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Badische Post: Heidelberger Zeitung (gegr. 1858) u. Handelsblatt (61): Badische Post: Heidelberger Zeitung (gegr. 1858) u. Handelsblatt — 1919 (September bis Dezember)

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Nr. 255-279 (1. November 1919 - 29. November 1919)
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https://doi.org/10.11588/diglit.3728#0435
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Mittwoch, den 19. November 1919

Badische post - Nr. 270

Vellage

Vereinfachung der Staats-

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Xerti-g„,.^ov !-"

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verwaltung in Vaden?

Zmmcr noch'kcin Landnürtschaftsministerium?

Seitdem dieser Tage zum crstenmal die Nach-
richt durch >die Presse gmg, die demokratiscl>e Par-
lei in Baden deabsichtige. den Ministcr Diet-
rich abzuberufen und ihm die smbrerstelbe der
Landtagsfraktion zu übertragen. ist di-e Frage der
Bcveinslachung der Staatsvvrmalitung vovab in
der demokratischen Presse. daneben auch in dcr
Pvcsse der übrigen Mehrhertsparteien näher erör-
tert worden. SSeht man sich die AuslassMgen
genauer an. so gewmnt man den Eindruck. als ob
man auf demokmtischer Eeite das Eefühl be-
tommen habe. die Katp: früh aus dem Sack

gelasseii zu haben. Denu wähwnd anfänglich die
„Badische Landcszeitung". bekanntlich das Organ
Dictrichs und mit- ihr 'die ..Neue Badische
Landeszeitung" den Plan sowohl. als
anch die Eründe begrüssteii und guthi-ohen. avird
jctzt mit einemmale ganz offensichtlich etwas ab-
gciw-ienclt und qesaat. dast dcr Schritt erstens noch
nicht so dringhch sei. ünm.auderen. dast man sich
erst noch im Stodium der Erwägnngcn befände.
Nun -erscheint auch die ..Badische Politische Kor-
respon'denz". devm stch die dcmokratische Parte-
bü>ient. auf dcm Plan und führt folgrndss aus:
„Die Entscheidung darüber. ob die Negie-
rnna einer ,Uinbil>dnng unter.zoa^n wird. ist
noch nstbt g'efallcn. Es erübi^ctt sich deswegeu,
heute eine Zusammenstellung darüber zu
machen. was im Laufe des lehten Iahrcs anf
dem Arbeitsqebiete des Miiiisterium's des Aus-
wärtigen von diesem behanPelt wurde. Davon
jst übrigens. w'e wir hören. manches heute
' noch uicht sür dhe Erörterung in der Oef-
sentlichkeit geergnet. Soviel darf aber ge-
sagt wersten. das; von dem Ministerium zwei
groste Aufgaben zu erledigen waren. Die
eine war die Mitwirtung bei der Schafsung
eiiier Rerchsverfassuna und m Verbin-
. dung drmit die notwei'.dige Auseinander-
sehung mit bom Neiche. die andere Aufgabe
war die Mitwirkung bei bsm Frie-
densschlust und bei der Ausführung
des s?riedensvertraas. Bei der Aus-
einandersestung mit dem Reiche bei der
Schaffuiig der ueuen Verfaiiung. die für die
Zukunft des deutschen Re'ches besonders wich-
tig -sind. bat Vadeii einh klare' Haltung ein-
genommien. die -leider nicht Ä-ir perÄent>eiij
Erfolg eräielte. Die 5>altung der National-
versammlung uird auch der Zusammenbruch
Bayerns trag-sn .^aran Nicht zum >w.einasten
Schuld. Die Bemübungen um eine. Verbesse-
rung des stsriedonsvertrags. die bekaunilich auf
der ganzen Linie erfolglos warcn. haben das
Ladische Ministiär'um des Auswärtigen nicht
abgehalten. zu versuchien. bei der Aussührung
dcs sfriedensvertrages die Interesf.'il drs Lan-
des weitestgehend zu wahren. Diese Arbeit ist
heute noch im Eange und gehört zu eöier
der wichtigsten Aufgaben in der badischen
Politik."

