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Badische Fundberichte: amtl. Nachrichtenbl. für die ur- u. frühgeschichtl. Forschung Badens — 19.1951

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Hammel, Karl: Burgruine Lützelhardt bei Seelbach, Landkreis Lahr: Eine Beitrag zur Datierung mittelalterlicher Keramik
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https://doi.org/10.11588/diglit.43771#0101
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Burgruine Lützelhardt bei Seelbach, Ldkrs. Lahr

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gelblicher Farbe durchführte11). Dabei wurde vom Profil der Randstücke ein Streifen
losgelöst und einem nochmaligen scharfen Brand unter Luftzutritt unterworfen. Die
Streifen wurden rot gebrannt und wieder ihrem Randprofil angefügt. Bei gleichem
Ausgangspunkt bewirkte der Eisengehalt des Tones bei niedriger Temperatur die
hellere, gelbliche Farbe, bei hoher die rote.
Allgemeine Feststellung von Lais und Schirmer12):
Bei oxydierendem Feuer (unter Zutritt des Sauerstoffes der Luft) bewirkt der
Eisengehalt des Tons die rötliche Farbe. Bei reduzierendem Feuer (unter Abstellung
der Luftzufuhr) entsteht die graue oder schwarze Farbe.
Damit ist eine Unterscheidung des keramischen Materials in eine graue und eine
rötliche Reihe gegeben.
Die graue Reihe umfaßt hellgraue und dunkelgraue bis schwarze Töne. Die rötliche
Reihe weist in einzelnen Fällen ziegelrot auf, in der Hauptsache stumpfe, braune
Töne; auch gelbliche und vereinzelt weißliche Töne gehören hierher. Bei letzteren
kann außer dem Brennverfahren die Zusammensetzung des Tones bestimmend sein.
Rötliche oder braune Keramik zeigt im Querbruch meist einen Kern von grauer oder
schwarzer Farbe, ein Zeichen dafür, daß das oxydierende Feuer nicht lange genug ein-
gewirkt hat, um den Ton gar zu brennen.
Außenschicht häufig eine rötliche, bräunliche oder helle Linie. Die Ware ist, nach
Bei grauer oder schwarzer Ware zeigt der Querbruch unter einer dunklen, dünnen
Schirmer, „gemantelt“; sie ist innen dunkel. Der Ton wurde zunächst bei reduzieren-
dem Feuer dunkel gebrannt, die Ware hat dabei die dünne, rötliche oder helle Um-
mantelung erhalten. Darauf erfolgte die Schmauchung durch raucherzeugende Stoffe.
„So kann man am Querbruch das Brennverfahren ablesen“ (Lais). Aus Rotbrand so-
wohl wie aus dunklem Brand läßt sich widerstandsfähige Ware herstellen. Es kommt
lediglich auf die Brenndauer an. Im allgemeinen wird harter Brand bevorzugt. In
Merdingen macht die graue Reihe zwei Drittel der Gesamtmenge aus. Auf dem Lützel-
hardt ist die rote Reihe vorherrschend. Es darf daraus geschlossen werden, daß die
Farbgebung gewollt ist und möglicherweise mit dem Gebrauch zusammenhängt. Die
gedrungenen Gefäße, wie die Kugeltöpfe, waren besonders geeignet, in die Glut ge-
stellt zu werden. (Laeschcke erwähnt, daß sie auf drei spitze Steine gestellt wurden.)
Die dunkle Farbe war hierfür geeignet.

Kleinfunde
Die Kleinfunde umfassen so ziemlich alle Materialien außer den brennbaren.
1. Die gefundene Schachfigur ist ein Turm aus Elfenbein. Er ist offenbar einer Mauer-
zinne nachgebildet, wobei die Zinnenform auf die im Süden übliche Architektur
“) Die Benützung des hinterlassenen Manuskripts wurde mir von der Witwe des Verstorbenen
in liebenswürdiger Weise ermöglicht und die Veröffentlichung der darin enthaltenen Ergebnisse
gerne gestattet. Frau Lais sei auch an dieser Stelle hierfür aufrichtig gedankt.
-) E. Schirmer: Die deutsche Irdenware des 11. bis 15. Jhdts. im engeren Mitteldeutschland in
Irmin, Jahrbuch des Germ. Museums, Jena I, 1939.
 
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