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WANDERERS EINKEHR VON KARL WOLLF

Durch weite Felder schritt ich oft,
Durch gold’nes Korngewog.
Auf Ernte hab’ ich lang gehofft,
Bis mich der Herbst betrog.
In düst’ren Schluchten hielt ich Rast
Die nie ein Fuß betrat;
Dort ist als einsam milder Gast
Mir neues Glück genaht.
Ich sah des Gießbachs Donnerfall
In weißem Schaum versprüh’n,
Ich sah die ernsten Fichten all’
Im jungen Lichte glüh’n.
Ein Lied voll Lust, ein Lied voll Leid
Erwuchs und klang in mir.
Das Leben strömt so tief, so weit.
Was liegt an Dir, an Dir?
Du schautest manchen Frühlingstag
Dem Blütenwunder zu,
Verträumtest manchen Glockenschlag
In holder Sommerruh.
Wenn Dich der Schönheit Hauch gestreift,
So hab’ daran genug,
Und sind die Früchte nicht gereift,
Tu still die Hand vom Pflug.
 
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