Prüft man drese Sähe kritisch auf ihven In-
„ ... bcllt. so erg'Lt sich. dast oigeiitlich gar nichts darin
wieBüsettS, Waschttttil steht. -als tzöchstens das. dast die Aufgaboil des
mit Marmorplatie^a Milisteriums des Acustern doch noch nicht so be-

un^ckelltv,^

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lang-los sind. als dast es 5>crrn Dietrich ieht schon
aügebhn könnte. D. h.. das ist dis n-achträg-
lichc Erklärung! In Wirkl'chkeit wird cs ^vohl
so sein. dast die ?sraktionskonferenz dcr Demo-
kraten am lestten Doinwrstag ergrbnisbos ver-
laufen ist. Auch der sozialdemokratiische ..Volks-
sreund". der nebenbeü bemerkt eiinige boshafte Be-
Vorhänge brrüA merkungen über dic ..25 Männcken" der demokru-
schmal Store-u.M ^ischen Fraktion. die kemen Führer aus ihrcn sige-
inrbänae.W.C°°A „en Rcihen küren können. sondern sich dazu eincn
^ N. »!' Min>ster holen niüssen. unterdrücSen kann. bestä-
tigt dies rmd fügt bmzu. dast es vermutl.ich ettt
dsr Hilfc des zum gestrigen Dienstag einbe-
rufenen Landesausschusses der demokratischen
Partei bsdürfe. 'um die .^rrfabrenhcit zu ver-
kleistern. Dic iimere Unsicherheit der Demokra-
tie ist es aber nicht albün. was die Entscheidnna

Stadt- . ^

Spiclpl^

verzögert. vielmehr scheint es auch diesinal wie-
der die Unein>gkeit der Parteien darü-
ber zu sein. wie man den Posten bosestt. Denn
Dank dcm varlamentarischcn Ncgime hat man doch
..scine" Ansprüche auf Vertretung!! Wonn drc
Demokraten einen Minister abäcben und das von
ihm lüsher rerwaltetc Ministerium elnachen soll.

.. m ust" man dock eincn andewn Posten 1n der
Ncgierung haben Doch eben. wenn die Posten
fehlcn. stellt sich zur rechten Z>eit evn Staatsrat
ein. Also schaffc man eincn neuen Staatsrats-,
posten. den die Demokraten Lesesten. Glänzender >
Ausweg. nur hat er ein verfassungsvechtliches
H'ildernis! 8 52 Absah 2 Sal; 3 der badischen
Versassung bestimmt. dast die Zahl der Staats-
räte die Zahl dsr Minisber chicht übersteigen darf.
Nun haben wir bereits sechs Staatsräte. über-
flüssiger Weise. Wüvde nun die Zahl dhr Mstli-
sterien. die gegenwärtig 7 beträgt auf 6 vermin-
dert, so köimteil di-e Demokggiien dew -Staatsrats-
postei, nicht bekommen. weil der siebente Staats-
rat vcrfassuv.gswidrig wäre. §vec lscheint des
Pudels Kcrn dcr neuen Nöte zu sein. Wie man
sie böheben wird. ist im Augenblick noch nicht ,m
überschen. Vielleicht hilft man sich mtt -einer
Versgssungsänderuna. die um so eher und leich-
1er ?.c,werkstelligt werden kaim. als sowieso dnrch
die Neichsv.'rfassnna und den m ihr 'festgelegtcn
Eruiidsat;, das; Reichsrecht Landesrecht br-cht. die
badische Verfassuna in verschieidenen Puittten. so
namentlich in den Abschnitten über, die Schule
neugefastt werden must. Und im übriqen: Verfas-
sungsänderui'gen sind ia so leicht und beguem.
woim man dje Zwe''drittelmebrheit hat.

