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Badische Post: Heidelberger Zeitung (gegr. 1858) u. Handelsblatt (61): Badische Post: Heidelberger Zeitung (gegr. 1858) u. Handelsblatt — 1919 (September bis Dezember)

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Nr. 202-227 (1. September 1919 - 30. September 1919)
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https://doi.org/10.11588/diglit.3728#0023
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Donnerstag, den 4. September 1919

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Veilage

Erzberger unö -ie Vahrheit

13. Erzberger hat nie etwas Unrechtes getan noch gewollt

Erzbergers Vehauptungen unL die Wahrheit! .

Herr Helfferich stellt in der Kreuzzeitung in Herr Erzberger befolgt seine alte Hasentaktik.
Aussicht, er werde Herrn Erzberger vor dem Haken zu schlagen, und auf Dinge zu springen. die

Staatsgerichtshof darüber vernehmen lasien, wa
rum er versucht habe. durch die Ueberweisung des

gar nichts mit der Sache zu tun habm. Es han-
delt sich nicht lun den Sommer 1914. sonsdern um

wertvollsten Erzbergwerks des Vriey-Eebietes an die Zeit meiner Verwaltung des Reichsamts des
den Thysien-Konzern noch während des Krieges Jnnern. die im Juni 1916 begann; es handelt
eine vollendsto Tatsache zu schaffen. Herr Helffe- sich einfach um die Tatsache^ das; Herr Erzberger
-..r -r— "-4-->rt in seiner Doppeleigenschaft als Abgeordneter und

zu Aussichtsrat im Thyssenkonzern der Neichs.leitung
die unkeusche Zumutung gestellt hat, durch Uebdr-
tragung der wertvollsten Erzgrubo, des Briey-Ge-
die Ueberweisung eines Erzbergwerkes des Vriey- bietes an dcn Thysien-Konzern noch während,des

rich braucht. um auf diese Frage eine Antwort
zu erhalten, nicht auf den Staatsgerichtshof
warten. >

Der damalige Abgeordnete Erzberger ist für

Eebietes an Thysien zur Förderung der deutschen
Eigenproduktion cingetreten, weil durch den Vor-
marsch unsercr Heere im Sommer 1914 die deut-
sche Eisenproduktion stockte und die in Belgien
und Nordfrankreich gelegenen Eisengruben deut-
schen Vesitzes ebenfalls ausier Vetrieb standen.
Erzberger hat aber seine Foydorungen nur ge-
stellt im grundsätzlichen Zusammenhang mit ei-
ner gleichartigen Entschädigung der anderen Be-
teiligten. selbstverständlich unter staatlicher Kon-
trolle und Aufrechnung aus dem erlittenen und
angemeldeten Schaden. (Die besondere Sette in

Krieges cine „vollendete Tatsache" zu schaffesn und
dadurch

1. das später von Herrn Erzberger so ängstlich
behütete Völkerrecht zu verletzen das die Liquida-
tion französischen Eigcmtums auf französischem Ee-
biete nicht gestattete;

2. das von ihm ver,t.retene Privatunternehmen
zu Lasten der deutschcn Gesamtindustrie durch die
viweg erfolgende Ueberweisung der wertvollsten
Briey-Erube zu bevorzugen;

3. das von ihm vcrtretene Privatunternehmen
durch die vormeg erfolgende Entschädigung für

der deutschen Allgcmeinen Zeitung zum Schutze sgine in Frankrcich erlittenen Sckäden zu bevor-

Erzbergers).

.-! > zugen auch gegenüber der Eesamtheit der geschä-

digten Auslandsdeutschen. und zwar im Wege ei-
ner Schmälerung ddr für deren Entschädigung
eventuell verfügbareu Faustvfänder.

Die Vorsicht, mit der Herr Erzberger, diefe
springenden Punkte umgc-ht. beweist lediglich sein
schlechtes Eemisien. Sollte ausnahnrswelse Ee-
dächtnisschwäche vorliegen, so bin ich zu weiterer
Nachhilfe gern bereit. (Staatsminister Dr. Helf-
serich in der Neuen Preritz. Zeitung vom 7. Aug.
Nr. 368). .

