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Badische Post: Heidelberger Zeitung (gegr. 1858) u. Handelsblatt (61): Badische Post: Heidelberger Zeitung (gegr. 1858) u. Handelsblatt — 1919 (September bis Dezember)

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Nr. 202-227 (1. September 1919 - 30. September 1919)
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punkto bHchlossen lietzt, um welche nch b.ese Welt
tn innersten Erunde bewegt: eine Schmachheit
)<s Willens."

Czernins Erinnerungen

iwerden in den nächsten Tagen erschcinen.

Die Wiener Mittagspost veröffentlicht bereits
^inen Auszug daraus.

Die einleitende Betrachtung setzt bei der euro-
päischen Spannung im Jahre 1914 ein. England
und Krankreich wollten nach Czernin damals den
Krieg nicht. Eraf Czernin Leleuchtot die Nolle
des deutschen Botschafters am Wiener Hof und
nennt ihn einen deutschen Jswolski. Ru-
mänien und Jtalien seien vor vollendete Tat-
sachen gestellt worden. Als das gröbte'Unglück be-
zeichnet Lzernin den deutschen Einmarsch in Bel-
gi-en. Kaiser Wilhelm sei ein Gefan-
gener seiner Generale gewesen.

Der zweite Abschnitt gibt ejne scharfe Charak-
teristik Franz Fcrdinands. Er sci eine
unausgeglichene Natur gcwesen. verbrttert und
von einer fanatischen Antipathie gegen alles Un-
garische erfüllt. Je mehr seine Uez.ehungen -um Kai-
ser ranz Zoseph erkalteten, unksomehr sühlte er sich
zu Kaiser Wilhelm hingezogen. Ein Dreilaiserbünd-
nis Oesterreich - Ungarn - Deutschland - Rustland
sollte einen Damm gegen dte Nevolulion bilden.
Aber für einen engen politischen Anschlutz an
Deutschland war Franz Ferdmand nicht. Er vrar
kein Kriegshetzer und stand Serbien im allgemei-
nen nicht unfreundlich gcgenüber. Kaifer Wilhelm
II. hatte mehr als einmal Zweifel am Ausgang
des Krieges, und in den Kriegszielen sei er
schwankend gewesen. Der deutsche Kron-
prinz sei 1917 ausgesprochener Pazifist ge-
wesen.

Düs Bukarelster Kapitel beginnt mit
Antritt des Bukarester Eesandtenpostens durch
Czernin im Herbst 1913. Als die Nachricht von
der Ermordung Franz Ferdinands in Bukarcst
eintraf, habe Take Zonescu Tränen geweint und
mit ihm habe die ganze nunänische Hauptstadt ge-
trauert. Dann kam der UmsckMung. Bratianu
war niemals wahrhaft neutral. Die Seele her
Kriegspolitik war die Königin. Man verlangte
für die Ncutralität Konzessionen von Ungarn,
doch war Eras Tisza zu nichts bereit. Czernin
war dann M'.nister dos Aeützern und warnte
eüenso wte Prinz Hohenlohe vor dem rückstchts-
losen ll-Bootkrieg.

Das Kapitel „F r i e d e n s v e r s u ch e" ist
durch die Politik der letzten Zeit vielfach bekannt
gcworden. Jn dem Wjlson betitelten Abschnitt
behauptet Czernin u. a., .datz Verständigungsver-
suche mit dem Prästdenten durch seine Demission
unterbrochen wurden. Bezüglhch Polens sagte
Lzernin, datz einer der Hauptgegner der austro-
polnischcyi Lösung Tjsza gewesen sei.