. Intcressaitt ist es auch. wenn man steht. wre
von versclttedenen Seiten die-Zusaminenlegung.
d.er Minisierien vorgeschlagen wird. Der Karls-
v.uher Mitarbeiter des „§)eiLelberger Tageblat-
tes" weist darauf lttn. dast das I u st i z m i n i -
stlsrium am wewigsten mit Arbeit überlastet
und desbalb die Veroinigung des Ministe-
ri'ims des Auswärtialei, mit diesem zu eiiwfeh-
len sei. (Insiiziuiilisier ist zur .Zeit dqs Zen-
truinsmilglied Trunks. Der sozlaldemokratischs
..Volksfreund" behauptet. dast es zweckmästig
wäre. das Mmisterinm dss Aüswärtigen inlt dem
Mii'isterium für militärische Angele-
genheiten zu vereinigen. das der Staatsprä-
stdeitt verwaltet. Da ist deim doch d:e svrage
crlaubt. was dirsrs Minttteriu-n füc militäri-
sche Angelcgenbeitcn in Baden überhaupt
noch s o l l. Seit der Neuorganisation der
Reichswebr sind die sekbständigm Kriegsministe-
r'en in Banern. Sachsen und Württembera auf-
gehoben. Ministerien von gan; anderer Bedeu-
tniig und andcrem Umfang als da) Militär-Mi-
nisterium in Baden. das in der Revolution aus
Verl-egenheit geschiffen uiid später beibehalten
wurde. um dem Staatspräsidenten doch meittg-
stens e i n Ressort zu überlassein Entsprechend dem
Vorgang der drei geiiannten Staaten must also
auch das badische Kriegsminist:rium. um es ein-
inal kur; so zu nennen. verschwinden. sodast der
Staatspräsident gewissermasten obdachlos werdcn
wllrde uild stch keiu Etatstrlel mebr fände." unter
dcin. nian ü.'iu Eebalt bnchen köstitte. Ir'rmerh>n
o tich/tt.'iit nns !k'fr VorWag 'des Bolksfveunds
noch der 'iweckmästigste zu sein. da ia!der Staats-
prästdenf anch die'Vertretung Badeus nach austen
bin m besorgen bat und er'd.'sbalb auch das
Ministerium des Aeustern^ soweit es für dieses nach
etwas ,;u tun gibt. mtt übernehi'ien kaim Selbst-
verständlich wäre es am emfachstsn beide Mini-
steviien einaeben zu lassen und den Staatsvräsi-
denten aunerhalb der Nessorts zu stelle». Das
wäre zweisellos eine Verriniachuna. die freilich
!den geheiligten Postenansprüchen der Parteien
zuwiderlauiien wiirde.

Velästt man es aber bei emem Kabinett von
6 Ministern. so sind. wsnn die jestige Besahuilg
bleibt. drei dnvon Sozialdemokraten. Nun hat
aber die Sozialdemokratie bei den Wahlen nur
cin Drittel d'r Eesamtstimnien anfgebracht. Von
Nechtk.wegeü stmideil -br älso nur zwei Mini-
stersihe zu. Wollte man ganz streng nach den
Erundsähen drr Demokratie und der Gevrchtia-
keit verfahren. inüstte das Zentrum 3 Siste und die
Demokraten einen ertzalten. Maiv erinn>.'rt stch

vielbe-icht noch. dast der demokratische Abg. Haas
seinerzeit bcfürwortete. den Sozialdemokraten
noch emen S>h mehr zu geben. (Wie es scheint.
hatte- man damals die Erundsäl;e der Demokra-
tie und der Gerechtigkeit e'm bischen vergessen.j
Ieht wäre es Zeit. ngchdem die ersten unruhigen
Monate der Nevolution vorbei sind. die tausend-
Staatsveg'lerung dcn Bcdiilsnissen des badischen
Staates und Volkcs anzupassen und n i ch t. wie
bis jet;t. den Wünschen und ssorderungen
dcr Pnrteien.

