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Badische Fundberichte: amtl. Nachrichtenbl. für die ur- u. frühgeschichtl. Forschung Badens — 23.1967

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Liebschwager, Christa: Ein Frühlatènegrab von Mauchen, Ldkrs. Waldshut
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https://doi.org/10.11588/diglit.44899#0085
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Ein Frühlatenegrab von Mauchen, Ldkrs. Waldshut

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je eine ovale Delle sitzt. Das bereits erwähnte Skelettgrab von Säckingen* * * * * * * * * * 11) enthielt u. a.
eine Bronzefibel, deren Bügel durch zwei parallele, muldenförmige Zickzackbänder mit
Tremolierstichfüllung ornamentiert ist. Weitere drei Beispiele lassen sich von Unter-
iflingen, Ldkrs. Freudenstadt12), anführen; die eingetieften Winkelbänder sind mit feiner
Querstrichelung ausgefüllt. Der stabrunde Bügel einer Bronzefibel von Nebringen, Ldkrs.
Böblingen (Grab 8)13), trägt ebenfalls quergestrichelte Winkelbandverzierung, die sich jedoch
von derjenigen der genannten Exemplare dadurch unterscheidet, daß sie durch tiefe Ein-
schnitte aus der glatten Bügeloberfläche herausgehoben wurde. Mit Ausnahme der Nebrin-
ger Fibel handelt es sich bei den zitierten Vergleichsstücken um Bronzefibeln vom Mün-
singer Typ mit relativ kleiner Fußscheibe. Weitere Parallelen könnten z. B. aus Schweizer
Grabfunden angeführt werden14). Dort finden sich auch die besten Entsprechungen zur
Bronzefibel (Taf. 34, 2) von Mauchen. Leider ist die flachplastische S-Spiral- und Voluten-
verzierung des Fibelbügels durch Korrosion stark zerstört und läßt sich nicht mehr voll-
ständig rekonstruieren. Ähnliche Verzierungsmotive tragen die Fibeln von Münsingen
a. R., Kt. Bern (Grab 79)15), und Deißwil, Gern. Stettlen, Kt. Bern (Grab 16—21)16). Bei
beiden Vergleichsstücken ist auch das Bügelornament beiderseits durch ein feines, schmales
Leiterband begrenzt. Es handelt sich ebenfalls um Bronzefibeln vom Münsinger Typ mit
schmalem, stabförmigem Bügel.
Die Certosafibel ist in Südwestdeutschland nur in wenigen Exemplaren vertreten17). Ihr
Erscheinen in einem geschlossenen reichen Grabverband (Taf. 34, 3) ist um so wichtiger,
weil sie bisher in den gesicherten Gräbern die einzige Beigabe darstellte. Ihre Form unter-
scheidet sich von den entsprechenden Certosafibeln des Schweizer Mittellandes nur durch
die Stellung des Fußknopfes. Dieser sitzt zentrisch auf dem wenig hochgebogenen Fuß-
ende, während er bei den Schweizer Vergleichsstücken18) schräg nach vorn verschoben ist.
Die Sitte, Arm- bzw. Beinringe paarig zu tragen, ist in der Frühlatenezeit sehr verbreitet
und auch in Südwestdeutschland häufig anzutreffen; seltener sind hier dagegen Gräber mit
zwei Arm- und (bzw.) Fußringpaaren. Außer von Mauchen können aus Südbaden die

u) 32. Ber. RGK. 1942, 67 Abb. 12, C 14.
12) K. Bittel, Die Kelten in Württemberg (1934) 19 Taf. 10, 17.
13) W. Krämer, Das keltische Gräberfeld von Nebringen (Kreis Böblingen). VeröffentL des Staat-
lichen Amtes für Denkmalpflege Stuttgart, Reihe A Vor- und Frühgeschichte Heft 8, 1964, 26
Taf. 3, 1.
14) Münsingen, Kt. Bern, Grab 6 (O. Tschumi, Urgeschichte des Kantons Bern [1953] 100 Abb,
unten rechts). — Muttenz, Kt. Baselland, Grab 1 (D. Viollier, Les sepultures du second äge
du fer sur le Plateau Suisse [1916] 102 Taf. 3, 96). — Münsingen, Kt. Bern, Grab 49 und 75
(Viollier a. a. O. 112, 114 Taf. 3, 96). — Cerinasca d’Arbedo, Kt. Tessin, Grab 146 (D. Viollier,
Etüde sur les fibules de l’äge du fer trouvees en Suisse. Anz. f. Schweiz. Altkde. N. F. 9, 1907
Taf. VIII, 137).
15) Repertorium der Ur- und Frühgeschichte der Schweiz. Hrsg, von der Kurs-Kommission der
Schweiz. Ges. f. Urgesch. Heft 3, 1957 Die Eisenzeit der Schweiz, 19 Taf. 7, 6.
16) Tschumi a. a. O. 356 Abb. 214, 3.
17) Singen a. H., Ldkrs. Konstanz, drei Exemplare vom Gräberfeld (32. Ber. RGK. 1942, 78 Abb.
14, 1 sowie zwei unpublizierte Grabfunde). — Lochenstein bei Hausen a. T., Ldkrs. Balingen,
Siedlungsfund (Bittel a. a. O. 51 Taf. 10, 1). — Ludwigsburg, Abart der Certosafibel aus einem
Grabhügel (Bittel a. a. O. 10 Taf. 10, 2).
18) Repertorium der Ur- und Frühgeschichte der Schweiz Heft 3, 1957, 19 Taf. 6,1; Viollier,
Sepultures a. a. O. Taf. 1, 3.
 
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