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Badische Fundberichte: amtl. Nachrichtenbl. für die ur- u. frühgeschichtl. Forschung Badens — 19.1951

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Gersbach, Egon: Das mittelbadische Mesolithikum
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https://doi.org/10.11588/diglit.43771#0021
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Das mittelbadische Mesolithikum

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Das mittelbadische Mesolithikum
Zum ersten Male wird hier ein mittel- und jungsteinzeitliches Fundmaterial vorgelegt,
das in jahrelanger Geländearbeit zusammengetragen wurde. Wegweisend für diese Such-
tätigkeit war der Fund eines mesolithischen Artefakts durch meinen Bruder Walter
Gersbach, den er 1937 bei der Kanalisation des Schinlinggrabens auf Gemarkung Sinz-
heim, Ortsteil Halberstung (Bühl), gemacht hat1). Die Prähistorikerin Emilie Ruf (Baden-
Baden) hat die Bedeutung des Fundes erkannt und zunächst zusammen mit dem Kreis-
pfleger der ur- und frühgeschichtlichen Bodenaltertümer, Paul Braun (Baden-Baden),
durch planmäßige Geländebegehungen weiteres Material gesammelt. Die mühevollen
Untersuchungen P. Brauns konzentrierten sich jedoch nicht nur auf die einmal als Sied-
lungsgebiet erkannten sogenannten mittelbadischen „Dünen“ in der näheren und weiteren
Umgebung seines Wohnsitzes, auf denen er im Laufe der Zeit einen steinzeitlichen Sied-
lungskomplex nach dem anderen nachzuweisen vermochte. In gleichem Maße erstreckten
sie sich auch auf die in morphologischer und edaphischer Hinsicht gänzlich anders
geartete Vorbergzone um Baden-Baden. Wie auf den „Dünen“ der Stromebene, so gelang
es ihm auch hier, zahlreiche in ihrer Ausdehnung oft bescheidene, aber auch umfang-
reichere „Wohnplätze“ und Einzelfunde sowohl der Mittelsteinzeit als auch des Neoli-
thikums aufzufinden. Nahezu das gesamte Fundmaterial stammt von Oberflächen-
stationen, die, soweit bestimmbar, einer einzigen Kulturperiode angehören. Nur wenige
Fiundplätze vereinigen mittelsteinzeitliches und neolithisches Silexgerät. Die an zahl-
reichen Stationen nachgewiesenen „vorrömischen Scherben“ sind mit wenigen Ausnahmen
formlos und für eine sichere Zuteilung zu einer bestimmten urgeschichtlichen Periode
ungeeignet. Da sich der jungsteinzeitliche Siedlungsniederschlag fast nur auf Silexgeräte
und formlose Scherben beschränkt, wurde auf seine Bearbeitung zugunsten einer genauen
Erfassung im beigegebenen Fundkatalog verzichtet. Es sei jedoch hervorgehoben, daß
die neolithischen Siedlungsspuren sich gleichermaßen auf die lößbedeckten Kuppen und
Hänge der Vorbergzone wie auf die bisher für wenig siedlungsfreundlich gehaltenen
sandig-isolierten Buckel und Rücken der „Dünen“ verteilen2). Und umgekehrt liegen die
hier zu behandelnden mesolithischen Wohnplätze keineswegs nur innerhalb der „Sand-
zone“ der Niederterrasse; mit umfangreichen Stationen greift die mesolithische Besied-
lung auch auf die schweren Lehm-, Lößlehm- und Muschelkalkböden der Vorbergzone
über und reicht bis ins Gebirge hinein.
Bevor wir uns der formenkundlichen Auswertung des Fundstoffes zuwenden, sei
zunächst wenigstens in Umrissen ein Fragenkomplex gestreift; er hat fraglos den Gang
der Besiedlung in der Stromebene nachhaltig beeinflußt und besitzt für die zeitliche
*) Bad. Fundber. 14, 1938, 10.
2) Zur Funddichte vgl. etwa Bad. Fundber. II, 1929—1932, 93; III, 1933—1936, 23 ff. (K. Gut-
mann). Prähist. Zeitschr. 10, 1918, 40 f. (W. Deecke). Jahresbd. Badische Heimat (Der Ufgau),
24, 1937, 78 f.; (Offenburg und die Ortenau), 22, 1935, 53 ff. Besiedelungsdichte und Gang
der Besiedlung werden durch das neu vorgelegte Material erheblich erweitert und modifiziert.
 
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