Eelegeittlich ,der Beschaffunqsmlage i,n Land-
tag sind viele gute und nühliche Worth übov das
Sparen gesprochen worden. Hier hat man e'mmal
Eelegenheit da;u beizutragen. das; dle >ns Enor-
n,e gostiegen'.n Kosten der Staatsverwaltung ver-
ring,ort wcilden. indcM man e'mmal oben an-
fängt. W!ll man abex umändern. so schaffe man
endlich das dringend notwendige M>iniste-
rium für La n d w i r t s ch a f t. das tausend-
mal wichtiger ist. als das Krijcgsm'misterium
oder das Auswnrtige. Man vergcsse auch nicht
Handel und Industrie. die Üchon lange
ein eigenes Mlnisterium fordern. Zum dniildesten
i-ichte imm. wenn es sich ittcht gleich ve.vwirklichen
lästt. eine e'igen» Abteilung im Arbeitsmin'isterium
ein und vcrsuche auch iimerhalb dielhs Ressorts
die Idee der A r b e i t s g e m e i n stch a f t zu
verwirklichen. Iedenfalls ist es die höchste Zeit.
dast auch einmal der Arbeitgleber gedacht
wird. _ «?!!)

Deutsches Reich

W«rum der Berliner Eeneralstrrik sche'.terte

In einer-Kommunisteilversainmlung in Char-
lottenburq sprach sich der Spartakistmführer Me-
lert über die Gründe aus. d'e das Scheitern des
Verliirer Generalstr-eiks vcrursacht hätten. Er ge-
stand zu. dast st'it Anfana des Iahres die lteftlgsten
M-e i n u n n sve r sch i ed-e n he i t e n m der
Zentrall-eitun a der K. P. D. zum Ausdruck
qekommen seien darüber. oh ein Eeneralstrett
inög'.ich sei und lweckmästig sei oder nicht. Der
Berliner Generalstrcik sei deshalb gescheitert. weil
diese Meinuilüsverschicdenbeiten zu einer Zerset-
zung des Koiinilun-snlus geführt hätten. Ieht
hätten sich aber die ?iübrer geoinigt ttr der Er-
kenntnis. dast e'm Eeneralstreit nur möglich sei.
wenn cr gleichzeitig i m ganzen Reiche
zur Durchführuna komme. Cs dürfe älso künftig-
hin ei'n Ee,ieralstre-k nur vroklamiert werden,
wenn die einheitliche Durchführung gestchert sei.

Wir werden also den Esneralstreik, in neuer
Aüflacve und in' erweitertem Umfange eines scho-
nen Taaes erleben. Es grlt. -auf der Hut ?,u blet-
ben. Aber weim es waar unmögl>ch war, in
oinem beschränkten Bettrk wie Berlin oine solche
Massenaktion duränunihren. wie aussichtslos er-
scheint -erst oin Eeneralstreik. der ein ganzes 60
Millioneimolk lrenen und umfassen soll!

' Der frai!;ösisä.e Ee'chäsrsträgcr i„ Berlin. Die
Ti-ures erfährt, dast Chassin de Harcilly,
der währ'nd düs Krieees Eeiieralkoirsul in Eenua
war, rmn frgnzösischm Ecschäfts/räger in Beilin
er'iannt nn'rde rmd se'men Posten denmächst air-
treten wird.

^ Zulassung landm. svachzeilschritten in das be-
sestte Eebiet des Kehler Brückenko:ises. Die. Badi-
sche 2andwirtscha.''tskäinmer hat eine Eingalbe -an
das Ministerium des Auswärtiaen mit der Vitte
um Weiterleituna an d'.n Mmister für auswär-
tige AiLgeleaenheiten in Verliil gerichtet mit dem
Jnhalt, dast es den Landwirren im besestten Keh-
lcr Brückenkovfgebiet gcstattet werden möge, das
Badische Landwirtschaftlich.' Wochenblatt. das Ee-
nossenschaftsbliatt, das Vereinsblcttt des Badischen
Bauernvereins nnd das Organ des Padischen
Bauernbuiides wiedcr zu bettohen. Die im besetj-
ten Erbiet mohnenden Landwrrte erhalten seit dein
Ta-g der Besehung keines dieser voraenannten
F-achblätter mshr, sodast sie keine Gelegenheit ha-

ben. stch über de,, allgememen Stand dex Land-
wirtschaft in Baden und im Reich selbst auch nur
einiaermasten zu orientieren.

