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Badische Fundberichte: amtl. Nachrichtenbl. für die ur- u. frühgeschichtl. Forschung Badens — 16.1940

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Stemmermann, P. H.; Koch, C.: Der Heilige Berg bei Heidelberg
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https://doi.org/10.11588/diglit.42537#0057

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Der Heilige Berg bei Heidelberg

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1910 wurde die Mauer des südlichen Kreuzganges freigelegt. Die bei der
Ausgrabung gefundenen Scherben wurden im Römisch-Germanischen Zentral-
museum bestimmt und kamen mit dem Bescheid zurück, daß sie allen Kulturperioden
von der Steinzeit bis zum 17. Jahrhundert angehörten. Die noch erhaltenen Scher-
ben bestätigen diese Bestimmung. In diesem Iahr tauchten nach Abschluß der
Grabungen zum erstenmal die Fragen nach der Konservierung der sreigeleg-
ten Mauerteile auf. Man wurde sich darüber klar, daß diese größere Mittel ver-
schlingen werde.
1911 muhten alle Mittel zur Beseitigung der Schuttmassen, die bei der Gra-
bung von 1886 an der Westseite des Klosters und zwischen den beiden Türmen
aufgehäust worden waren, verwendet werden.
1912 wurden alle für Ausgrabungen bewilligten Mittel zur Aufdeckung der
Ruinen des ehemaligen Augustinerklosters im Bereich der Stadt verwendet. Eine
trotzdem durchgeführte kurze Grabung brachte im Fundament der Westseite der
Kirche riesige Blöcke zutage, die damals für römisches Mauerwerk gehalten wur-
den. Eine Besichtigung der noch heute zutage liegenden Blöcke ergibt, daß dies
jedoch nicht der Fall ist. Im Herbst desselben Iahres wurde schließlich die Ze-
mentierung der freigelegten Mauer beschlossen. In diesem Iahr wurde dringend
von allen benachbarten Altertumsvereinen eine wissenschaftliche Untersuchung der
Wohnstellen innerhalb der Ringwälle gesordert, da bisher fast alle Mittel für die
Grabung im Kloster ausgewandt worden waren. Im Iahr darauf (1913) beschloß
jedoch der Stadtrat: „Ausgrabungsarbeiten sollen jetzt bis auf weiteres nicht mehr
vorgenommen werden: Auf der Westseite der Basilika (Kirche) haben sie, so lange
daselbst noch Schuttmassen lagern, keinen rechten Zweck. Auf der Ostseite aber
können sie nach Ansicht der Sachverständigen nunmehr als beendigt angesehen
werden... Grabungen an den Ringwällen möchten wir im derzeitigen Stadium
vermieden sehen, so lange sich nicht die Abräumungs- und Konservierungsarbeiten
überblicken lassen". Damit waren vorläufig die Grabungen eingestellt.
Wichtig scheint mir der letzte Satz des Stadtratsbeschlusses, denn in ihm
hören wir seit 1907 zum erstenmal wieder etwas von Ringwallgrabungem Der
Satz läßt vermuten, daß solche zwischen 1907 und 1913 durchgeführt wurden. Be-
richte sind über sie keine vorhanden. E. Wahle hatte jedoch 1919/20 Gelegenheit,
den bei all diesen Grabungen beteiligten städtischen Arbeiter Ewald hierüber
zu befragen. Dieser bekundete nach dem von Wahle angelegten Protokoll folgen-
des: Er habe während der ganzen Iahre (1937-1913), meist im Mai oder Iuni,
im Auftrag von Baurat Wippermann jeweils etwa 40 Tage gegraben und dabei
„nicht nur oft Schnitte durch den oberen Ringwall (ausschließlich der Querwälle)
gezogen, sondern auch am inneren wie am äußeren Wall wurde damals auf beiden
Seiten des Berges eine Anzahl Latenegruben aufgedeckt, so u. a. rechts und links
des Tores E und unterhalb des Heidenloches. Die Fundstelle soll jedesmal eine
kleine Terrasse schwarzgefärbten Bodens — im Gegensatz zu dem roten Sandstein-
boden des Berges — gewesen sein. Viele Latenegruben fanden sich unmittelbar
hinter dem inneren Wall an den verschiedensten Stellen. Ihr jeweiliger Abstand
voneinander betrug etwa 16 ra".
1913 wurde nahe dem Aussichtsturm ein Fundament entdeckt. Es war dort eine
Vertiefung im Boden und ringsherum eine wallartige Erhöhung zu sehen. Bald
zeigte sich ein quadratischer Mauerzug, der noch etwa 1 rn hoch erhalten
war. Die Mauern wurden von innen her freigelegt, wo man einen Lehmestrich fand.
Die Mauern sind quadratisch auf jeder Seite 4,60 na lang. Wippermann soll zu-
sammen mit Karl Schumacher diese Stelle besichtigt haben, wobei Ewald einen
Graben an dem Fundament entlang zog. Als er dabei die ersten römischen Scher-
 
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