Ausierdem weist Jan Eysien in selner Schnft
„Die komproimttierten Politiker" (Staatspolitt-
scher Verlag). Seite 10—11. nach. dah ErzSerger
noch im August und September 1917 durch von
ihm finanziell und politisch abhängige Nachrich-
tenbüros die deutsche Provinzpresie mit einer
Flut von Aufsätzen überschütten lleh. dre dce
Notwendigkeit der Erwerbung des Erzbeckens
Briey-Longwy darstellten

13 a. Erinnerungen

würde wohl wissen, von wem und wie, auf
wesien Anstiftung und zu welchen snuberen
Zwecken hier gestohlen worden sei. Wenig-
stens habe Herr Erzberger ihn, Herrn Das-
bach, dazu mißbrauchen wollen, eine Hetznoliz
gegen den Flottenverein und die Regierung
in die Presse zu schmuggeln, die nur anf (Srund
jener gestohlenen Papiere fabriziert sein
konnte. Herr Dasbach hatte das Ansinnen
Herrn Erzbergers wegen der offenbaren Un-
sauberkeit des Manövers abgelehnt. Am 3.
Oktober 1907 sah sich darauf Herr Erzberger
selbst vor den Untersuchungsrichter genötigt
und mußte hier folgende klassische Erklärung
abgeben:

„Die Auskunft auf folgende Fragen: 1. ob
mir bekannt ist, auf welche Weise und durch
wen der Artikel „Die Agitation des Flotten-
vereins" in den „Vayerischen Kurier" vom 4.
und 5. Februar 1907 gelangt ist, 2. insbeson-
dere, ob die Angeschuldigten (Eebrüder und
Vater Janke) Material zu diesem Artikel in

irgend welcher Weise geliefert haben, verwei-
gere ich, da deren Beantwortung mir selber
die Eefahr strafrechtlicher Verfolgung zuzie-
hen würde. Jch erbiete mich, folgenden Eid
zu schwören: Jch schwöre bei Eott dem All-
mächtigen und Allwissenden, daß ich nach be-
stem Wissen annehme, ich würde mir durch
die betreffende Auskunft die Eefahr strafge-
richtlicher Verfolgung zuziehen." Das Ver-
fahren mußte daraufhin eingestellt werden.
Herr Erzberger aber erhielt durch den Ober-
staatsanwalt in dem formellen Antrag auf
Einstellung des Verfahrens folgendes Leu-
mundszeugnis ausgestellt: „Dem als Zeuge
vernommenen Abgeordneten Erzberger ist der
Dieb offenbar bekannt. Da er sich aber bereit
erklärt hat, zu beschwören, datz er nach bestem
Wisien annehme, er würde sich durch cine
Auskunft die Eefahr strafrechtlicher Verfol-
gung zuziehen, so wird er zur Aussage nichr
gezwungen werden können."

14. Das Weihbuch ist ein objektives Äuellenbuch

Erzbergers Behauptungen

Nach der Behauptung des Herrn Erzbergers
unsd des Ministers Müller enthält das neue
Weißbuch die volle Wahrheit über die Ursachen
des Zusammenbruches. Es soll die wichtigsten Ak-
tenstücke nach sachgemäßer Auswahl bringen und
nichts unterschlagcn, was zur Feststellung de-r
Wahrheit zu wisien notwendig ist. Die Auswahl
der Aktenstllcke sei keinem zu Liebe und keincnn
;n Leide erfolgt, so daß niemand objektiver ur-
teilen könne, als eben dieses Weißbuch der Regie-
rung Erzberger.

und die Wahrheit!

Die Auswahl der Aktenstllcke ist ganz willküx-
lich. Wichiige Aktenstücke werden gar nicht ge-
bracht, andere nur vexstümmelt... Dokumenta
von größter Tragweite werden dem deutschen
Volke vorenthalten... Die Akten der Obersten
Heeresleitung und ihre Zuschriften an die Reichs-
le.itung sind teilwsise nicht aufgenommen... Auch
das Material. das die Reichsregierung selbst be-
trifft oder von ihr herrührt, ist unvollständig. Ein-
zelne Darstellungen des Weißbuches sind unerhörts
Irreführungen. (Erklärungen des Eenerals Lu-
dendorff im Berliner Lokalanzeigex vom 6. 8. 19.
Nr. 362).