Vadische Politik

Deutsche liberale Volkspartei

Mynnheim

Am 12. November hielt im PolitMen Semi«
iiar Eeh. Reg.-Nat Ludwig Mathy seinen zwet-
tcn Vortrag über...Ludendorffs Kriegs-
erinnerunge n". Er schilderte aus dieseitt
Werke besonders di-eienigen Stellen. die die Ent-
w>cklung der deutschen Hennatstragödie betreffen.
in deren Mittelpunkt Hindenburg und Ludsndorss
vom 29. August 1916 bis zum 26. Oktober 1918
stehrn. des Eintritts an die Spiste des Eeneral-
stabs des stseldheeres bis zur Entlassung Ll^en«
dorffs.

Wenn beide Helden ihre Riesenausgabe darin
erblickten. den unzweifelhaften Vernichtungswillen
der s-ttnde zu brecken und die Zukunft Deutsch-
lcmds gegeir neuis Angrifse sicher zu stellen. so wa-
ren sie beim Beginn dcs Krieaes vom einnlütigm
Willen des gcmzen deutschen Volkes- getrageii.
Aber das dl'utschr Volk behielt den festen Wlllen.
diescs Ziel zzu erreichen. nicht nttt dcrKraft bsi.dke
wir an unseren Femdon anerkennen müssen. An-
dere ^iebe dränoten sich in den Vordergrund und
gewannen allmählich die Reichsregierung. die
Mehrheit des Neichstages und der Volksmassen.
Nicht Kampf bis zum S-.ege. sondern sittlede. ein
Friedir der Versöhnung und Berständigu-ng. ein
Wilsonfriede. ein bolschewistischer Derzichtfriede
murde die Losuna der einen. nicht Niederwerfung
der äusteven sireinde. sondern Nevolutwn aegen
jcde Autorität. gegen Kaisertum und Neichsein-
heit.'gegen Monarchre und-Obrigkettsstaat. geMl
den verschrieenen Militarisnms. insbesonderie gr-
gen das Ofsizierkorps. Kampf gegen KapitaLs-
mus und Eig'Mtuin überbaupt wurde die Losung
der"ailderen. ?im Nachwort zu seineu Kriegsevi>n-
nerungen fastt Ludendorff die ganze Tragödie des
deutschen Kriegswillens. der in ihm verkörpert
war. erschütternd zusammen. Mit -ergreife,nden
Worten schildert er die ganze Gröste des Unglückr
und die Schmack des deutschen Zusammenbruchs.
Aber der starke deutsche Mann verzweifelt iricht.
sondern knüp'tt daran Worte des Elaubens und der
Hoffnung. Von packender. erhebender Wttkung
siiid dre Mahnungen. die er an das deutsche Volk
richtet. . UnersLrockenes Denken und männltches
Handeln. Liebe zur Arbeit. Pflichttreue. Redlich-
teit und Wahrhaftigkeit sollen uns ein Vüter-
land wteder verdiencn helfen. An e'men sol-
chen Mann. der eme solche Gröste im Handeln und
Letden bewiesen hat und so deutlch fühlt. dürfen
wir glauben. -auf ihn hoffen. Sein Lsbens-
werk ist uoch nicht abgeschlossen.

Wis immer nach Mathys Vorträgen daittten
auch diesmal die Hörer mit herzltchem Beisall.

