Arbeit und
unter Ersparung von Steinmaterial eine Steinkiste nur notdürftig zusammenstellen.
Da die vorhandene Steinkiste aber zu kurz war, sah man sich gezwungen, die West-
wand schräg zu stellen, um die verhältnismäßig große Leiche überhaupt darin un-
 
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