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Badische Fundberichte: amtl. Nachrichtenbl. für die ur- u. frühgeschichtl. Forschung Badens — 15.1939

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Besprechungen
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Goessler, Peter: [Rezension von: Ernst Wahle, Vorzeit am Oberrhein]
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https://doi.org/10.11588/diglit.42536#0131

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Besprechungen

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Besprechungen
Ernst Wahle, Vorzeit am Oberrhein (— Reujahrsblätter der Badischen Historischen
Kommission, Heft 19) 1937. Verlag Carl Winter, Heidelberg. 112 S., 25 Abb. auf 16 Taf.
und 3 Karten. Preis: Brosch. RM. 2.—.
'Das Vorliegende ist der erste Teil einer 'Gesamtbeschreibung des badischen Oberrhein-
gebiets und behandelt es bis zur Breite etwa von Karlsruhe. Die diese Scheidung recht-
fertigenden natürlichen und geschichtlichen Gründe, maßgebend bereits für die Besiedlung
in der neolithischen Frühzeit und dann besonders als alamannisch-fränkifche Grenze, wobei
beidesmal die geographische Einheit der oberrheinischen Tiefebene auseinandergerissen
wird, sind so wichtig, Last sie mehr als eine gelegentliche Streifung (z. B. S. 53) verdient
hätten. Das Erscheinen dieser Vorgeschichte im Rahmen eines rein geschichtlichen Unter-
nehmens gibt auch äußerlich die vom Verf. durchaus eingehaltene Linie der geschichtlichen
Fragestellung kund, und gerne wird jeder Leser, auch der Prähistoriker, diesem lebens-
vollen Versuch folgen, den äußeren, vor allem den durch das Blutserbe bedingten Anteil
der einzelnen Völker und Volksgruppen an der Menschen- und Kulturgeschichte des für
unser deutsches Gesamtfchicksal so überaus bedeutungsvollen oberrheinischen Landes' her-
auszuholen.
Die herausgebende Hist. Kommission spricht im Vorwort von einer neuen „Früh-
geschichte am Oberrhein an Stelle der vor etwa 50 Jähren als erstes Reujahrsblatt von
ihr veranlaßten „Bilder aus der „Erdgeschichte bes badischen Landes". Wahle aber ge-
braucht für seine Schrift das Wort „Vorzeit" und behält sich das Wort „Arzeit" für
die älteste Zeit, die er betrachtet, für die alte und mittlere Steinzeit vor. Obwohl der
Streit um diese Benennungen müßig ist, weil jedermann weiß, um was es sich handelt und
weil sich auch die Gelehrten, übrigens nicht bloß die deutschen, darüber nicht einigen
können, muß doch hier gefragt werden, warum nicht der Titel „Vor- und Frühzeit" ge-
wählt ist, zumal bei der so bewußt geschichtlichen Einstellung, die die „Vorzeit" in die
Kultur des deutschen Mittelalters einmünöen läßt.
Im ganzen stellt diese neue Vorzeit eines Ausschnitts aus unserem Vaterland die
Lebensarbeit eines Mannes auf diesem Gebiet dar, dessen Wohl abgewogenem, auf viel-
seitiger Kenntnis beruhendem und Von lebendiger Wärme für das Thema getragenem
älrteil niemand das Zeugnis versagen kann, daß es von höherer Warte aus gefällt ist-
Wenn im Folgenden einige Anmerkungen gemacht werden, so mögen diese in keiner Weise
die Achtung vor dieser dankbar aufgenommenen Leistung verkleinern, in der wissenschaft-
liche Objektivität verbunden ist mit innerer, von Verantwortlichkeitsgefühl getragener
Anteilnahme an der nationalen Aufgabe, diese für das Werden des deutschen Volkes und
der deutschen Kultur so entscheidende südwestdeutsche Ecke in ihren Uranfängen geschicht-
lichen Lebens zu schildern und die tragenden völkischen und kulturellen Kräfte heraus-
zustellen.
Bei der gebotenen Kürze, die in gedrängtester Form die Synthese aus einem großen
Stoff vorlegt, sind freilich Andeutungen allzuhäufig, die auch durch die hinten ange-
fügten Anmerkungen und Bilderläuterungen nicht immer genügend aufgeklärt oder ergänzt
werden. Da und dort möchte man auch eine straffere Gedankenführung und Stoffeinteilung,
verbunden mit Hervorhebung und Zusammenfassung der Ergebnisse wünschen, zumal die
Schrift in erster Linie nicht für Fachleute geschrieben ist. Den Lesern wird manchmal auch
das Aufwerfen von Fragen, die dann doch nicht beantwortet werden oder werden können,
zuviel sein, vergl. z. B. S. 33 oder 35 unten.
Gleich die Einleitung, die die Geschichte der Forschung behandelt, zeigt,
daß der Verf. aus dem weitschichtigen Material die leitenden, auch die geistesgeschicht-
lichen Gesichtspunkte herauszuholen weih, zugleich auch, was er mit feiner „Vorzeit am
Oberrhein" im Gegensatz zu früheren Behandlungen der badischen Vorzeit will. Zu dem
Satz S. 2, daß das Landvolk unseres deutschen Mittelalters nirgends sich klar an die vor-
geschichtliche Zeit erinnere, kann hingewiesen werden äuf die bekannte Stelle bei Tac. Germ,
c. 37 von den „asZlra Le 8pmia" der Cimbern auf beiden Seiten des Rheins,, unter denen
man mit Recht eine Erinnerung an die von Wahle in diesem Zusammenhang genannten
„Heunenburgen" an der oberen Donau sieht, welche die Quelle des Tacitus (Plinius?)
den in der Gegeäd ehedem durchgezogenen Cimbern zugeschrieben hat. Auffallend ist die
Tatfache, daß in der Mitte des 19. Jahrh. die erste Krisis der damals etwa 20 Jahre alten
Gefchichts- und Altertumsvereine zeitlich zusammenfällt mit dem Entstehen der historischen
Museen, besonders der archäologischen, so etwa des Mainzer Zentralmuseums (gegr. 1852),
aber auch der staatlichen Denkmalpflege, die damals auch die archäologische Überwachung
der damals sehr zahlreichen Bahnbauten eingeleitet hat.
Die Äberschriften der 5 Kapitel, in denen die Bilder abrollen von der alten Steinzeit
an bis ins 7. Jahrhundert n.Chr., da die Friedhöfe der Alamannen in der alten Form der

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