Vaden-Baden

Die hiesige Ortsgrupp-e bielt vorscMn
rm Löwenbräu c'me sehr gut besuchtc Vgrs'aimiN!-
lung crb. Das geräumige Lotal lvar dicht bcijc-tzt.
Uitter deu Erschierenen bc'sand sich auch c>ine An-
zahl Evsllmungsgsnossen, die das Thgma des
Aoends, em Vortvag des Nc-all^rers Zischka
über den Z us a m m e nb rn ch des deutsch e n
Heeres, seine Ursachen und Folgen
angelockt hatte. Jn vollendeter Weise M-ldetto
Hcrr Zischka was -LL, der als ungedicnter Laiüd-
sturmmann oon 1915 an den Krieg iir versch'.edenen
Siellungen, nlitgeni-acht hat. teils sclbst -ersahren,
teils zu Leobachten Eelegenheit hatte. M,it denl
kuildigen Vlick des gereiften Marmes wutzte er die
Hörev tu die Psyche seiner Kan.^raden zu ver-
setzen^ Vorzüse und Sämttenseitr'n dcs geltende»
mllitärischdil Svst-ms -u bc'leuchten und für die
Beurteilung L-essen, was man als -die Zevmürbuna
oder Ermüdung des Heeres, auch abgesiehen von
L<r so^ialdünotiatischen. Propaganda. Lcseichnen
maa, wertvolle Finger-eige zu ge-ben. DaLei un-
tevschied er schavf und wohltuend -zwiMn dem.

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Außer^..,,

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Glück wünsche ich dir nicht. denn das gtbt eö
nicht; aber Kraft, dein Schicksal zu tcngen. ^
Strindberg.


E)



Zonnenfinsternis

Roman von Else Stieler-Marihall

LopvriLktb)' Oretstlein öc. Lo. 0.m. b. 11. b.eip2>s 1916
(39. Fortsetzung.)

Es schneite . . . es schneite und schneite. Tpm
einsamen ^Ranne auf dem verschneliten Ber-ge seig-
te oas Leben ein wunderliches Eostcht.

Tage der Cinkehr waren das. wie er ge iue
zuvor erlvbt hatte Seme Vergangenhttt stieg aus.
Eedanken, die er einickal sedacht. Pläne. dte er
geschmisdet und die stch ihm »icht erfüllt. Worte,
t'ie cr gcspvochen, Bilder. die er aeichaut hatte,
elles, alles kehrte sttner Sette wieder.

Er schrieb viel. Eine 'Abhandlung uber scme
Beobachtung des Elmsfeuers entstand. ein Aufsatz
über das Wunder dieses nimmer endcnden ^chnee-
falls und die dafür moglichen Ertlärungen brachte
ihn über zwei lange dunklc Tgae hmwe.q. Dann
b'ühl!> avie eme Rose im Schnee eme kleme Dlch-
rm»a auf. die ihi: freute. Hie und da emmal ward
ihm wlch ein- Blum-s gcschenkt und nnmer be-
a ückte ihn das. niehr als ein Ettvln >n seiner

'ÄsÄends geigte er. Er versuchte. die Melo-
dio. die ihm von dcr Gnade der Eliliamkeit ae-
schc'ntt worden war, in Noten festzuchalten.

Jn seinen E'danken sprach er viel mtt Hittma.
er holtc die wcnigen Briese hervor. djs--vr aus
d.r Braittzttt und Ehe besas;. Sie^»El in threr
Elückszeit selten getreimt gcwesen und hatten ein-
ai - cr -ttcht ost zu schveibcn brauchen. Abor aus

. V'tttte» ttieg Hannas ganze «'Persön'lichkett
li.ä-.nü und hold cinpor und w.'ckte dem Einsamen
heistc bittre Sehnsucht nach der Verlorenen.

Er dachtc auch vml an seine Nachbarn -am
Vcrghang. den finistsren Bauern. d'ie mütterltche
Frau. das Mädch.'n und den Knaben. die er tieb
üewoimen hatte. Wie mochte es ihnen ergchen
in dieser Sündflut von Schnee, Auch ste musttm

fast aan,; von der Welt ckbaeschnitten sein. Dann
mochte es im einsamen Hcutse finsterer sein ccls
schon sonst.

Da er nicht wiffen konitt-c. dast das kleine
frenndliche Licht dem Hause erloschen, dast des
Hütbuben Eeplauder dort unten verstummt war,
so nhnte er nicht. wie -finster. wie unbeschreibltch
düster der Hof in all dem blcndenden LÜetst Äc-
grabcn lag.