Während der Friedensverhandlungen von Brest-
Litowsk drohten sogar die Bulgaren. Die Deut-
schen befürchteten, die Entsnte könnte auf den all-
gemeinen Frieden eingehen. Hindenburg sanjdte
wüöende Telegranrme, dah man auf alles verzich-
tet hat, Ludendorsf telephonierte stündlich. Gene-
ral Hoffmann wünschte, -atz die Verhandlungen
scheiterten, um den Russen noch ein Ordentliches
auf den Kopf zu schlagen und auf Petersburg los-
zugehen.' Kaiser Wilyslm sandte ein Telegramm.
in dcm er Jütlavd und Esthland forderte. Das
war die Stimmung, in dsr ejn Friede geschlossen
werden sollte. Aus dem Ahschyiti „F r i ed e oon
V u k arest" .ist zu ersehen, datz .Deutschland d'e
Besetzüng noch 4—5 Jahre nach dem allgemeinen
Frieden verlangte. .-s

Jn der Schlutzbetrachtung spricht sich Czernin
ber den Diiktatfrjed.en.von Vusailles und über
ie Weltgefahr des Volschewismus aus und er-
offt eine Korrettur der heutjgen Lage durch die
künstige Eeneration.

Ausdehnung der amerikanischen
Besetzungszone

Nach der .Kjantsmter Zeitung" hat Miwrschall
Foch beschlossen, datz der Te.il der Rheinlanlde, der
dauernd von Amerika zu besehen sLi, sweimal grö-
zer se-in soll, als> -as jetzt unter amerikanischer
Perwaltung stehende Eeibtet.

Aus -ioser >Me-lduirg ist nicht eusichtlich. ob die
Kmeriikaner das bisher von Frankrejch jbesetzte
NÜamüer Eebiet oder das von England besehte
Kölner untex iHre VierwaltunL beckommen werden.
Wahrscheinlich dürfte ersteres der Fall se-m, -a die
kngldschs VesetzuügsLone nur klein ist unL> in
Frankreich sich rmmer sahlveicheve StimMen gegen
dre allzusahlveiche Verwendung französischer Trup-
pen Lei der Bosetzung gowcndst baben.

Kunst und Wisssnschaft

* Oskar Kokoschka ist Mm Prafessor der sächs.
ne tn.Dresden erivannt worden.

Kunistakaidemie

* Eoethe in Ztalicn. Der Lekannte italienische
Philiossoph und Literarhistoriker Bsnedetto Eroce
hat seino Goethe-Uobersetzung in Buchsorm erschei-
nen lassen, mit dem Bekenntnis. datz das Wider-
lchen Gootihes in so furchlbaron Zeiten ichm Trast
und Heiterkeit, die ihm kein anderer Dichter ver-
liohen hätte, gegeben habs.

* Das Ausland und die deut-ch« Wissenschaft.
schr man trotz der Hetze segen döutsche Wis-

lenlschast im Ausland geneigt ist. die Werke düut-

lcher Gelchrter auzuerkennen, Lcht darüus hervor,
datz -ooben in der Ox'ford Clarendon Pretz, eine
engllsche Uübevietzung der grohen bei Duncker und
HunübQlt erschienenen Sexie: „Das Werk vom
Haag h^ausgegeben wrrde. Es bandelt sich cuni
bie 1912 Lvichienenen Bände von Schücking:
«Der Staatenverband der Hüaner Konferenzen"
.unid rion Wehberg: „Das Proiblem eines inter-
'SMtlonalen Staatenserichtshofes". Zu beideu Wer-
ken hat Proif. Zames Vown Scott. der in der Pa-
riser Schulkommisision der Entento neben ücmsina
iameriöanischer Vertreter war, ein ausfüihrliches
Vorwort gsschrieben.

^ Hochsckulnachrickten. Der a. o. Prosassor und
Direklor dcs lanmvi r tschaftl i ch-balt er iologischen
stiiuts an der Universität Göttingen Dr.

Affred K o ch ist zum ordoirtlicheii Honorarprofessor
daselbst erncmM rvordon. — Sanitätsrat Dr. med.

