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Badische Fundberichte: amtl. Nachrichtenbl. für die ur- u. frühgeschichtl. Forschung Badens — 23.1967

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Dehn, Rolf: Ein Waffengrab der frühen Urnenfelderkultur von Tiengen, Landkreis Waldshut
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https://doi.org/10.11588/diglit.44899#0039
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Ein Waffengrab der frühen Urnenfelderkultur von Tiengen, Ldkrs. Waldshut

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zu den geläufigen Grabbeigaben der späten Bronzezeit, sie ist uns jedoch durch Einzel-
und Hortfunde als gängige Waffe dieser Zeit bekannt. In den wenigen Grabfunden ist
die Lanze zweimal mit einem Rixheimschwert vergesellschaftet4) und in einem Fall mit
Wagen- und Pferdegeschirrbronzen der ausgehenden Stufe Bronzezeit D/beginnenden
Stufe HaA5). Die Verzierung des Tüllenmundes stellt einen Moorfund von Ruggell,
Liechtenstein6), und eine Lanzenspitze aus dem Depotfund von Aesch, Kt. Baselland7),
in die Nähe der Lanzenspitze von Tiengen.
Für die Nadel (Taf. 9, 1) ist mir ein direktes Vergleichsstück nicht bekannt. Wegen des
unverzierten Kopfes möchte man sie aber in die Nähe Ha A-zeitlicher Nadeln stellen8),
wenngleich die charakteristische Schaftverzierung (allerdings fast nur „rudimentär“)
noch an spätbronzezeitliche Nadeln erinnert.
Neben den Bronzen waren dem Toten eine größere Anzahl von Gefäßen mitgegeben,
von denen sich jedoch nur drei rekonstruieren ließen. Das mit echtem Kerbschnitt ver-
zierte Gefäß mit kurzem Trichterhals (Taf. 8, 1) findet, was seine Verzierung betrifft,
seine besten Parallelen in der Nordschweiz9), im Oberrheintal10) und im Hagenauer
Forst11). Ähnliche Motivanordnung, jedoch zum größten Teil in Stempeltechnik aus-
geführt, ist auch aus Oberschwaben12) und von der Schwäbischen Alb bekannt13). Um-
laufender Bodenverzierung begegnet man vornehmlich im Oberrheintal14) und im
Hagenauer Forst15), während Innenrandverzierung fast ausschließlich im schwäbisch-
bayerischen Raum geläufig ist16). Die Verzierung der beiden anderen Trichterrandgefäße
(Taf. 8, 2; 9, 12) hebt sich in ihrer etwas groben Ausführung von den ähnlichen Motiven
des oberschwäbisch-bayerischen Raumes ab17) und läßt sich gut neben die gleichfalls

4) Kreßbronn: siehe Anm. 1. — Wiesloch: siehe Anm. 2.
5) Hader, Ldkrs. Griesbach: H. Müller-Karpe, Bayer. Vorgeschbl. 21, 1956, 68 ff. m. Abb. 8 u. 9.
6) Jahrb. d. Hist. Ver. f. d. Fürstentum Liechtenstein 54, 1954, 120 m. Taf. 2, 6.
7) Tätigkeitsbericht d. Naturforsch. Ges. Baselland 1922—25, 107 ff. Taf. 6, 3.
8) Vgl. etwa die Nadel von Ebringen — Schönberg: Bad. Fundber. 20, 1956 Taf. 41 C 5. —
Siehe auch die unverzierten Nadeln und Armringe der Gruppe Binningen-Oberendingen im
Vergleich zu den kräftig profilierten und verzierten Gegenstücken der Gruppe Mels-Heilig-
kreuz (G. Kraft, ASA NF 29, 1927, 74 ff.).
9) Lausen, Kt. Baselland: Urschweiz 26, 1962, Abb. 64, 1. — Thun, Kt. Bern: H. Schwab,
F. Michel, Chr. Strahm, H. Bögli, Ur- und Frühgeschichte der Gemeinde Thun. Beiträge zur
Thuner Geschichte 1, 1964 70 Taf. 120. 20. — Windlisbach, Kt. Bern: Jahrbuch SGU 46, 1957,
106 ff. m. Abb. 35.
10) Tiengen, Ldkrs. Freiburg: Bad. Fundber. 17, 1947 Taf. 52 B. 1—4, 14.
n) Hagenauer Forst: Schaeffer, Les Tertres funeraires prehistoriques dans la Foret de Hagenau
1 (1926) bes. 41 Abb. 20 K, 67 Abb. 31 F, 109 Abb. 48 R.
12) Kreßbronn: siehe Anm. 1. — Mengen: Germania 40, 1962, 130 ff. Abb. 7. 35.
13) G. Kraft, Die Kultur der Bronzezeit in Süddeutschland (1926) Taf. 41. 5, 42. 1. 5.
14) Heitersheim: Bad. Fundber. 21, 1958 Taf. 63, 6. — Rixheim: Mitt. H. Zumstein.
15) F. A. Schaeffer a. a. O. 55 Fig. 24 a, 89 Fig. 41 A, 109 Fig. 48 R, 129 Fig. 35 H.
16) Schwäbische Alb: G. Kraft a. a. O. Taf. 40, 1; 41,5; 42,5. — Bayern: Bruck: Germania 41,
1963, 77 ff. Abb. 2 C 4; Hart a. d. Alz: Bayer. Vorgeschbl. 21, 1956, 46 ff. Abb. 2, 1—4. 6. 8;
Münchener Urnenfelder: H. Müller-Karpe, Münchener Urnenfelder (1957) Taf. 91 A. 1. —
Oberpfalz: W. Torbrügge, Die Bronzezeit in der Oberpfalz (1959 )Taf. 4, 14; 65, 9.
17) Ebenfalls Dreiecksverzierung, jedoch feiner und außerdem senkrecht oder schräg schraffiert.
Vgl. Mengen, Germania 40, 1962, 138 f. Abb. 5, 22. 23; 6, 27.
 
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