Kaum. -dast noch ein Wort geredet wurde zwi-
schen den vier Menschen, die dort wdhnten. Den
Vauern wurmte, dast er den Peter auf den Berg
hatte steiaen laffen, der Bub ging ihm bei der
Avbeit im Haus-c- a>b und fehlte.ibm überall, die
Dage wollten kein Ende nehmon. so kurz ste jetzt
warcn. Und i-hn grmlinte drr cndlofe Schnee.
Nafcrei der Unge-duld fastte ihn oft . . . er muhte
sie in sich veravbeiten, es sab nie-mand und nicksts.
oaran er -sie hätte nuslassen können. Hetmlich
schüttelte er wohl einmal die Faust geäon den
Hoch-'chorn hinaus. Wo blieb des Wetternmchers
Kuust? Wollte er die Dcvuern narren? Und es
Kngelte :n ihm auf, der Zorn wollte Feuer fcmgen-
Er kämpft-e hart dagegen.

In Eva -wuchseil Sehnsucht ünd Angst, Dicht
und undurchdringlich umhüllt.- der woiste wivbeln-
de Vorhang jn rastloser «leichnästiger Bewoglich-
keit den Hocbschorn. Wie lango Tase mm schon
war der Eipsel il/ren s-uchenden Augen verborüen.
Tuvm und Fahne. mochten -sic standhailten tm
Schnee? Der Bergbowohner droben. konnte er
das Le-ben noch ertragen . . . hatte der Mte-r hcil
und gesund sein Ziel erreicht?

Nächstens 'fuhr Eva mit mildem Schrei aus
unruhigein SchiLif empor . . . furchtbare Bilder
hatte ihr der Turm gezeigt. Sir hungerten droben
im Tuvml Ste hatten kein Brot . . die Borräte,
von d'p.cn Klinghart stolz und sicher gesprochcn.
ste waren vevdorben, verschimmclt. verffault. Un-
aeziefer hatte sie verzehret . r . nun sasten sie dro»-
ben und -blickten mit trüben Auaen haffnuugslos
in Kcn sinkenden Schnee . . . und stc fahen den
Tod mit grinsenden Knochcnttatrc tmmer näher
heranschleichen, den elendesten jä-minerlichsten Tod.
Ven Hungertod.

Cva hockte in stch zusammenackrümmt auif ihrem
Lagcr. Fvost schiittclte ste. dast ihre Zähne klap-
pernd aneincmder schlngen. von Grause,, aepackt

starrte si« in das Dunkel. Und plötzlich rist die
furchtbare Eewistheit sie empor: den Traum hatte
ihr ein Schuhengel m das Obr aeflüstert, örne
Atahnung sollte er bedeuten, ein Hilfeschrei war er,
d»:m dbe droben zu ihr sandten!

Sie hastete auf. mit zitternden Händen zog ste
sich eil-ends cm. und bcim matten voton Licht der
Stallaterne schlich ste wie ein Dieb in dsn Vor-
ratsrauni nnd in die Rauchkammer. Des Vakers
grohen Rucksack packte ste mit schwerer L-a-st an Brot
und Speck und Wursk. im Mordhofe »var keine Not^
sie hatten Speiss genug auf Akonate hinaus.

Nun tvat sie hinaus in den feuchtkaltcn finste-
ren Morgen, auf den Schultern die -wuchtende Bür-
de. Ste hab diie. Qaterne und folgte ihrem ruhigen
trostlichen Schein. Es war kalt -aenug. dast der
fkockcnds Schilse bald fest wurd,s auf der wcisteil
Decke. zu der er niedersank. die Schneereifen hatte
sich Eva untcr di-e Füstc aebunden. sio brach nicht
e'm NNd glitt nicht allzu sehr mit ihrem leichten
Tritk.

Doch zu der La-st des Nuckiackes fügte sich
Schncielast. Die Flockcn stisbttl ihr in das Ei'sicht,
hcington sich in Wimpern und Haar. Sie stieg
vcrgauf. Die Stcile sagte ihr. daf; sie auf dem rich-
tigcn Wege war. Una-blüssig trwg sie ein Gcchct
i,n Stnn: es ist nit um mcin Lobc-i. -mir würs
>ss nit l-eid. Sie hungcrn da drobsn! D r Mensch,
der beffer ist und edler als -alle andern zusammen,
hat ketn Brot! Eottoater und heilige Mutt-cr,
um <sures liehen bjarmherzigcN Sohnes willen.
führet mich recht, lastt mich nit abirren vom iMege!