Geora Honigmann in Gietzen, öi-cher prakt.
Arzt in Wiesbaden echielt in der Eietzener msdi-
Fakultät die venia legendi für innere

Ein tüchtiger Geschästsmann

Ueber Erzbergers Beziehungen zum Thys-
sen- Konzern. insbesondere zu der Gewerk-
schaft „Deutscher Kaiser", ist die Oeffentlichkeit
schon seit längerem unterrichtet. Datz er auch an-
deren Firmen der rheinischen Grohindustrie seiner
Zeit seinen starken Arm goliehen hat, geht aus
folgender Meldung unseres Verliner Vertreters
hervor:

Ein Effener Blatt hat eine Zuschrrft übex un-
zulässige finanzielle Beziehungen des Herrn Erz-
berger zu der „Julius Berger Tiesbaugesellschaft"
wiedergegeben. Hierzu wird amtlich erklärt,
Herr Erzberger sei zwar in den Zahren 1917—18
im Aufsichtsrat dieser Gesellschaft gervesen, aber in
-em Augenblick, wo er Minister wurde, ausaetre-
ten und nun an der Gesellschaft in keiner Form
interessiert. Die Eesellschaft selber gibt bekannt,
wenn Herr Erzberger noch Aktionär in grötzerem
Umfango wäre. mützte ste davon wiffen, meil er
Aktien bei der Hauptversammlung nicht angemel-
det hat. Wie die „Tägk>ich.e Nund'schau"
dazu hört, hat Herr Erzberger seinerzeit die Fhrma
Julius Verger wiederholt als Schiedsrichter vor
dem Neichskanalamt vertreten und eine günstige
Entscheidung für ste erzielt. Wenige Wochen nach
der letzten Verhandlung sei Erzberger in den Auf-
sichtsrat der Firma eingetreten.

Bolschewistisches

Die „Deutsche Allge-meine Zeitung" gibt eine
Meldung des ukrainischen Preffebureaus wieder,
wonach die ukrainischen Streitkräfte Kiew von den
Bolschewisten gesäubert haben und bei der Verfol-
gung 50 Meilen über Kiew längs des Dniepr vor-
gedrungen sind.

Aus Helsingfors wird berichtet. datz 102 aus
Eschlan.d ausgomiesene Kommunisten feierlich in
Petersburg empfangen wurden.

Einer der wutzte, warum er Kommunist war

Verliu. 8. Sept. Jn der Wohnung des frühe-
ren Volksbeauftragten Samuelli in Budapest wur-
den. drei Kisten beschlagnahmh in denen sich aus
etwa 10 Geschäften gestohlene Schmuckgegenstände
und 1 Million in Kronen besinden.

Neue Gefahr für Oberschlesten

: r Verlin, 8. Sept. Von bestunterrichteter Seite
verlautet, datz auf der polnischen Seite der De-
markationslinie fieberhafte Tätigkeit herrscht.
Neue Truppen werden an den verschiedenen Stel-
len herangezogen. es wird cisrig geschanzt und
Geschlltze werden in Stellung gebracht. Die Erenz-
beoölkerung ist der Ansicht, datz die Polen durch
ejnen überraschenden Angriff auf unsern viel
zu fchwachen Erenzschutz fertige Tatfachen schaffen
und hie vielleicht noch zweifelhaften Gebiete in
ihrem Vesitz bringen wollen.

Veuthen, 6. Sept. Heute vormittag ist d:e i n -
teralliiierte M i l i t ä r m i s s i o n an dje
polnische Grenze gefahren. Eeneral Dupont be?
absichtigt sich ngch Kralau zu begeben und voraus-
sichtlich heute abend noch nach Kattow'.tz zurück-
zukehren.