15. Erzberger handelt nur in der Verteidigung

l. Der mcht geschworene Eid
- Ueber den Fall Pövlau-Trzberger erzählt
Friedrich Hussong in seiner Schrift: „Malhias
Erzbergers Mege und Wandlungen", Seite 6,
solgendes:

„Herr Pöplau, ein Veamter aus dem Kolo-
nialamt, war diszipliniert und entlasien wor-
den: Herr Erzberger hatte setne Wiederanstel-
lung auf dem Wege der Dröhung zu erreichen
gesucht und war dabei, wie billig, abgeblitzt.
Als Zeuge vor Eericht suchte er zunächst zu
kneifen und sich hinter die Schweigepslicht des
Abgeordneten zu oerstecken . Durch seinen
Schützling Pöplau von dieser Schweigepflicht
entbunden — ein staatsrechtliches Unikum für
sich, diese Lösung der Eewisiensskrupel eines
Volkstribunen —, mußte er schließlich zwar
aussagen,' nun aber lehnte das Eericht es ab,
den Herrn Abgeordneten Mathias Erzberger
aus Buttenhausen und Biberach auf scine
Aussage zu vereidigen. Das heißt, der gewis-
scnhafte Richter wollte den Eid des Herrn
Erzberger nicht auf seine Seele laden. Er
war der Ueberzeugung, der Sache Herrn Erz-
bergers vor dem Richterstuhle des jüngsten
.Eerichts Lesier zu dienen, wenn er die Erzber-
-gersche -Zeugenaussage nicht durch das schwere
Eewicht eines Eides erschwerte."

II. Der geschworene Eid.

Darüber weiß Hussong (Seite 7-8) solgendes
zu sagen:

„Zum Zwecke mißbräuchlicher Verwendung
für die Agitation im Lande waren aus einem
verschlosienen Schreibtisch in den Räumen des
Flottenvereins allerhand Vriefe und Papiere
gestohlen und im „Vayerischen Kurier" ver-
ösfentlicht worden. Der Dieb mußte der beim
Flottenverein angestellte jugendliche Lauf-
bursche Oskar Janke sein. Der Untersuch-
ungsrichter beim Berl-iner Landgericht I erließ
cinen Haftbefehl gegen Ianke; der abcr hatte
Zeit, Hilfe und Mittel zum Entweichen ge-
funden und verschwand in cinem belgischen
Jesuitenkloster,' er war kürzlich erst zum Ka-
tholizismus übergetreten. Von wem er mit
solchem Erfolg an diese belgischen Jesuiten
empfohlen war, ist leicht zu erraten, wenn
man sich vergegenwärtigt. welche unzweideu-
tige Rolle bei dem nunmehr einsetzenden Ver-
fahren gegen den abweseaden Janke der an-
wesende Erzberger zu spielen gezwungen mar.
Die Anklage lautete auf Diebstahl „aus einem
Eebäude unter Anwendung falscher Echlüsiel.
Verbrechen gegen §8 242 und 243 des Straf-
gesetzbuches". Bei d^r Untersuchung erklärte
der Herausgeber der „Trierischen Landeszei-
tung", Kaplan Dasbach, Herr Erzberger

Erzbergers »Behauptungen

„Haben die Mmister, die früheren und /)ie
jetzigen. auch nur ein Wort öffentlich über die
Eretgnisie von Oktober bis November 1918 ge-
fprochen? Wir hätten weiter geschwiegen. Was
hat diefen wohl erwogenen Plan der Regierung
gekrquzt und ihr eine andere Haltung aufgezwun-
gen? Die absolut unbegründeten Angrife. die von
den rechtsstehenden Parteien und Mitgliedern der
früheren Regierung erhoben worden sind."

16. Alle Anklagen gegen Erzberger entspringen unlanteren Motiven

und die Wahrheit!

Wie ein gc-schickter Theaterregisseur hat Erz-
berger schon Tage vor der Re>e des Abgeordneten
Eraefe durch das halbamtliche Wolffsche Tele-
graphenbüro auf seine Enthüllungen hinweisen
lasien.

Die Zusammenstellung des tendenziösen Weiß-
bUches hat Wochen und Monate erforde<rt.

