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Badische Fundberichte: amtl. Nachrichtenbl. für die ur- u. frühgeschichtl. Forschung Badens — 18.1948/​1950

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Buchbesprechungen
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Schmid, Elisabeth: [Rezension von: Ernst Ochs, Umlaut von a > altdeutsch ei? Neuphil. Mitteilungen, Helsinki 1948]
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Kimmig, Wolfgang: [Rezension von: Christian Pescheck, Lehrbuch der Urgeschichtsforschung]
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https://doi.org/10.11588/diglit.42247#0352

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348

Buchbesprechungen

Der Name „Sölden“ ist Lokativ Mehrzahl von ahd. s e 1 i d a = „Herberge“, meint
also „bei den Herbergen“. Neben der gewöhnlichen Aussprache im Breisgau s e 1 d e
wird in den Nachbardörfern Bollschweil, Bietzighofen und Au s a i 1 d a gesprochen.
In Ehrenstetten und Ebringen aber sagt man saileda, wenn man von Sölden
spricht. Der Mittelvokal, der hier auftritt, kann nicht erfunden sein, sondern beruht
offenbar auf der alten Form seilidon. Daher ist wahrscheinlich saileds die
eigentlich lautgesetzliche Form dieser Landschaft.
Neben dem normalen Wandel salidon> selda muß es auch einen anderen
gegeben haben, beim dem sich ein e i entwickelte, nämlich salidon zu seili-
don oder selidon zu seilidon.
Nur an vereinzelten Orten ist in der Aussprache diese alte längst versunkene
Wandlung noch erkennbar. Der Verfasser weist die Philologen auf die dabei noch
offenen Sprachprobleme hin. Für uns Prähistoriker aber bedeutet diese kurze Ab-
handlung einen neuen Ansporn, allen Namen, welche die Dorfbevölkerung den
Landschaftsteilen, den Geräten und den Gebräuchen gibt, mit besonders aufmerk-
samem Ohr zu lauschen und diese Namen dann vollkommen lautgetreu nieder-
zuschreiben. Dann kann uns vielleicht die Sprachwissenschaft für manches Rätsel
über Funde und Fundverhältnisse eine Lösung geben, deren Zugang durch die
Allerweltsbezeichnungen längst verschüttet ist.
Elisabeth Schmid
Christian Pescheck: Lehrbuch der Urgeschichtsforschung. Verlag Ferdinand Pie-
per, Weende-Göttingen 1950. 190 S., 15 Taf.
Ratgeber in allen Fragen praktischer und theoretischer Urgeschichtsforschung zu
sein verheißt das von Christian Pescheck vorgelegte „Lehrbuch der Urgeschichts-
forschung“, das nach mancherlei Schwierigkeiten nunmehr erscheinen konnte. Das
Buch beschäftigt sich in einem 1. Teil mit den „Quellen der Urgeschichtsforschung“,
in dem nach einer gedrängten Überschau über den vorhandenen Denkmälerbestand
die verschiedenen Ausgrabungsmethoden abgehandelt werden. In einem Kapitel
desselben Abschnitts wird man in die Museumskunde eingeführt, man lernt Orts-
akten anlegen, die ergrabenen Funde konservieren, Tongefäße ergänzen und erhält
Einblick in die drängenden Probleme der Denkmalschutzgesetzgebung.
In einem 2. Teilabschnitt geht es um die wissenschaftliche Verarbeitung des Ma-
terials. Wir erfahren hier Einzelheiten über eine möglichst zweckmäßige Termin-
ologie, lernen den Begriff des „geschlossenen Fundes“ kennen, legen eine Ver-
breitungskarte an und werden über so schwierige Begriffe wie Kulturkreis oder
Kulturgruppe aufgeklärt. Über Fragen der Fundkritik geht es zum Kernstück die-
ses Abschnitts, der Interpretation. Hier werden die geläufigen Arbeitsmethoden
und Begriffe abgehandelt: Typologie, Stratigraphie, Chorologie und vor allem die
Chronologie in ihren beiden Wertbegriffen der relativen und absoluten Chrono-
logie. Das Unterkapitel „Einheitenlehre“ beschäftigt sich nach einem kurzen Hin-
weis auf. Kossinnas „Siedlungsarchäologische Methode“ mit der Deutung gewisser
urgeschichtlicher „Einheiten“, die nach den Begriffen der Rasse, Familie, Sprache,
Wirtschaftsform, Recht usw. in nicht immer ganz verständlicher Weise miteinander
in Beziehung gesetzt werden.
In einem 3. Teil endlich werden Fragen der Publikation nach ihrer praktischen
Seite hin (Format, Abbildungen, Klischees) besprochen, sowie Verhaltungsmaß-
regeln bei einem Vortrag gegeben. Das Problem einer Museumsaufstellung (Schau-
und Studiensammlung) wird diskutiert, die Aufgabe der einzelnen Museen Um-
rissen. Mit einem Hinweis auf das Studium der Urgeschichte und einem ausführ-
lichen, nach Ländern und Sachgebieten geordneten Schriftumsverzeichnis schließt
das Buch, das so bald als möglich durch einen, die urgeschichtlichen Hilfswissen-
schaften enthaltenden Supplementband erweitert werden soll.
Soweit der Inhalt. Es besteht kein Zweifel, daß sich der Verfasser mit Hingabe
bemüht hat, all die tausend Dinge, die heute von einem Urgeschichtsforscher ver-
langt werden, mit Sorgfalt und dem Willen nach Vollständigkeit zusammenzutra-
gen. Das geht so weit, daß wir etwa erfahren, wie man eine Kiste mit Funden
packt, daß man Ortsakten am besten mit festem Zwirn heftet und daß man es bei
einem Vortrag vermeiden sollte, hin und her zu laufen. An Gründlichkeit im Ein-
zelnen fehlt es also gewiß nicht, man wäre fast versucht von einem „Knigge“ der
 
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