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Badische Fundberichte: amtl. Nachrichtenbl. für die ur- u. frühgeschichtl. Forschung Badens — 22.1962

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Dauber, Albrecht: Zur Besiedlungsgeschichte im Stadtgebiet von Tauberbischofsheim: (Die Funde beim Bau der Milchzentrale 1959/60)
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https://doi.org/10.11588/diglit.43789#0208

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200

Albrecht Dauber

steht ja im gegnerischen Vorfeld fast nichts gegenüber, was ihn als Ergebnis einer ge-
schichtlichen Polarität verständlich erscheinen ließe 23).
Heute stehen mit den beiden hier vorgelegten Fundkomplexen, einer 1960/61 in der
Umgebung des Anwesens Pelz entdeckten Siedlung mit Prunkgrab etwas weiter tal-
aufwärts 24) und einer weiteren Siedlungsstelle, die 1961 etwa 200 m oberhalb der
Tauberbrücke (Neubau Erlenbach) entdeckt wurde, insgesamt fünf Fundgruppen zur
Verfügung, die zunächst unter sich in eine relative Zeitfolge gebracht werden können.
Für den ältesten Abschnitt der Kaiserzeit gibt das Grab von der Baustelle Pelz einen
sicheren Ausgangspunkt. Zwar bietet es mit seiner reichen Ausstattung an elbgerma-
nischer Tonware Großromstedter Art keine direkten Vergleichsmöglichkeiten für Sied-
lungskeramik, doch liegen solche aus zwei Siedlungsgruben von der Baustelle Pelz und
ihrer nächsten Umgebung vor, die durch das Vorkommen von maeanderverzierten
Scherben als gleichzeitig mit dem Grab erwiesen sind. Nach ihnen läßt sich der Kom-
plex Fundpunkt 17 (Taf. 58) als älterkaiserzeitlich bestimmen und dem Beginn des
1. Jahrhunderts zuweisen.
Größere Schwierigkeiten bieten die aus den Fundpunkten 10 und 18 kommenden Be-
stände. Sie enthalten zunächst genügend gegenseitig vergleichbare Stücke, um als gleich-
zeitig angesehen zu werden, und unterscheiden sich in ihrem Gesamthabitus deutlich
von dem Fundbestand, der der älteren Kaiserzeit zugewiesen werden konnte. Markante
Verbindungsstücke zwischen den beiden Gruppen lassen sich nicht aufzeigen.
Ihre versuchsweise Einordnung in die jüngere Kaiserzeit stützt sich zunächst auf das
Vorkommen eines (nicht abgebildeten) größeren Wandscherbens aus Fundpunkt 18,
der nach Farbe, Machart (Drehscheibe), Zusammensetzung und Brand nur von einem
römischen Henkelkrug stammen kann. Obwohl im Gesamteindruck älter-latene-
zeitliche Züge vorzuherrschen scheinen, weisen andererseits doch so viele Einzelzüge,
besonders der Gefäßverzierung, auf den westgermanischen Formenkreis von Uslar’s,
daß nur dort eine Anknüpfung gesucht werden kann. Wenn auch das bisher vorlie-
gende Material es noch nicht erlaubt, diesen Anschluß aufgrund eingehender Form-
vergleiche zu vollziehen, so ist andererseits eine Herleitung aus dem älterkaiserzeit-
lichen Bestand von Tauberbischofsheim keinesfalls möglich. Es deutet sich damit ein
Wechsel in der Herkunftsrichtung verschiedener germanischer Schübe in das östliche
”) Schumacher (Rheinlande 2, 1923, 133 ff.) erwähnt neben zwei bayerischen Fundorten „ge-
ringe Spuren im Taubertal“, ohne diese zu nennen, und hält eine geschlossene Besiedlung des
Raumes durch germanische Stämme für unwahrscheinlich. — Reinecke hat (23. Ber. RGK
1933, 144 ff.) die kaiserzeitlichen Germanenfunde aus bayerischem Gebiet zusammengestellt.
Scheidet man aus seiner Liste die Münzfunde und die zweifelhaften Fälle sowie diejenigen
Funde aus, die erst in die Zeit nach dem Falle des Limes zu setzen sind, dann bleiben im
weiten Vorland des Obergermanischen Limes nur wenige Punkte übrig. — Ch. Peschek
(Bayer. Vorgesch. Bl. 25, 1960, 75 ff.) vermehrt diese Liste um einige Fundorte, die durch
ihre frühe Zeitstellung besonders wichtig sind. — Aus württembergischem Gebiet ist Ingel-
fingen am Kocher (Fundber. aus Schwaben N. F. VII, 1932, 39 ff.) immer noch der einzige be-
kanntgewordene Fundort einschlägigen Materials. — Für das badische Taubergebiet hat
E. Wahle mehrfach (Neckermann, Heimatscholle Vilchband 1937, 21 f., und Bad. Fundber. I,
1925—1928, 213 ff.) germanische Siedlungsreste für diese Zeit postuliert und Gründe für ihr
Ausbleiben gesucht. — Bis 1959 ist indes die in Bad. Fundber. 21, 1958, 278, mitgeteilte Be-
obachtung der einzige spärliche Hinweis gewesen.
 
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