Deutsches Reich

Umsturzhelden und „Polksführer"

KArzlich erschien in der Minchener Medi;. Wo-
chenschriift Lin kurzer Au>fsatz eines Minchener
Psychiaters über Psychopathie umL> Revolution, dier
sich nanlontlich auch mit den Helden der bavrischen
Räterepublik befaht. Dex e-hrenwerte Herr Tok-
l,er (das sind sie glle,' alle ehrenwert), wirÄ be-
zeichnet als Hysterikor mit schaufviolcrischen Fäihig-
keiten, Mühsam als Psychopath mit kritiklos-
fanatischer Verlbotzrtbeit bei ungoheurem Selibst-
sefuhl, uind der berüchtigte Eglhofer als Ver-
lbrechor. Das fachcirstliche Unteil Mer diose Leure
fft seMtoerlständlich für den Geschichtsschroiiber vo:i>
gnöbtem Wext, aüer auch für die Ocffentlichkeit
recht lohrrjoich, wcil es uns fo ischön vor Augen
Mrt, welche Leute sich in Zeiten eines Umsturses
su Mihrern der aufgeregten >Maffen crufzuschwin-
gen verstshen. Zn unübertresflicher Weiso spricht
dtesen Gedanken folgendes ärtztliche Urteil >aus:

leitenden Stellen Lauchten Hxrren aüf, die
sich im-er Verbrech erwelt einen ge->
achtejen Namen gemacht battten." Es
wärs wirklich fchade, wenn dieses Wort, das in so
schlaLender Weffe die Verhältniffe kennseichnet,
nicht weiteren Kreisen bekannt würide. AutzerDem
ist noch besonders erwähnenswert ein Ausspruch
MüUcrms, dcch ,die heste-n Elsmentoaller
Pationen in den ZuchtHäuforY vor-
kommen." Tatsächlich roar ja auch der Pobel
rm Sinn dickse-s Ausjspruchs eifvkg böstvebt, wäb-
rsmd dos Umstmses die „.Edelstsn de>s Volkss"
aus den Zuchthärffern heraussuihoilen und sio auf
>die weniger odlen Volksgenossen joszu'laffen. Was
dabei herauss'Lommen fft, halben w'.r alle schau-
derös evlübt. Hoffen wir, dah schon unsore Cnkel
es nicht mehrl verstehen, wie einmal in Deutsch-
land Hystcrikör, Psychopathen rmd Verbrecher in
die Goschicko des deutschen Volkos elnsugveifen ver-
Nsochten.

'Der „SchwMische Merkur" berichtet: Man er-
innert sich, datz im Ianuar ein Haufen Grenzchutz-
soldaten Porson und A-nwesen von Dr. Ludwig
Finckh in Gaienhofen L0dvol)1en. weil er
sich dio Fveiheit genonrmen hatte, öffonAi'Ich üher
d'e Frcvge su schreiben, oh das Volk seine Frekbcit
wert sei. Zux Kennzeichnung dos ldamcrliaen Vor.
gangs mag es dienen. dab der Führer der Angrej.
fer später ckls mohrfacher Einbrecher ent-
larvt rmirde. Als Vevfaffer hätzlicher Preffear-
tikel gegen Dr. Finckb erwies sich ern wc-gen un-
sauiberer Di-nge entlassener frühorer Lehrer äuv
Noriddeutschland. Solche Elemento sviolte>nl stch
einem Manne wie Finckh gege-nülber damals als
Führer Les Volks cvuf und leider fand sich cmch
immer ,>Volk" genug, das ihnen nachlief.

Ein demokratisches Urteil über
„B. T." und „Frankf. Ztg."

Dds „Berner Tagblatt", das auch wäh-
rend dss Krieges besonders deuffchfreundlich war,
schreibt in'sevner lctzten Ausgalbe unter dsm TitSl
,/Symoathie uNd Antivathie":