Ei'n Mahnsinn, ein Fieber lich ihr wundcrbare
Kräfte. Sie rang -sich w-ttter und höhcr hinauf.
Der Taa soh mm miit grauen Auaen durch das rie-
selnde Schl'ciernet;. Ie höher sic emporsiieg. um
>o feiner und härter tanzten die Slernchen um
sie her, dcssto. dichter -auch war das b'eiid -nde Ee-
stiminer. Fester wurde der 'Boden unter ihren
oohlen, glätter auch, und immer uiiilefüger türm-
teil sich Eebirae auf, die sie mühselig überschreiten
mustto. Sie glitt imd fiel. Sie krock Sine Schuöe-
ivand keuchend empor und rntschtc und -sank' wie-
der binab . . . gch wieviele uilzählig-c N(äle!

Ihr war unerträalich heitz, die Haut des Ecsich-
tes braimte zum Zerspringen. ihr H-rz schlug so
schnell, dast ihr schwindelte.

(Fvrisetzung folatl

Neues aus aller Welt

* Neue Briefniarken-Seltenbeiten. Dic Mün-
chener Postäinter habeu in diefen T-agen ei-ncin gs-
waltlgen Anstu^m Ver Brief-imrrkc'i-chänd'ler unv
sSanrmler standzuhalten. B'rn-nen kurzem w'ud d"N
bayerrschejn Briefmarken Vas letzte Stündlein
schlagcn un!d damit verschwrndet aus unseun posta-
lischen L-eben eines der kimstvottsten dc-utschcu Posd-
wcrtzerchcn. das durch das moderne Tbefdruckvcr-
sahron o-uch -ganz -besoirders schön gestältot ivuilÄ:.
Jnfolge dcr Staatsumwälzung batton die -bayo-
rischen Bvi4fniarken mit dcm Bildc des letzton Kö-
ittgs bereits einc Vefonderhcit durch dttr Ilebcr-
druck ./Freistaat B-ayevn" erhalten. Die
Süachfrage noch dieseii -M-arkcn stieg ius Unermch-
liche, als der Fall dic'ses letztc'n, bayerischcil Re'er-
valrechtes bekaimt wurde, und um sich zu hclfen,
mustto -die> -bayerische Post i-n den letzten Wochen
bere'tts Re i ch s>b v i ef m a r k e n, mit dcm glel-
chcu !l -berdruck vcrsehen, herauscoben. Um min
dir Markensainmlern cutgegeirzukoinmsn u"d
glcichzeitig der bayerischen Staatskassc noch eln«
Nämhafte Einnahine zu verschafsen, sott nun ab r
»och eine letzte MarkenauSaabc vaycrischer Vritt-
mar-ken evfolgen. Das bayerischc Berkcihrr-miiniste-
rium boalbsichtigt dicsa letzte -Serie dicscr Mark n
ii' Form von B i l d e r b r ie fm a r k e n hcrausz''-
Lr'm-gen. Landschastliche Motive -rus Fvaukcn
u.td Obcrbayern solleu hierbei Vcrwcudung f noeu,
doch ist al'-ch ai'igoregt wüldcu, e'migen der Vries-
m-aihkcn das Bild dcr altcn bayerüich n Dre i-
im-d /S e ck > s - Kreuzer - a rken aus deir
50cr Iahrcn zu rerlciben. Dw.e alten baycrisch-»
Br.ttn attck n nehinen ähulich wi: die der vcrfloffe-
'ien Thurn nnd Taj.isschen Post ilcer Eigcnart
w-'gen eiuon besond rc» Rang mr Sanimellvesen
ein. Uitter ttmcn ist die berühmtcste und gcsirch-
lcjte dio s ch m a istt' E i n - K r e u ze r m a r k g,



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