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Badische Fundberichte: amtl. Nachrichtenbl. für die ur- u. frühgeschichtl. Forschung Badens — 22.1962

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Nesselhauf, Herbert: Ein Leugenstein des Kaisers Victorinus: Illingen, Ldkrs. Rastatt
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https://doi.org/10.11588/diglit.43789#0087

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Ein Leugenstein des Kaisers Victorinus

79

Ein Leugenstein des Kaisers Victorinus
(Illingen, Ldkrs. Rastatt)
Von Herbert Nesselhauf, Freiburg i. Br.

Zu Beginn des Jahres 1959 förderte ein Bagger bei der Kiesgewinnung aus dem nord-
westlich von Illingen (Landkreis Rastatt) gelegenen Baggersee (Goldkanal) das Bruchstück
einer römischen Leugensäule zu Tage (Taf. 27, 2—4). Die aus rotem Sandstein gearbeitete
Säule ist ringsum sehr beschädigt und unten abgebrochen. Sie ist noch 72 cm hoch und
hat einen Durchmesser von 36 cm. Aufbewahrt wird sie im Kreismuseum in Rastatt.
Von der arg mitgenommenen Inschrift ist zum Glück noch so viel erhalten, daß nicht
nur der Kaiser, dem die Säule dediziert ist, ermittelt, sondern auch das Formular im
Wortlaut rekonstruiert werden kann, mit Ausnahme der weggebrochenen Schlußzeilen,
die das Ende der Kaisertitulatur und die Entfernungsangabe enthielten.

[/] mp.

Caes.

[Ma] reo
[t>o] nio
[to] rin [o
[Je] Zzcz

[Pw-]
[Vzc-]
pzo]
invi [c-]

[fo A] ug., p. m., t [r.]

[pot.]

Der Fund ist aus mehreren Gründen interessant. Zunächst dient er uns, wie alle Meilen-
steine, als topographisches Indiz für den Straßenverlauf. Zwar ist der Stein nicht in
situ gefunden und die Stelle, an der er einst stand, läßt sich auch nicht mehr genau
ausfindig machen, aber alle Wahrscheinlichkeit spricht dafür, daß sie nicht weit entfernt
war von dem Fundort. Den Gedanken an Verschleppung darf man wohl ausschalten,
denn Steine, die als Baumaterial von weitem herangeschafft werden, pflegen nicht
weitab von Bauwerken irgendwo im Gelände zu liegen. Aber auch der Rheinarm kann
den Transport nicht besorgt haben, denn, abgesehen von dem Widerstand, den der
schwere und ungefüge Stein leistete, müßte man in diesem Falle die Spuren des Schiebens
und Rollens an der Oberfläche des Steins sehen; die Verletzungen sind aber anderer
Art. Der Gesamtbefund erklärt sich am besten, wenn man annimmt, daß die Säule, die
einst unweit des Fundorts stand, umgestürzt und zerschlagen wurde und so im Kies
und Sand des Altrheins liegen blieb, bis der Bagger sie heraufholte.
Den Zug der Straße, an der der Leugenstein stand, kennen wir nicht, und wir wären
auch ziemlich ratlos, wenn nicht ein schon vor langer Zeit in der Nähe gefundener
 
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