Die Deuffchen sind betrogen woaden. als sie ccuf
dio Vefficherung Lauten, der Fvvede werde auf den
14 Wiiffonüchen Punkten aufgclba.ut woo-en, aib'r
fie sind auch von iHner eigenen sogenann-
ten demokratischen Presse betrogen
n>clden. ^Frankfurter Zeitung", „Derline-r Tase-
-latt" und dcr ganze Chor der in die' Schwsis
g-eflücht^ten Demokraten haiben dem
deutfchen Michel vorgeschwindelt, 4xrs Aäsland
werde ihn sofort lieben, achten und hochschätzen,
wenn er nur endlich einmal das monarchsche Ne-
giment, insbsjondere die Hohenzollern. sum Kucki ck
-jage. Davauf taten sie nach dein Worte dich'cr
Brüdier. Und die Folge? Die Ver.achtung >st grö-
tzer aowordon, die Vehandlung roeit dsmütigender
als je Ku Zeiten der Akdnarchie. Ja, wenn Deuffch-
la.nd so fortfährt mit seini-r Faulhcit. semer Un-
ordnung, seiner allgemeinen Unsichevheit. so wird
die schöne deutsche Nepublik os erleben. diatz trotz
vhves Ausbängeichildes die ganze^Welt sie als
ainc'n krankbaften Herd anstcht, dem niemand nichr
irlgeüd melche Symoathie entgegenbringen dürfte.
Eine neue Firma ist unter Umständen gut, alber
wenn sie nichts bringt als Unordnung und Un-
sichevbeit, dann hat man den Teufol mit Bel^e
bub ausgetrreben, und das scheint leider tn
Doutschland der Foll zu sein.

Mttere Mahrhe-.ten fllr die völkovbundseligeu
demakvatffchen Jdcologen und Wilfommtlleg apic.
rer. OL sie helfen werden?

Sozialdemokratischer
Parteitag Badens

Am Samstag morgyn 10 Uhr wuüde in Karls-
ruhe der Parteitag im Namen des Landesvorstan-
des von Eeitz eröfsnet. Er wies in seiner An-
sprache auf die Vedeutung dieses Parteitages hin
und auf die veränderte Situation, in der sich die
Partei heute nach der Reoolution befindet. Er
gedachte auch der Genossen, d e drautzen im bluti-
gen Kampf ihr Leben laffen mutzten. besoiyders
Franks, zu deffen Gedenken die Versammlung sich
von ihren Sihen erhob. — Vei der Wahl des
Bureaus wählte der Parteitag H o r t e r - Karls-
ruhe zum 1. Vorsitzenden, Niedmüller - Frei-
burg zum 2. Vorsitzenden. Folgende Tagesordnung
wurde eiustimmig angenommen: 1. Wahl dss Bu-
reaus, der Mandatsprüfungskommission und Fest-
setzung der Eeschäftsordnung. 2- Bericht des Lan-
desvorstandes, Kassenbericht. Jugend- und Bil-
dungsarbeit. Parteipreffe. 3. Aendcrung des Or-
ganisajionsstatuts nach den Veschlüssen des Partci-
tags in Weimar, 4. Die zukünftigen Aufgaben der
soziäldemokratischen Partcj, 5. Parlamentsberichte:
Verichte der Landtags- un.d Reichstagsfraktion, 6.
Gsmeindepolitik/ 7. Berntung von Anträgen, 8.
Wahl des Landesvorstandes.

Zu Punkt 2 ergreist zunächst Geitz das Wort.
Er wirft einen kurzen Nückblick auf die Eesch'chte
der badischen Partei bei dem letzten Parteitag in
Offenburg. Vor allem beschäftigt sich Geitz mit
den politischen Schrit^n, welche die bad. Sozialde-
mokratie vor dein Ausbruch der Revolution getan
hat, um durch sofortige Demokratisierung und
Pavlamentarisierung der Regierung. dsn Zusam-
menbruch zu veryindern. Jm übr'.gen sieht Eeitz
ziemlich optimistisch in die Zukunft. Dici ver-
schiedensten Wahlen, besonders die Eemeindewah-
len, haben einen glänzendrn, kaum erhofiten Er-
folg gebracht. Hahn erstattet den Eeschäftsbe-
xjcht des Landesvorstandes. 75 Prozeut aller so-
zialdemokratisch männlichen Mitglieder waren
drautzen unter den Waffen: auch die Parteipreffe
hat vor allem sehr stark unterchem Kri-ege und der
Zensur zu leiden gehabt. Seit dsr Nevolution fft
die Mitgliederzahl enorm gewachsen. Jugendbe-
wegung und Vildungsarbeit müffen auf ganz neue
Fundamente gestellt werden. Bezgl. des Ausbaus
der Presse sowohl in Neugründungen als in tech-
nischer und inhaltlicher Veziehung stehe der Par-
tei cine grotze Arbeit bevor.

