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Badische Fundberichte: amtl. Nachrichtenbl. für die ur- u. frühgeschichtl. Forschung Badens — 16.1940

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Stemmermann, P. H.; Koch, C.: Der Heilige Berg bei Heidelberg
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https://doi.org/10.11588/diglit.42537#0095

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Der Heilige Berg bei Heidelberg.

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An dem Querhaus sind drei Apsiden angefügt, im Grundriß halbkreisförmig,
alle drei aber stark gestelzt. Die Mittelapside ist unverhältnismäßig groß. Da ihre
Breite größer ist als die des Mittelschiffes, ist schon dadurch eine Durchdringung
von Mittelschiff und Querhaus unmöglich und die Form der arrix commi883 zwangs-
läufig gegeben. In den drei Apsiden fanden sich die aus Bruchsteinen gemauerten
Altartische — in der Hauptapside freistehend, in den Nebenapsiden an die Rück-
wand angelehnt — in bedeutenden Resten vor.
Auch nach Westen zu endigt das Langhaus an einem allerdings verkümmerten
Querhaus von der Tiefe einer Achse des Langhauses und von der Breite des
Langhauses. Der stumpfe Anschluß der Kirchenschiffe an dieses Querhaus — die
Anschlußpfeiler sind auch hier ck-förmig — deutet darauf hin, daß dieses Querhaus
sich als selbständiger Bauteil vor das Langhaus setzte und mindestens die Höbe
des Mittelschiffes hatte. Ob, was wahrscheinlich ist, eine Empore als Obergeschoß
vorhanden war, kann nur vermutet werden, da der Baubefund hierfür keine Be-
weise gibt. Die Mauerreste in der Südwest-Ecke sind spätere Zutat. Eigentümlich
ist, daß sich im Langhaus und den beiden Querhäusern längs der Außenwände ge-
mauerte Bänke hinziehen.
Das Kirchenportal saß in der Westost-Achse der Kirche in der Mitte der West-
wand des Querhauses und führte zunächst in dieses, das im Erdgeschoß ursprüng-
lich als Eingangshalle diente, bis die spätere Borhalle angebaut wurde.
Neben diesem Portal, von dem keine Reste gefunden wurden, kam in der Ein-
gangshalle aus dem Bauschutt in mtu die Grabplatte des Hazecho zutage, von der
wir aus der Haller Chronik des Georg Widmann, verfaßt zwischen 1544 und 1550,
wußten, daß sie sich an dieser Stelle befinden mußte.
An diese Kirche von 1090 baute dann Abt Anselm von Lorsch 1094 ein Klöster-
lein für 10 Mönche an, und zwar als U-Bau an die Südseite der Kirche angelehnt.
Die drei Klosterflügel wurden in den Grundmauern festgestellt. Gut erhalten ist
der Ostflügel, von dem das Erdgeschoßmauerwerk zirka 1 rn hoch freigelegt wurde,
während die Südwestecke des Klosters durch den im Westflügel aus Steinen des
Klosterbaus 1886 errichteten Aussichtsturm stark gelitten hat.
Ein Klosterhof war vorhanden, aber Spuren eines Kreuzganges sanden sich
nicht. Von diesem Hof aus gelangten die Mönche durch eine schmale Pforte in das
östliche Querhaus und von da in den Ehor der Kirche. Auch nach dem an das Quer-
haus angebauten Raum des Ostflügels führte von der Kirche aus eine Türe. Dieser
Raum diente wohl als Sakristei, wie aus dem gemauerten Altartisch an der Ost-
wand hervorgehen dürfte.
Der anschließende Raum im Oftflngel ist vop der Sakristei aus durch eine Türe,
deren Gewände ebenfalls noch stehen, zugänglich. Außerdem hatte er einen Zu-
gang vom Klosterhof aus. Der Lage nach mühte es der Kapitelsaal gewesen sein.
Der dritte Raum im Ostflügel wäre dann als Oftdurchgang anzusprechen. Aller-
dings muß man berücksichtigen, daß bei einem so kleinen Kloster die sonst gültigen
Bauregeln Wohl nicht immer angewandt wurden.
Vom Süd- und Westslügel konnte die Raumeinteilung nicht mehr ermittelt wer-
den. Aus einem Schlupftürchen von der Vorhalle nach dem Westflügel kann mit
Sicherheit geschlossen werden, daß sich unmittelbar neben der Vorhalle der Ern, die
Klosterpforte im Westflügel befand, wo er auch den Bauregeln nach zu suchen ist.
Diese Vorhalle wurde erbaut, als Kirche und Kloster schon standen, denn die
Mauern der Vorhalle stoßen stumpf an die Mauern von Kirche und Kloster an, ja
die Vorhalle benutzt sogar den Nordgiebel des Westflügels des Klosters als Raum-
wand. Außerdem ist das Mauerwerk ein anderes. Es sind vielfach sauber gearbei-
 
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