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Badische Fundberichte: amtl. Nachrichtenbl. für die ur- u. frühgeschichtl. Forschung Badens — 21.1958

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Dauber, Albrecht; Gerhardt, Kurt; Gandert, Otto-Friedrich: Neue Funde der Völkerwanderungszeit aus Baden: (Gerlachsheim, Ilvesheim, Zeutern)
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https://doi.org/10.11588/diglit.43788#0164
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158

Albrecht Dauber

Auf dem nach Norden geneigten Hang des „Schneckenbühl“ lagerte sich wohl nach 260
aus dem Bereich einer höher gelegenen römischen Siedlungsstelle abgeschwemmtes
römisches Material ab. Ob dieser Abschwemmhorizont schon bei Anlage eines Grabes,
in dem mehrere Tote bestattet wurden, vorhanden war und durchstoßen wurde, ist
nicht mit Sicherheit festzustellen. Ein nochmaliger Eingriff, der sich in den Profilen
ebensowenig abzeichnet wie die Ausschachtung für das Grab, hat dann zur Zerstörung
des Grabes geführt. Spätestens dieser zweite Eingriff muß den Abschwemmhorizont
durchstoßen und Fundstücke aus ihm bis in das Bestattungsniveau gebracht haben. Da
die Funde, die dem Grab zugewiesen werden müssen, sich in sehr gleichmäßiger Tiefe
horizontiert vorfanden, kann dieser Eingriff nicht tiefer gegangen sein, hat also wohl
gerade dem Grab gegolten. Er muß als eine sehr gründliche Beraubung des Grabes auf-
gefaßt werden, eine Deutung, die noch gestützt wird durch das völlige Fehlen von
Metallfunden, obwohl solche nach Ausweis der Grünfärbung an einem Knochen primär
vorhanden gewesen sein müssen. Die übrigen beobachteten Störungen entziehen sich
der Deutung; es kann nur gesagt werden, daß sie noch jünger sein müssen als der
Beraubungsvorgang.
Funde: 1. Handgemachter, steilwandiger Topf mit hochliegender Wölbung und ein-
gezogener Mündung; Ton dicht, aber feinkörnig gemagert, gut gebrannt, sorgfältig ge-
glättete Innen- und Außenseite. Außenseite mit dünnem Glättüberzug; am Oberteil
waagrechte Kratzer vom Glättinstrument, am Unterteil unregelmäßig besenstrichartig
vertikal gestreift; H. 26 cm, Randdm. 21,6 cm, Bodendm. 15,2 cm, Profil ergänzt
(Taf. 56, 1 u. 57, 9). — 2. Handgemachter, steilwandiger Becher mit gewölbter Schulter
und stark eingezogener Mündung; auf der Schulter drei kleine Warzen; dicht, aber
feinkörnig gemagerter Ton; Farbe von hellbraun bis schwarz spielend; Außenfläche
sauber geglättet, harter Brand; H. 9,4 cm, Randdm. 4,3—4,8 cm, Bodendm. 6 cm
(Taf. 56, 3 u. 57, 11). — 3. Gleichartiger Becher von etwas schlankerer Form; H. 9,6 cm,
Randdm. 4,8 cm, Bodendm. 5,7 cm (Taf. 56, 2 u. 57, 12). — 4. Dünnwandige, scharf
profilierte Nigraschale aus rotbraunem Ton mit schwarzbraunem Überzug. Unterteil
gewölbt mit abgesetzter Standfläche und scharfem Umbruch. Oberteil konkav ge-
schwungen, durch Rippen in zwei Kehlen gegliedert. Rand kaum verdickt; H. 6,5 cm,
Randdm. 12,5 cm, Bodendm. 6,2 cm (Taf. 56, 4 u. 57, 10). — 5. Beiderseits verjüngte
Spindel mit rundem Querschnitt aus Bein; L. 14,9 cm (Taf. 56, 5). — 6. Konischer Spinn-
wirtel mit kantig abgesetztem Unterteil aus braunem, feinsandig gemagertem Ton mit
schwarzbraunem Überzug; H. 2,2 cm, Dm. 3,5 cm (Taf. 56, 6). — 7. Unter dem Scher-
benmaterial findet sich außer den eingemischten römischen Scherben (vgl. Fundgeschichte)
auch eine Anzahl handgemachter Scherben mit grober Magerung, deren Zugehörigkeit
zu dem Fundkomplex nicht sicher nachweisbar ist, aber nicht ganz ausgeschlossen er-
scheint. — 8. Tierknochen (Ziege) (vgl. Anhang II).
Unter den drei hier vorgelegten Funden ist derjenige von Zeutern am schwersten zu
beurteilen. Machte schon die Deutung der Fundumstände wegen der mehrfachen Störun-
gen große Schwierigkeiten, so fügt sich auch der Fundstoff nur widerstrebend in das
zudem erst umrißhafte Bild der nachlimeszeitlichen Jahrhunderte in Südwestdeutsch-
land.
 
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