Jn der Nachmittagsdiskussion über diese beiden
Berichte des Landesvorstandes bringen die M'-t-
gkteder aus allen Teilen des Landes ihre Wllnsche
bezüglich der Arbeit des Landesvorstandes zuni
Ausdruck. Am Endo der Diskussion spricht noch
Wels vom Landesvorstand über die Spaltung
der jdeutschen Sozialdemokratie und die Einigungs-
frage, wobei er sich im wescntlichen auf den Stand-
punkt des Deutschen Parteitages in Weimar stellt.
Den Nest des Nachmiitags füllten Dericht und
Diskussion über das zukünft'ge Organisationsstatut
der Sozialdemokratie Badens.

Badische PoÜtik

* Landwirtichnft und Neichsnotopfer. Zum
Gntwurf einss Gesetzes über «di.rs Reichsno.topfer
hat die D ad. L a n dw i r tschaft äk a m m e r
bei der Deuffchon Nationalversaimn.ung beantrast:
1. „dMernd land- und forstwirtschaftlich oder aärt-

nerisch beilützle^Grundstücke einsthlietzlich de>s Zube-
' örs Mtk das

hörs sür das Reichsnolopfer mit dem Ertmgswert
-u vercmlaigen, nicht mit hem Verkauifswert, aibzüs-

zu . . ...

lich -eines Viertels davon, wie der Entwurs vor-
sieht. Auif hchonderen Antrag dos Eigentümers soll
oier Derkcvuifswert aibzüglich eines Viertels davon

für die Vevainbaaung zugrunde geleat werden kön-
nen. 2. Fllr dio Verzinsuna der aus denr Reichs-
notopfer enfftandenen, in 30 Lis 50 Jahren tila-
baren Schulden soll statt „fünf vom Hundert" ein
den lcvndwirffchaftlichen Verhältnissen angemeffener
bodeutend iniodriaer Zinsfutz vovaesehen werden".

Freiburg 5. Sept. In der 47. Vollveviiammluna
der Händwerkskainmer Freiburg erstattete Syndi-
kus FoEert ein Referat über den Plan der Errich-

tung eines Fors ch-u n os i nst i t u t es für ratio-
-- iobsfühi - - - -- --

Nello Betriobsfüihruna im Handwerk. Er besürwor-
lete eine rntionelle Durchbildung der handwerker-
lichen Betriobsarten.

Aus Vaden

7. Sept. Als am 1. Sept. der Rcchts.

Dr. ^elbelmann aus Landou im De-
grtfse w>ar, die Riheinbrücke von Mannheim ,-.ach
L-udwlgÄhgsen M überichreiten. wurve er von meb-
reren Vottswehrleuteil hier auf ösfentlick-er Strak»
sestgenommen und dem 1. Staatsauwal-t vor-
sosllhrt. Dort wurde ihm eröffnet, datz er in einer
von zwoerlässiger Seite gemachten Anzei-ge beicknl-
dlgt sei, 1. bei den Bestrebungen der Ausrufung der
Frewn Repuibllk Pfalz tätig mitsewirl't zu haben.2.