Erzbergers Behauptungen
Die Erzberger-Presse und sozialdemokratischen

und die Wahrheit!

.Jch ziehe aus der bisherigen Erörterung das

Blätter behaupten, der Kampf gogen Erzberger erfreuliche Nesuliiat, daß in der übergroßen Mehr-
richte sich nur gegen den Finanzmtnister, um mit heit des Hauses ein äußerst scharfer Wille, vrhan-
ihm die notwendige Steuerreform zu Fall zu ^

bringen.

den ist, an der Eesundung der Reichsfinanzen
mitzuarbeiten... Zch danke auch dcm Abgeord-
neten Becker (Deutsche Volkspartei). (Erzberger
in Weimar am 13. 8 1919.)

17. Endergebnis:

„Erzberger wird zu uns kommen, wenn er I abhängigen Sozialdemokratie in Weimar am
sich so weiter entwickelt." (Erklärung der Un- 14. 8. 19.)

Falkenhayn und die Marneschlacht

Jn einem Etikol der mohrheitssozialistischen
Zeitschrist ,-Elocke" war bcchauvtet waiden, Gene-
ral v. Falkenhayn habe die Marneschlacht un-
sünstig beeinflusit. Das wird von dom
früheren Kriogsminister und Genevalstalbschef in
einer Zuschrilft an die Redaktion der genannteni
ZeitschM bestvitten. Der General schreibt:

,Zn Nr. 18 der Zoitschrift „Die Elocke"'wird in
gehäsivger Form angedeutet, ich hätte während de-r
Marnckschlacht „au>f dcn Eeneralstabsche'f Moltke
und seiwe aHndlungen eingewirkt", sowie behaup-

tet, ich hätte su gleicher Zeit einen „Ginsluh m
der Oberlsten Heeresleitung" gelurbl.

Sowohl die Andeutung als auch dto V>e-
hauvtung widersprechen der Wah-r-
heit. Um Vsröffentlichung dielser Richtigstellunz
bitte ich. Eenercrl v. Falkenhay n."

* Eine richtige Vermutung. Der Londonev
Korrespondent des Secolo vergleicht die Europa-
reise des Schahs von Persien mit der Reise jdes
Khediven von Aegypten im Jahre 1914 und vex-
mutet, daß der Schah nismals wieder in
sern Land zurückk.ehren werde. _

w Aeim Beginn einer Unternehmung'und unweit
N des Zieles ist die Gefahr des Mißlingens am A
größten. Wenn Schiffe scheitern, so geschieht es w
nahe am Ufer. . Börne, Fragmcnte D

SSSSSSS3SSSS »

vie blaue Spur

Ronran von Julius Regis
Aus dem Schwedischen übersetzt van E. v. Kraatz
Oop^rjgbt 1917b/OretbleinüiLo. O.m.b.tl. 1.eipri8
(54. Fortsetzung)

»Wir holen aus!" murnrslte Wallion. v
Plötzlich streckte er den Arm aus und döutete
mit dem Zeigefinger nach vorn.

Gerade vor ihnen vage -ein Bera mit einer

darüber eine Eruppe, von Eebäuden: ein slans
klemes Städtchen.

Doch aus der Bucht schoß mit dumpf brunrinen-
dem Acotor em kleiner tarpedoartiger Nenuer her-
vor, an desien dunklem Buu in kleinen vevgoldeten
Buchitaben der Name „Nicolette" leuchtete.

Elektra näherte sich mit der sauzen Fahrt ihrer
achtzehn Knoten, und es scch >älus. als ob die beiden
Boote einander -anrenne.i wsllten. Doch üeide
wendeten im letzten Augenblick und glitten mit
verminderter GelschwindiAoit uebon einaulder düvchs
Wasier.

Zwei Männer aus der Nicolette hatten blitz-
schnell ihre Automasksu herabsozogeu. aber ^nez
Robsira stand auifrecht da und betvachtete das Voot
der Iournalisten mit ihren grosien, dunkoln Augen.

-'Diese Landnng kann ich Ihnen erspaven, Herr
Wallion", rief sie. „Edoard Hesielman ist uicht
Yier.^das kann ich Jhnen vevsichern."

