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Badische Kunst: Jahrbuch d. Vereinigung Heimatliche Kunstpflege, Karlsruhe — 3.1905

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Beringer, Joseph August: Emil Lugo, ein Künstler unserer Heimat
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https://doi.org/10.11588/diglit.52694#0019
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Zeit kommen, welche das Mittel von dem Zwecke zu unterscheiden weiß. — — Ich denke:
Jeder thue das, was der Himmel ihm beschert, mit Liebe und Ausdauer und vor allem, sich
selbst zur Genüge, dann findet er sicher auch solche, die ihn verstehen, wenn sie auch nicht
Regimenter ausmachen.“
Durch Krankheit des Körpers und Knappheit der Mittel außerstande, anderswo als in Freiburg
seinen Aufenthalt zu nehmen, sah Lugo sich gezwungen, Dresden wieder zu verlassen. Ein
inhaltvoller Briefwechsel mit Preller d. Ä., freundschaftlich gepflegte Beziehungen zu Frau
Susette Hauptmann, der geistreichen, künstlerisch feinfühligen Witwe des Musiktheoretikers
M. Hauptmann, nebst einigen fertigen Bildern und einer Anzahl sorgfältiger Naturstudien waren
die Früchte des kurzen Dresdener Aufenthaltes.
Wie ernst und gründlich Lugo es mit der Klärung und Festigung seiner Kunstanschauungen
nahm, verraten neben seinen Werken auch die Briefe aus dieser Zeit. So schreibt er u. a.
einmal an Frau Hauptmann:
Hochverehrteste Frau Direktor!
Herr Direktor Hauser las, weil ich gerade bei ihm war, da Ihr Brief zu ihm kam, mir aus
demselben vor, und das mich darin betreffende regte das, was mich stets beschäftigt, so an,
daß ich mich gedrungen fühle, darüber mich möglichst auszuschütten, in der Hoffnung dadurch
und durch eine gütige Beantwortung, die mir vielleicht von Ihnen wird, zu mehr Klarheit und
Bestimmtheit durchzudringen. —
Vor Allem ist’s, was mich stets beschäftigt, das Verhältnis der Kunst zur Natur und zu ihrer
eigentlichen Aufgabe; Göthes Satz ist mir bis jetzt das Klarste und deshalb Bestimmende
gewesen, er sagt: „Der ächte gesetzgebende Künstler strebt nach Kunstwahrheit, der andere,
der einem blinden Triebe folgt, strebt nach Naturwirklichkeit, der Erstere führt die Kunst
auf ihre höchste, der zweite bringt sie auf ihre niederste Stufe.“ - Dies finde ich nun in allen
wirklichen Kunstwerken bestätigt und sehe daß die Wahrheit des Kunstwerkes nicht in der
Wahrheit der Natur beruht, sondern hoch über dieser steht vielmehr in der strenglogischen
Durchbildung der künstlerischen Idee liegt; die Natur ist somit nicht der Endzweck, sie ist
nicht die Herrin, sondern die Dienerin der Kunst. Wir müssen sie also kennen, weil wir
durch sie die Kunstidee offenbaren können, wir können sie aber nur kennen und brauchen
lernen wenn wir Kunstverständige sind, denn was will und kartn der Nichtkunstkenner mit
der Natur machen? Deshalb finde ich die Sucht der modernen Künstler, „Naturstudien“ zu
machen, zwecklos und lächerlich, was helfen sie ihnen? Kunststudien sollen sie machen; ist
die in ihrem Innern lebendig, dann ist der Geist lebendig und der wird lebendiges schaffen
aus sich und die Mittel finden mit wenig äußerer Lehre sowie mir Preller einmal schrieb,
„Claude, Poussin und Ruisdael seien seine ewigen Muster und Muster deshalb, weil sie für
ihre Idee die rechte Form und zu dieser die rechte Farbe gefunden haben“. — Betrachtet man
nun diese Form und Farbe, so ist, nach meinem jetzigen Denk- und Empfindvermögen, eine

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