datz er die Bestrebungeu zur Ausrufung der Frei'en'
Pfälz nnt Geid unterstützte unter der Bedinaunn

datz er i„l Falle des Gelingens eine loitende Ste?-'
lnng echält, 3. datz er mehrere Leute. die Flnw
blatter sur die Gegenpropaganda verteilt haben
tzlbcn, ln selner Kanzlei protokollariich vernolnmen
habe. Am Grund oioer Verdächtigunsen des
Hochverrats sei die Festncchme angeordnet wovden
und der Verhaftete möge sich hicrzu Mtzern. Rechts-
anwalt Dr F-.ibelmann wies die geaen ihn echobe-
nen Berdachtlgungen enffchieden z>urück u. protesticrte
dagegen, datz inan auf Grund solcher Ger-üchte die
nur von einem unverantwortlichen Den'umianten'
-mid Spitzeltum ausgche.l könnten. M seiner Fest-
nahme schritt. Der Staatsaniwalt lietz sich ailch
sofvrt von der Haltlosigkeit der Beichuldiaunoen
überzeugen. Auch wurden bei der bayerischen Re-
gierunlg Erkundigungen ülber ihn einge-pgen.
Feibelmann wollte dem Dennnzmnten gegenübrr-
ycstellt -ein oder seinen Nanren wissen. um gegen
,hn Privatklage zu eff^ben, was aver venveigcrt
wurde. Nach zwoistllnd'iger Festnahme wuvde Dr.
Feibellnann uni 6 Uhr niachmittags wieder in Frei-
heit gesetzt. Dr. Feibelmann wies dcmn <ruch Nach,
Latz sein Vruder cand. med. et sur. Armin
Feibelmann nrcht von der Universität Hci-
delberg aiussoschloffen ist, Isondern lediglich von
der Heidelberüer- Klinikerschaft. einer privaten
Studentenvereinignng. ausgeschoffen Erde, weil

er sich einmak in. einer doütigen Deffnmmlnng zu
' e>m bökai ' '

dom bökannton Worte «Die Pfalz den Pfälzern"
bekaikTit hatte.

Ludwigshafen. 7. Sept. Wei einer ckuif Wunsch
des Kommandänten Mennetrier abgö-
haltenen Zlffammsnkunift von Albgeordnöten, Ver-
tretern der «tadt, der Polizei und der Presse er-
klärte nach einsehender Behandlung der nouen Ver-
ordnungen Mennetrier, datz zu den erfolgiten Er-
leichter>u>ngen im Rheinjbrückenverkeihr noch
weitere konimen würden- Demnächst werde arich
dcW Lisher in Landau sich befindende Vureau für
Pässe nach Ludwigshafen kominen und in allen
Fr^-se-n in kürzöster Zert EntscheiLelilg erfolgen. Die
Anmeldung pon politischen Versamm-
lnn.gen müffe 3 Tcvge voff>er erfolgen, die Ver-
sainmlnng sei aber gsnehmigt, wenn voin Kom-
mandanter. nicht sofort Eegenorder erfolge. Die
Pfälzer Fvage dllrfe offen bshandelt werden und

in wirtschaftliHeir Hilfficht wolle er soweit wie mös-
Me

lich helifen. Mennetrier wünschte, datz ein gutes
Einvcrnehmen zwischen der Vesatzung und der Be-
vö rerung besticht.

Plankstadt h. Schwetzingen, 8. Sopt. Das in
letzter Zeit znr Ausgabe gelangte, fast unseniesi-
bare Droff gab auch hier Anlatz zu ciner Protest-
veffämmlung.

Sulzburg b. Müllheim, 8. S-ept. Zwischeu Eru-
norn und Ballrechten geriet durch Funkenflug aus
der Lokc»inötive ein in denffelben Zug mitgefuhrter
Eiscnbciihnwagen mit He,u in Brand. Hierbei
sind 300 Zentner aus Norddeuffchland kommeudes
Heu yerbvanstt.

Nadolfzell, 8. Sept. Der in Cüttlingen seit
zwei Zahren ansäffige Eutsbesitzer Obefftleutnant
Kurl Heim hat sich in einem Anfall von Schwer-
ikut effchoffön. Er hinterlätzt zwet Kinder.

