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Badische Fundberichte: amtl. Nachrichtenbl. für die ur- u. frühgeschichtl. Forschung Badens — 20.1956

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Straub, Roderich: Zur Kontinuität der voralamannischen Bevölkerung
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https://doi.org/10.11588/diglit.43787#0137

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Zur Kontinuität der voralamannischen Bevölkerung

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handen. Die in der Tabelle II angegebenen Mittelwerte für die Körpergröße wurden
durch Addition der Individualmaße und Division der Summe durch die Zahl der
Individuen gewonnen.
Neben den Durchschnittswerten der nach der Güte der Beigaben geordneten Skelett-
oder Schädelserien wurden zum Vergleich mit nichtalamannischen Gräberfeldern in
den Tabellen la und II auch Werte von gesamten Skelett- und Schädelreihen ver-
zeichnet, die aus der Literatur stammen, unabhängig von den Beigaben und Fund-
umständen gewonnen sind und somit je Gräberfeld wegen Berücksichtigung auch der
gestörten Bestattungen eine größere Anzahl von Individuen umfassen. Sie dienen
wegen ihres geringeren statistischen Fehlers einer allgemeinen, rein anthropo-
logischen Charakterisierung der einzelnen Friedhöfe. In der Tabelle III wurden
Schädelform und Körpergröße verbunden und vier Gruppen gebildet:
L angschädelig-großwüchsige, Langschädelig-kleinwüchsige, Kurzschädelig-großwüchsige,
Kurzschädelig-kleinwüchsige. Schädel mit LBI unter 75 wurden als Langschädel, mit
LBI über 75 als „Kurzschädel“ bewertet — zwischen Mittel- (75 — 80) —, und Kurz-
schädeligkeit (über 80) wurde bei dieser Zusammenstellung also nicht unterschieden.
Für die Körpergröße trennen 168 cm beim Mann und 159 cm bei der Frau Groß-
wüchsige von Mittel- und Kleinwüchsigen, wobei die letzten beiden hier als „Klein-
wüchsige“ zusammengefaßt sind.
Diese Zahlen wurden zugrundegelegt, weil sie der auf cm abgerundeten durchschnitt-
lichen Körpergröße der Hailfinger Alamannen19) entsprechen — der Alamannengruppe,
von der wir die meisten anthropologischen Daten besitzen.
Die Geschlechtsbestimmung erfolgte nach anthropologischen Gesichtspunkten. Steht
der archäologische Befund mit der anthropologischen Bestimmung in Widerspruch,
so z. B. Waffenbeigabe im „Frauen“grab, wurde der archäologischen Bestimmung der
Vorzug gegeben. Ein Grab mit Waffenbeigaben also wurde stets als Männergrab
gewertet.
Insgesamt wurden für den LBI 381, für die Körpergröße 451 Individuen beiderlei
Geschlechtes erfaßt. Das Ergebnis ist in den Tabellen la und Ib zusammengestellt20).
Wie die Tabelle la zeigt, erhielten von 207 Alamannen (80 aus Hailfingen, 40 aus
Mengen, 38 aus Elgg, 13 aus Oerlingen, 3 aus Aadorf, 33 aus Pieterlen) 62 reichere
Beigaben. Die 62 Toten mit reicheren Beigaben sind um 2—3 Indexeinheiten lang-
schädeliger als die 145 Toten mit einfacheren Beigaben und aus beigabenlosen Gräbern.
Nach der Aufstellung über die prozentuale Zugehörigkeit zu den drei Schädelformen
(Tabelle Ib) stehen bei den Toten mit reicherer Grabausstattung 63°/o Langschädel
27 + 10 = 37% Mittel- und Kurzschädeln gegenüber. Besonders hervorstechend ist die
Seltenheit der Kurzschädel (10%). Bei den Toten ohne Beigaben und mit einfacheren
Beigaben herrscht genau das umgekehrte Verhältnis, nämlich 41+22 = 63% Mittel-
und Kurzschädel gegen 37% Langschädel.
19) Vgl. H. J. Schlunk, Die Knochenfunde aus dem alemannischen Friedhof Hailfingen, O. A.
Rottenburg (Diss. med. Tübingen 1935, 30, nicht im Druck erschienen.
20) Einzelangaben für die verschiedenen Gräberfelder nebst Quellenbelegen und archäologischem
Inventarverzeichnis der noch nicht veröffentlichten Gräber mit meßbaren Knochenresten siehe
R. Straub a. a. O. 129—234.
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