./«ie sind gar zu freundlich. Fvau Nobeiva",
b^wwerte Mallion mit einer artigen Verbc'ugung.
^.^atten Sie mir die Hoffnung auszuisprechen,
vaß Nachfovichungen nach Wunsch ausfallen
Mogen.

Fvaiu Nobeiras Zähne schimmerten.

-Sie faaen ja nicht. nach messen. Wunsch?"

„Gewiß nicht. Das ist folch? kieine: Re-denskrt,
die jeder sich nach Beliaben dcuten kann."

Nicolette schlug ein rascheres Temoo an und
glitt an Elektras Büg vorüber. Keiner der bei-
den Männer in Autonvasken hatle wühveud des
kurzen Eesprächs den Kopf erhoben, aiber der kle/i-
nere von ihnen flüsterte Inez Robeiva vasch ein
pa-ar Worte zu.

„Sie verfprlachen mir doch. u.ns nicht mehr M
verfol.gem, Hsrr Wallion", rief sie dem >Fcmrnalisten
mit einem Anflug von Hohn zu. „Und doch sind
Sie hier!"

„Jch verfoikae Sis nicht, Frau Nobeiva. alber es
ist, als könnten unsre Weae nicht unchin, srch zu
kreuzen, — >und das ziemlich oft!"

„Es könnte leicht einmal zu ost werldenl"

„Jch werde mich schon vovschen!" .cintselgnete
Wallion.

Frcvu Nobeira sagte nichts weiter. aiber noch
während die Nico.lette hinter dem ALichlberg ver-
schwand, stand sie unbeweglich da und blickte M
den Männern <M der Elektra hinüber.

43.

Wie ein gefansener Wär ivalnderte Malurice
Wallion in seinem Zimmer hin und her, immer
wielder auf der Diagonale hin und her, von der
Dür bis zum Fsnster, vom Fenster bis zur Tür.

Trotz der .schlaflosen Nächte war sein Echirn
noch imni-er klar und kN>l, >aber seine A-uaen hatten
einen fieberhastea Glianz, u.nd seine masern Hünde
waren nicht ganz ruhig.

Mit unsinniger Hartnäckiükeit vevbisi er stcbalus
don einen, alles verdränaenden .Gedcmlksn: Jncg
Rübeivas Anfchuldigung aeaen Edvard Hesieinvan
muß eine Lüge sein, sie kann nicht wahr sein, es ist
uninöalich, daß ich mtch von Anfang an verrechjnet
halbe! Aber wp wcrr der schwache Punkt? Wo,? Wo?

Menn ste a>ber recht hatte? o

Nein! 'Jhre Erschichte war ein kluger Schach-
zucv, oin meisterhafter Eoup. Sie hatt« ihm die
.Hände 'gebuiiden. Sie -wußte, daß er nicht zu ha.n-
deln wagen wllrde, ehe er boweisen konnte. dast ihr
Zeuanis gegen Edorrd Hesielman ftrssch wür.

Faksch! Aber wenn sie mm docb recht hatte?

Wüteud warf er stch aus einen Schreibtischstu'HI.
und während er unalusgelsetzt arübelte. kritzelte er
mechanisch auf dem Papier herum. Eig Plan des

Mordzimmors . . . ein Name . . . Edvard . .
Artlhur . . . ein Gesicht . . .

Er dachto >an die Photo.araphie, die FrcvU Ro-
Leira ihm aezeigt hatte, und suchte stch mit geschlos-
seiron Äugen Edvard Hesielmans Ant^itz ins Ee-
oächtnis zu rufen. J>h,n wav. «l§ ob er die etwas
groben, aber intelligenten Züge vor stch sähe, ünd
er vertiofts sich in dön Anblick . . . ein charakter-
volles Gestcht, aber nichi das Eostcht eines Mör-
ders . . .

Jetzt taiuchts ein andres Antlitz vor seinen
innern Micken auf, ein Gosicht mit diucklem Voll-
bart und Kineifer — Doktor Arthur Hesielmains
Eestcht . . .

Jenes gkattrasiert mit zu'vückgestrichenem Halar,
drclses mit Vollbart, Kneifer und goscheiteltem
Hcvar. . . die Brllder Hesielman . . .

