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Badische Fundberichte: amtl. Nachrichtenbl. für die ur- u. frühgeschichtl. Forschung Badens — 18.1948/​1950

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Garscha, Friedrich; Hammel, Karl; Kimmig, Wolfgang; Kraft, Georg; Schmid, Elisabeth: Eine Dorfanlage des frühen Mittelalters bei Merdingen (Ldkrs. Freiburg)
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https://doi.org/10.11588/diglit.42247#0163

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Eine Dorfanlage des frühen Mittelalters bei Merdingen

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mehr rekonstruierbaren Pfostenbau 44 c zurechnen, von dem nur ein Teil unter-
sucht ist. Eine Deutung als Abwassergraben läge am nächsten.
Rinne 50 b. Zwischen der Hütte 50 und der Anlage 51 zieht eine bis 0,7 m tiefe
und 1—1,5 m breite, flache, im O abgewinkelte Rinne mit Pfostenlöchern an den
Rändern und mit sandigem, verschmutzten und gelbem Lehm gefüllt. Sie endet
nach 10 m Länge an der jüngeren
Rinne 51. (Länge 10,5 m; Breite 1,5—2 m und Tiefe bis 1,1 m) in ihr das Stein-
fundament der Hütte 51 (s. o. Plan, Hütte 51 und Taf. 28, 51 mit Profllzeichnung).
Grabenanlage 62b. Nordöstlich des Hauses 61, rechtwinklig hierzu und zwi-
schen den Hütten 62 und 65, verlaufen Gräben von 0,3 m Breite und 0,7—0,8 m
Tiefe. Die beiden von NO und SW verlaufenden Grabenstücke enden beide im SW
in Pfostenlochgruben. Ob es sich um Abwassergräben oder Palisadengräben handelt,
muß offen bleiben.
Unregelmäßige Gruben.
Grubenkomplex 35 b. Unregelmäßig begrenzter, bis zu 0,85 m tiefer mulden-
förmiger Grubenkomplex, mit erdiger, von Kiespartien durchsetzter Einfüllung,
darin mehrere Pfostenlochfüllungen und verhältnismäßig viele, jedoch meist un-
charakteristische Scherben. Vermutlich handelt es sich um eine Abfallgrube.
Grube 36 c. Formlose Eintiefung mit einer schlauchförmigen, 1,5 m langen und
0,5 m breiten Sohle (Tiefe bis zu 0,75 m), auf dieser einzelne Bruchsteine und eine
Lage von Kieswacken.
Grubenkomplex 45 c. Tiefe 0,7 m, auf der Sohle unebene Eintiefungen, mit
Erde und z. T. Bruchsteintrümmern ausgefüllte Gruben ohne deutbare Verwendung.
C. Vergleichende Untersuchung zur Haus-
und Siedlungsform.
Die archäologischen Quellen.
Über die Haus- und Siedlungsform des frühen Mittelalters in Südwestdeutsch-
land sind wir leider noch immer schlecht unterrichtet. Vergleichsmaterial sowohl
der Zeit der Merdinger Siedlung selbst oder auch des späteren Mittelalters liegt
von hier nicht vor. Da, wie wir oben schon feststellten, die Hauptbauten der
Merdinger Gehöfte weder ihrer Form und Einteilung, noch ihrer Größe nach
festzulegen sind, kann und muß sich der Vergleich hauptsächlich auf die Gru-
benhäuser und deren Verwandte älterer Perioden und geographisch weiterer
Räume erstrecken.
Bleiben wir zunächst im Oberrheinraum und versuchen wir hier die bekannten
und z. T. noch nicht veröffentlichten Ergebnisse der Hausforschung unserem
Merdinger Befund gegenüber zu stellen.
.Die ältesten germanischen Häuser ergab 1934 das neckarswebische Dorf bei
Mannheim, Stadtteil Seckenheim (heute nach der Zeitstellung dieser Siedlung
-Mannheim-Swebenheim genannt). Hier wurden um einen größeren zweiräumi-
gen Zentralbau auf Steinsockel (8:3 m) — also Schwellbau — sechzehn Gru-
benhäuser von 3—3,5 m Länge, 2,25—2,5 m Breite und 0,3—0,5 m Tiefe mit
zwei, vier und sechs Pfosten ausgegraben12). Die Seehspfostenhütte bildet
jedoch die Regel; das Zwei- und Vierpfostenhaus begegnet nur je einmal. Ver-
öffentlicht ist leider nur ein Modell der Dorfanlage, eine Sechspfostengrube und
ein Rekonstruktionsversuch dieses Haustypsla). Eine weitere Fundstelle im
Dünengebiet von Mannheim, Stadtteil Straßenheim, ergab eine gleichaltrige

12) H. Gropengießer, Mannh. Geschichtsbl. 36, 1935, 193 Abb. 9 u. Bad. Fundber. III,
1933—1936, 313 ff.
is) S. Anm. 12 und Heimatatlas der Südwestmark Baden, 2. Aufl. 1937, Taf. 15, 1—3,
 
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