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Badische Fundberichte: amtl. Nachrichtenbl. für die ur- u. frühgeschichtl. Forschung Badens — 19.1951

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Gieseler, Wilhelm: Anthropologische Bermerkungen an dem Schädeldach vom Röthekopf bei Säckingen
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https://doi.org/10.11588/diglit.43771#0017
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Anthropologische Bemerkungen an dem Schädeldach vom Röthekopf bei Säckingen

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Anthropologische Bemerkungen
an dem Schädeldach vom Röthekopf bei Säckingen
1920 entdeckte Em. Gersbach beim Anlegen eines Suchgrabens auf dem Röthekopf
bei Säckingen ein menschliches Schädeldach. Es lag sehr geschützt unter zwei Gneisplatten
im Lehm, und in der Nähe des Schädeldaches wurden einige Artefakte aus Hornstein
und Quarz gefunden. Im weiteren Verlauf der Ausgrabungen wurden auf dem Röthekopf
insgesamt etwa 2 000 Artefakte und Kernsteine entdeckt; tierische Fossilien stellten sich
nicht ein.
Obwohl die Säckinger Calotte schon vor über 30 Jahren gefunden worden ist, ist sie
sehr wenig bekannt geworden. Das liegt vielleicht daran, daß manchem Prähistoriker
und Anthropologen die Altersbestimmung als zu unsicher erscheinen mag. W. und A.
Quenstedt z. B. schreiben 1936 in ihrem wertvollen und sehr zuverlässigen Katalog der
menschlichen Fossilien vom Säckinger Schädeldach: „Alter unbekannt“. Sie stellen es zu
den „zweifelhaften diluvialen Resten“. Der Entdecker Emil Gersbach hat aber an dem
jungpaläolithischen Alter nicht den geringsten Zweifel. Nach ihm liegen auf dem Röthe-
kopf charakteristische Werkzeuge des Magdalenien vor, dazu eine Anzahl „sehr primi-
tiver Werkzeuge aus Quarz". Beide Formengruppen seien aber gleich alt. Er reiht die
Calotte ins Sp. ät-Magdalenien ein. J. Bayer (1927) setzte die Fundstelle auf
dem Röthekopf wegen des Fehlens von Knochen und Knochenartefakten und wegen des
Auftretens einer Lorbeerblattspitze mit Flächenretouche weiter zurück ins Solutreen.
Später hat dann Moog (vgl. Bad. Fundber. 16, 1940, 7) unter den Stdingeräten solche
vom Mousterien-Typus von denen des Magdalenien getrennt. Auch der jüngere Gers-
bach spricht neuerdings von zwei Kulturperioden des Röthekopfes: der Neandertaler-
stufe und dem Magdalenien, dem die Calotte angehören soll. Vielleicht haben die ab-
weichenden Altersdatierungen von Emil Gersbach und Bayer die beiden Quenstedts
dazu geführt, dem Säckinger Schädeldach ein unbekanntes Alter zuzuschreiben. Ich sehe
keinen Grund, an dem Magdalenien-Alter der Calotte zlu zweifeln. Vom anthropolo-
gischen Standpunkte aus lassen sich im Gegenteil einige Argumente anführen, die für eine
Einreihung ins Jungpaläolithikum sprechen.
Es ist mir nicht bekannt, ob die Säckinger Calotte schon einmal einem Anthropologen
zur Untersuchung vorgelegen hat. Durch Vermittlung von Herrn Prof. Kimmig erhielt
ich sie in diesem Sommer vom Säckinger Heimatmuseum zugesandt1) Hier sei vorerst nur
auf einige Befunde aufmerksam gemacht, die eine ausführlichere Bearbeitung der Calotte
als wünschenswert erscheinen lassen.
Am Schädeldach sind erhalten: die beiden Scheitelbeine, die Oberschuppe des Hinter-
hauptbeins, das rechte Stirnbein und Teile des linken Stirnbeins. Das linke Stirnbein
zeigt unten und seitwärts einen größeren Substanzverlust. So fehlt neben anderem die
morphologisch wichtige obere Umrandung der linken Augenhöhle und die Glabella.
Man kann diese Gegend aber unschwer nach der erhaltenen rechten Seite ergänzen und
 
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