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Badische Fundberichte: amtl. Nachrichtenbl. für die ur- u. frühgeschichtl. Forschung Badens — 22.1962

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Fischer, Franz: Beiträge zur Kenntnis von Tarodunum
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https://doi.org/10.11588/diglit.43789#0046

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38

Franz Fisdier

beobachtet werden konnte5), aus einer Frontmauer, die aus großen, unbehauenen
Gerollen von oft kyklopisch zu nennenden Ausmaßen errichtet wurde und gelegentlich
auch eine klare Innenfront aufweist6), und einer breiten, rampenartigen Hinter-
schüttung7); von Holzeinbauten ist bisher nichts bekanntgeworden. Lediglich im Osten,
wo ein natürlicher Schutz infolge Fortsetzung der Terrasse talaufwärts ganz fehlt,
bedurfte es einer ausschließlich künstlichen Befestigung. Hier ist die Terrasse von einer
etwa 700 m langen, in der Mitte stumpf abgewinkelten Wehranlage — dem sogenannten
Heidengraben — abgeschnitten. Wall und Graben sind heute sehr verschleift und im
Gelände nur noch mit Mühe zu erkennen. Die befestigte Fläche ist 190 Hektar groß und
besitzt einen Umfang von 6 km.
Außer einigen Notgrabungen, die durch mehr oder weniger zufällige Eingriffe in den
Randwall nötig wurden, haben planmäßige Untersuchungen bisher nur zwei römischen
Gebäuden nahe der Westspitze und dem Heidengraben gegolten. Dieser letzteren wollen
wir uns zunächst zuwenden.
Im Herbst des Jahres 1901 haben E. Fabricius und F. Leonhard an der Knickstelle in
der Mitte des Heidengrabens eine kurze Ausgrabung unternommen, über die nur zwei
knappe Berichte von E. Fabricius vorliegen. Da der ausführlichere von ihnen an einer
etwas versteckten Stelle publiziert wurde, erscheint es angebracht, ihn hier zu wieder-
holen8):
„Durch einen breiten Querschnitt wurde das Profil der Befestigung festgestellt. Es zeigt außen
einen Spitzgraben von 12 m Breite und 4 m Tiefe, dahinter eine aus mächtigen rohen Stein-
blöcken erbaute Mauer, an die auf der Innenseite ein Wall aus lehmhaltigem Kies und aus dem
Graben entnommenem Geröll angeschüttet war. In seiner gegenwärtigen Zerstörung macht das
Ganze, namentlich die zusammengestürzte Mauer, den Eindruck eines sehr primitiven Bau-
werkes. In der Kieshinterschüttung der Mauer wurden indes nicht allein große Mengen von
Holzkohlen gefunden, sondern auch, und zwar an verschiedenen Stellen, in beträchtlicher Anzahl
etwa 20 cm lange, schwere eiserne Nägel. Wie der beste Kenner der prähistorischen Ringwälle
in Deutschland, Architekt Thomas aus Frankfurt a. M., der bei der Auffindung des ersten
dieser Nägel zugegen war, sogleich erkannte, stimmen diese nach Größe und Form mit den
Nägeln vollkommen überein, die in den gallischen Festungsmauern Frankreichs, z. B. von
Bibracte, gefunden werden. Hiernach kann es keinem Zweifel unterliegen, daß auch die Mauer
von Tarodunum nach gallischer Weise alternis trabibus ac saxis hergestellt war, wie es Caesar
d. b. g. VII 23 ausführlich beschreibt.
In der Mitte der Ostseite, wo die Spuren des Heidengrabens eine Unterbrechung vermuten
ließen, wurde ein Haupttor nachgewiesen. Der Graben setzt hier mindestens 30 m weit aus. Die
Unterbrechung der Mauer und des Walls war dagegen nicht größer, als zum Durchlaß der noch
wohlerhaltenen, mit Stickung und Kleinschlag bedeckten Straße erforderlich war. Das eigentliche
Tor scheint von ausspringenden Türmen eingefaßt gewesen zu sein, die zugleich den Graben

5) So beim Haus Meßmer südöstlich vom Brandenburger Hof, Gemarkung Burg (Bad. Fund-
ber. II, 1929—1932, 296 ff. und Germania 15, 1931, 276), und beim Rainhof (Bad. Fundber.
III, 1933—1936, 368; ebenda 13, 1937, 102 mit Abb. 2; vgl. auch ebenda 14, 1938, 18
und 15, 1939, 20 f.).
6) An der Südseite westlich des Birkenhofes noch gut zu erkennen.
7) Besonders eindrucksvoll an der Westspitze zu sehen.
8) Verhandlungen der 46. Versammlung deutscher Philologen und Schulmänner in Straßburg
1901 (Leipzig 1902) 109 ff.; ich gebe hier nur den Abschnitt wieder, der sich unmittelbar
auf die Ausgrabung bezieht (a. O. 110 f.). — Der zweite, kürzere Bericht bei E. Fabricius,
Die Besitznahme Badens durch die Römer (Neujahrsblätter d. Bad. Hist. Komm. NF 8,
Heidelberg 1905) 14 f.
 
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