«Sis isehen stch sehr ähnlich", dachte er zeHtreut.
„Wenn der Doktor glatt vafiert wüvde. . . oder
Edvlard vinen Vollbart aetrlageu hätte . .

Halb unbvwußt bedeckte er Das Papier mit
Linien, die immer wicder zu deinilielben. scheinlatisch
gezeichweten fllntlitz w>urden, zu jenemr Äntlitz . . .

Das Antlitz . . . obne Vollbrrtl

Der Detektmreporter legte die Ziaaretts w'ea
und stiudierte mit erwachendcmr Jnteresfe die flüch-
tig hinAowovfenen Bleistiftftriche, die doch ein BiÜ»
semes Eodankengangs wiedergaben.

„Zwillinasbrüder", inurmelte er. „Zwillinas-
bvüder."

Er sank in den Sesiel zurück und schloß die
Ausen. Zehn Minuten verg.ingen, che er sie wie-
der auflchlug.

Plötzlich ljlagte er aanz lalut:

„Sollte ich die Bedeutung der Zigarrsg un-
terschätzt haben?"

Es war, als ob ein Blitz ihm durch«den Kopf
fuhr. Mtt einem Schrei spvang er. halb gchlendet
von dom kaum erwachenden uächsten Eodcmken,
von setnem Stzuhl empor . . . er kam . . . er
war da l

Und er trat in Gestalt von füns Worten aust
die eincl weiche Mädchenstimme gosprochen >hlatten:

„Mein Vater ließ stch photosvaphieron!"

Mit zwei hastigen Schritten war er am Tele-
phon und griff eifria nach do,n Hörer.

„Ltdinaö 1816?" rief er hinein. „Danke. Jst
Frcmlein Pauline zu lprechen?"

Nach einrr Weilo hörte er die Stiinme des k"n-

gen Mädchens und begann: „Jch möchte Sie etwas
fragen. Sie erinnern stch geioiß, daß wir einmal
darüber spvachen, wie Jhr Bater stch beirahnr, als
er um 2. Jcmuar den Lhiflrebriof aus Hamburs
crhielt."

„Fa", erwiderte Päuline etwias verwundert. -

»Jch fmgte: was tat Mr Vater da, und Sie
antworteten: er ließ stch photogvaPhieren."

„Fa, ich besinne mich dvauf."

„Können Sie uiir sagen, zu welchem Photogra-
phen er damals ging?"

Er wartete gehpannt auf cinc Antwort, aber
sie crfolgte nicht gleich. ,

„Martcn Sie", sagte Prulrne näch emem Weil-
chen, „ich werde nachsehcn."

Naich einer Minut« vcrnlcvhm er wceder ihre
Stimme: ^ ^

„Fch habe das Bild hier. Es rst von dem P->o-
togrcrphan Rodin in der Kungsgata."

„Danke. Und was ist es >für eine Photoaraphie?

„Ein Brulstlbild in halbenr Prafil."

„Vielen Dank! Nun will,,ich Sie nicht länger
aufhalten. Leben Sie wohl!"

Allo Müdigkeit war von iihm sowichen, uls
Mallion mit triumphierender Siegermiene au-
hängte, Und ein frijcher Glang strcchlte aus seinen
Augen. , .

lEiire Viertelstunde später befand er sich rm
Atelier des Pholographen.

„Es ist zu meiner Kenntnis gekoNrmon. daß Dc.
Arthur Hesialman >am 2. oder 3. Fanuar ziu Jhneil
gekommen ist, um sich photosra>phiereir zu l>asicn.
begann er höflich.

„Das kann ich aus me'men Biichern ersehen.
'erwiderte der Photograph. «Mit wem habe tch
die Ehro?"

„Maurice Wallion, Fournalist."

Herr Nodin trat einen Schritt zurück und machts
große Augen. ... -

„Der berühmte Maurice Wallionl rrof er -aus.
„Ach. jetzt fällt es mir cin. - die tvalurigs Heße -
manschs Eeschichte! Fst die nock, -mmer nicht ,.u

„Nicht glaiim". saate d-r

u"^N°"n>ii"°L"°L'Buck. Mück u»°
schlua es oifrig amf.
 
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