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Badische Fundberichte: amtl. Nachrichtenbl. für die ur- u. frühgeschichtl. Forschung Badens — 18.1948/​1950

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Stoll, Hermann: Die Alamannengräber von Freiburg, Stadtteil St. Georgen: ein Beitrag zur Datierung der alamannischen -hausen-Orte
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https://doi.org/10.11588/diglit.42247#0125

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Die Alamannengräber von Freiburg

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noch bestehenden Neuhausen und Schabenhausen. Das zu Ebenhausen ge-
hörende Gräberfeld wurde 1913 durch Wiemann-Königsfeld teilweise aus-
gegraben. Es wurden 13 Gräber mit ganz geringen Beigaben der späten Mero-
wingerzeit freigelegt; die meisten waren aus Bundsandsteinplatten gefügte
Grabkammern, wie sie erst in den spätesten Reihengräberfeldern häufiger wer-
den. Wahrscheinlich gehören letztere schon dem 8. Jahrhundert an, wie die
Untersuchung von Grimmeishofen ergab (s. Anm. 9). In derselben Lage und
mit einem kleinen Gräberfeld aus Steinplattengräbern wie die vorgenannten
treffen wir weiter nördlich Gundelhausen, Gemarkung Dornhan (um 1125
genannt Gundolfishusen). Ebenso wie bei Ebenhausen folgen hier westwärts
anschließend im weiteren Verlauf des Siedlungsausbaus einige -weiler-Orte24).
Eine bedeutende Ausbautätigkeit entfaltete der alamannische Herr, der während
des 7. Jahrhunderts als Vorgänger des fränkischen Grafen in dem späteren
Königshof Nagold saß. Die stark zertalte Muschelkalklandschaft westlich Na-
gold wurde von ihm mit zahlreichen Ausbauorten besetzt, darunter Eben-
hausen, Wöllhausen, Iselshausen, Poppenhausen und Egenhausen; bei den drei
erstgenannten sind Reihengräber bekannt. Das gleiche Siedlungsbild zeigt der
Ostrand des Neckarlandes gegen die Schwäbische Alb und gegen das ehemals
geschlossene Waldgebiet vom Schwarzwald bis zum Mainhardter Wald. In den
Tälern liegen neben anderen Ausbauorten des 7. Jahrhunderts Neuhausen
a. d. Erms und Mühlhausen a. d. Fils, Rommelshausen a. d. Rems und Hausen
a. d. Murr, dabei je ein Reihengräberfeld. Eine von den Alamannen erst spät
besiedelte Landschaft ist das waldreiche Oberschwaben zwischen der früh-
besiedelten Donauebene (Boduinsbaar) und dem bereits bei Ammian im 4. Jahr-
hundert genannten Linzgau am Bodensee. Hier liegen nur wenige -hausen-
Orte; Reihengräberfunde bei denselben sind sehr selten. Diese Gegend ist
vielmehr das Hauptverbreitungsgebiet der -hofen-Orte, bei denen auch öfters
(sehr späte) Gräberfelder nachgewiesen werden konnten. Nach der in vor-
stehender Untersuchung von Grimmeishofen gegebenen zeitlichen Einglie-
derung der -hofen-Orte wäre Oberschwaben erst etwas später vom Siedlungs-
ausbau erfaßt worden als Schwarzwald und Schwäbischer Wald, doch wird sich
hierbei nie eine so genaue zeitliche Grenze festlegen lassen, da jeder Sied-
lungsausbau aus einem früheren hervorgeht. Dazu führt schon die klare Fest-
stellung, daß die Benennung von Ausbauorten als -hausen mit oder ohne Be-
stimmungswort (meist ein germanischer Eigenname wie Gundolf, Plidolf, Hu-
gold oder Erckmar) eine längere Lebensdauer hatte als andere Ortsbenennun-
gen. Wenn auch, wie im folgenden gezeigt wird, die frühesten -hausen-Orte in
Westdeutschland im 7. Jahrhundert beginnen, liegt doch ihre Blütezeit im 3.
bis 10. Jahrhundert, besonders in der Oberpfalz, in Franken, Hessen und
Thüringen. Selbst während der spätmittelalterlichen Neubesiedlung Ost-
deutschlands entstanden noch zahlreiche -hausen-Orte; andere Namen wie
z. B. -hofen und -weiler waren damals schon längst wieder aus der Mode ge-
kommen.
Bei der oben gegebenen Datierung des Gräberfeldes von Freiburg, Stadtteil
St. Georgen/Uffhausen war sein Beginn und damit die Entstehung von Uff-
hausen ins 7. Jahrhundert festgelegt worden. Vergleichen wir damit die Grab-

-4) H. Stoll, Alamannische Siedlungsgeschichte archäologisch betrachtet, Jahresh.
f. württ. Landesgesch. 1942, 17.
 
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