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20 Da stieß sie einen entsetzlichen Schrei aus. Ehe sie die Erlaubnis ausgesagt hatte, wollte
Samstag schon in den Wagen steigen aber machte es so ungeschickt, daß der staubige Besen
der Prinzessin mitten in das schöne Gesicht stieß und darinnen herumfegte.
Die Prinzessin fuhr zurück, wehrte den Besen mit den Händen ab und schrie und schrie
unausgesetzt.
Als sie endlich zu sich kam, brach sie in Tränen aus und rief: Du Unseliger, was hast Du getan!
Das ist doch kein so großes Unglück, meinte der kleine Samstag, der wieder auf dem Boden
der Straße stand.
Doch, das ist das allergrößte Unglück von der ganzen Welt, jammerte die Prinzessin. Meine
Amme hat mir geweissagt, daß ich mit dem Manne, der mir mit dem Besen das Gesicht fegt,
Hand in Hand in das Schlafkämmerlein gehen werde. Lieber sterbe ich, ehe dies geschieht.
Aber nein! rief sie zornig, Du sollst es büßen!
Und sie klatschte in die Hände. Da sprangen von rechts und von links ein Halbdutzend
Diener herbei und riefen: Was befiehlt Prinzessin Abendschön?
Nehmt diesen Menschen und werfet ihn in einen Turm, wo weder Sonne noch Mond hinein scheint.
Wol! riefen die Diener, in den Fledermausturm.
Sie fielen über den armen Samstag her, der sich umsonst mit seinem Besen wehrte, über-
wältigten ihn und schleppten ihn fort.
Er weinte und flehte um Erbarmen und schrie zwischen hinein: Sieben Geschwister sind sich
hold! als ob ihm dies helfen müßte. Aber alles war umsonst.
Die Prinzessin rief ihren Pferden zu:
Himmelsrößlein, es geht der Wind,
Bringt mich zum König des Mittagslandes geschwind.
Da sausten die Pferde dahin.
Aus der Ferne scholl es noch einmal: Sieben Geschwister sind sich hold. Die Prinzessin
schaute zurück. Sie wurde traurig und wußte nicht warum; darüber wurde sie müde und
wollte träumen.
Da wandte sie sich in die Kutsche zurück, legte sich in die Kissen, und bald war sie eingeschlafen.
Die Pferde aber rannten fort Meile um Meile dem Mittagslande zu. Es wurde Abend und
die Nacht kam herauf. Die Prinzessin aber schlief noch immer und träumte von der runden
Waldwiese und dem großen Eichbaum.
Da redeten der Braune und der Fuchs, die rechts und links von der Deichsel liefen, miteinander.
Der Braune sprach zum Fuchsen:
Warum hast Du denn eben so gezuckt?
Es wetterleuchtet, sagte der Fuchs, das kann ich nicht ertragen. Da werd ich wild.
I wo! sagte der Braune. Es ist ja sternklare Nacht, und nirgends steht eine Wolke.
Eben wieder! rief der Fuchs und sprang auf die Seite, daß es in der Deichsel krachte. Auch
die beiden Schimmel, die ganz vorne liefen, wurden unruhig und schnaubten.
 
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