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Badische Fundberichte: amtl. Nachrichtenbl. für die ur- u. frühgeschichtl. Forschung Badens — 16.1940

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Besprechungen
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Nierhaus, Rolf: [Rezension von: H. Büttner, Geschichte des Elsaß, I. Politische Geschichte des Landes von der Landnahmezeit bis zum Tode Ottos III.]
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Kraft, Georg: [Rezension von: L. Franz, Jäger, Bauern, Händler. Die Wirtschaft in der Vorzeit]
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Nierhaus, Rolf: [Rezension von: Vendel i Fynd och Forskning]
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https://doi.org/10.11588/diglit.42537#0138

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Besprechungen

Der weitere Inhalt des Buches fällt nicht mehr in den 'Rahmen dieser Zeitschrift. —
Bon dem überreichen Inhalt konnte hier naturgemäß nur ein dürftiger Auszug geboten
werden. Nachdrücklich hingewiesen sei noch auf Büttners Bemerkungen über die Ent-
stehung der deutsch-französischen Sprachgrenze in den Hochvogesen. Für jeden, der auf
irgendeinem Gebiete der Frühgeschichte der Oberrheinlande arbeitet, wird das Buch unent-
behrlich sein. R. Nierhaus.
L. Franz, Jäger, Bauern, Händler. Dis Wirtschaft in der Vorzeit. Verlag Rud. M.
Rohrer, Brünn-Leipzig. 1939. 122 S., 32 Abb. auf Tafeln. Preis 3.50.
Die prähistorischen Funde gehören zumeist der Technik an, diese aber seht Wirtschaft
voraus und hat sie zum Ziel; erst wenn wir also die zugehörige Wirtschaftsstufe kennen,
wird uns ein Gerät voll verständlich, ein und dasselbe Stück, z. B. eine Feuersteinklinge,
kann grundverschiedenen Wirtschaftsstufen angehören und entsprechend verschiedenen Funk-
tionen und Wertkategorien. Wir sind daher L. Franz zu Dank verbunden, daß er uns eine
kurze, leicht lesbare Übersicht über die Wirtschaftsgeschichte der mittel- und nordeuropäi-
schen Vorzeit gibt. Sehr förderlich sind die schönen, ausgewählten Bilder und die ausge-
breiteten Kenntnisse des Verfassers auch in der jüngeren Wirtschaftsgeschichte Skandi-
naviens und in der Völkerkunde.
Die aneignende Wirtschaft des Paläolithikums wird von der wiedererzeugenden (wa-
rum nicht: „erzeugenden" „produktiven"?) der Jungsteinzeit abgesetzt („Ackerbau ist
schöpferische Gestaltung"), ebenso nachdrücklich aber auf das Nachlebrn z. B. der Jagd als
wesentlichen Nahrungserwerbs („mittelalterliche Jagdkultur in Norwegen") und die An-
fänge des Ackerbaus („Wildgraspflege"), vielleicht auch der Viehzucht schon im Paläolithi-
kum hingewiesen. Bei den Jndogermanen steht die Viehzucht im Vordergrund, doch sei der
Pflug eine nordisch-germanische Erfindung. Tierzähmung, Fütterung und ihre Geräte,
Weidewirtschaft (Almen), Gekdbedeutung des Viehs, die Arten und Mittel des Ackerbaus
und der Früchtebehandlung werden aufschlußreich und anregend erörtert (z. D. die sogen.
„Pflugschar" der neolithischen Donaukultur als „Caschrom" eine Art Grabstock gedeutet).
Die dritte Stufe der Wirtschaft will Franz im Handel sehen, der im Neolithikum beginnt
(Stein, Keramik, — und im Paläolikhikum?), aber erst mit dem Aufkommen von Nutz-
metallen wesentlich wird; zugleich werden die Völker wirtschaftlich auseinander angewie-
sen (bezw. scheiden aus: Aorörußland hat keine Bronzezeit), und entsteht eine Industrie
(doch schon Pressigny), Stände, arbeitteilige Wirtschaft, schärfere klassenmäßige Differen-
zierung, Kapital und Reichtum, großzügige Handelsunternehmen. Zuletzt kommen Münze
und Stadtwesen auf.
Im Vorwort verspricht F., „in absehbarer Zeit den Stoff für die Erkenntnis des Wer-
dens und Wesens vorgeschichtlicher Wirtschaft in einem umfänglichen Werk auszuschöpfen".
Dis dahin wird man die große Zahl von Fragen zurückstellen, die sich bei einer so anre-
genden Äbersicht ergeben müssen. Sie beginnen Wit dem Wunsch nach Einzelnachweisen.
Vor allem wird sich eine Darstellung der vorgeschichtlichen Wirtschaft einen zureichenden
Begriff von menschlicher Wirtschaft überhaupt verschaffen müssen, an dem erst die verschie-
denen Stufen gemessen und miteinander verglichen werden können, wobei die Definitionen
der Volkswirtschaft mit zu erörtern fein werden. Beispielsweise ist mit dem Feuersteinmesfer
nicht nur eine planmäßige Lebenserhaltung durch Arbeit (z. B. Jagd, vergl. K. Lindner,
Die Jagd der Vorzeit) gegeben, sondern auch die Bindung an und die Schaffung von Gü-
tern (Feuerstein; Technik seiner Bearbeitung), die begrenzt Vorkommen, also knapp sind
und bewirtschaftet werden müssen. Das Vorhandensein von Werkzeugserien im Paläoli-
thikum spricht für gemeinschastsbezogene Herstellung; die Geineinschaft ist das eigentliche
Selbst und die Voraussetzung der Wirtschaft. Für den heutigen Jäger steht neben der
Erhaltung von Individuum und Gemeinschaft das Wohlbefinden, der Genuß als wirt-
schaftliches Ziel. Ferner wird man einer Auseinandersetzung mit E. Wahle entgegensetzen,
der die Bedeutung einer dritten wirtschaftsgeschichtlichen Stufe leugnet, in. E. mit Recht,
Bronze bleibt selten, Eisen ist leicht zu haben, der Einfluß der Metalle auf das Gesamt-
gefüge der Wirtschaft also nicht umstürzend, Während es den Stand des Händlers als
Komplement zur Seßhaftigkeit schon im Neolithikum gegeben haben muß (und Ansätze zu
Handel Wohl schon vorher). Hier, aber auch bei der Entstehung von Ackerbau und Viehzucht
wären die Verhältnisse in Vorderasi'en zu erörtern. Andere Fragen werden sich am ehesten
durch umfassende Siedlungsgrabungen einer Lösung näherbringen lassen, z. B. die Wirt-
schaftsformen der verschiedenen Gruppen und Stufen. G. K/.
4-
Vendel i Fhnd och Forskning. Skrist utgiven av Llpplands Fornminnesförenlng
under Medverkan av H. Arbman, M. Eriksson, S. Lindqvist genom O. Lundberg. Appsala
1938 (— Llpplands Fornminnesförenings Tidskrift 46, Beil. 1).
 
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