Trioerg, 8 Sept. Die Uhrenindustriellen des

Schwarzrbaldes haben sich zu einer selLstündigen
sa

Organisation zusamnlengeschloffen unter dem Na-
men «Vereinigung d«r Schwarzwälder
W a n duh ren s.aLr i k >ant e n".

Aus Stadt und Umgegend

* Iin der Bezirksratssitzung vom 4. Sept. 1919
kamen folsoiide Fälle zur Verbö cheidung. Eench-
migt wurden elf Gesuche um Erlaybnis zum De-
triob von Wirffchaften. IFerner wurden genöhmigt
das Eösuch des Prof. Dr. Nen hier um Erlaiub-
nis zum Vetrieb einer Privatkrcmkenanstalt im
Haiuse Zähriiigefftratze 16 hier. das Dessuch des Zak.
Eieser in Kirchheim um ErlQubnis zum Bötrisb
einer Baukantine im Pfcrffengruud hier Eppel-
heimerliandstratze. Abgelöhnt wuvd-e das Gö-
lluch des Konditors Karl Ackermann hier um
Erlaubnis zum Ausschank von Flaschenbier und
Flcffchewwein im Hause Hirschgaffe 8 hier. Ab-
gesetzt wurben drei Wirtlchaiftsgchuch*. Festse-
setzt wurde die Umlage für die Verbandsab-
deckerei in Waibstadt sowie d;e Entschädisung sür
Seuchenverluste des Bürgenneisiers Lämmler in
Eiau>omsclloch, Friedrich Heid in Moiuer. Bürger-
meisters ANller in Ochienbach und des Laidwirts
Zakob Mffch in Schwabeiheim.

^ Eefftige Notstandsarbeiten für ans der Kricgs-
gefangenschaft zurüükehrcnds Akademiker. Unter
den zurückkehrenden Kr'.egs- und Zivilgefang'uen
befinden sich schätzungsweise 30—40 000 Akademi-
ker. Ein grotzer Tcil wird sichdurch dic im und durch
den Krieg vercindsrien wirtschaftl. Verhältnisst ge-
zwungen sehcn. schnellstcns einen Erwerb zu suchen.
Praktische Versuche hnben gezeigt. datz es auch auf
dcm Geb'ete der geistigen ArbeiL inöglich ist. durch
Notstandsarbeiten dem augcnblicklichsn Alade-
mikerelenv einigermatzen Abhilfc zu schaffen. Vei
den stnatlichen und städtischen Beh'lrden, b?i Zn-
dustrie- und Handelsbetrieben gibt es Arb.iten,
dsren Ausführung zwar wüiischenswert und not-
wendig sür den Betrieb ist. die jedoch aus l'ion-
deren Gründen noch zurückgestellt werden m'.itzten.
Jntereffenten wollen sich an die Arbeitsverinut-
lung des „A^ ad om i sch e n H i l f s b u nd e s",
Berlin NW. 7, Georgenstratze 44, wenden, di. g'rn
jedo Auskunft erteilt.

* Laudcsrerein für Znnere Miffisn. Vom 12.
bis 14. Oktober wird in Kartsruhe dic 70. Iahr-.'s--
feicr stattsiuden. Zm Ansch.utz L-aran soll in
5.erreualb ein Lohr2cmg sür Znnere Mi,,ion
abgehalten werden, um die Geistlichen mit
dcn bisherigen und künftisen Avbeiton des Landes--
vereins bütiainnt zu machen. Vom 20. Sept. bis 4.
Oktober findet ein Kurs für evangelischs
Lehrer zur Einsührung in die Arbeit der Zn-
neren Missio.n und zur Förderung des evangeli chen
Neligionsynterrichtos statt, zu dem das Unter-
richtsministerium hereits Urlaub in Aussicht ae-
stellt hat Ansragen wegen Teilnabme und Au-
ineldungen sind crn die Eeschäftsstelle, Karls.uhe,
Kreuzstratze 23. M richten.-

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