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Badische Post: Heidelberger Zeitung (gegr. 1858) u. Handelsblatt — 1923 (Januar bis Juni)

DOI Kapitel:
Nr. 59 - 89 (1. März 1923 - 31. März 1923)
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https://doi.org/10.11588/diglit.15611#0427
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TE-n I.» Li-i W-ch-n >->»«> ^ --»»»-"«

^KKkSUSk^»

z^-der Brusttasche genommen. eurem/vam er we'^

zKnden, der teinen Pah li°Uc. ebcnsov' veryastet °ns

^En tonnte. einer Nentmeistersgatt-n. dere ^ x,undc>rte MM'-
die gotdcne Armbandustr - ^ ^ S'lbersachen a"S

^ A^.Nt an Waren. Mooeln. KrM mn mnes Ost.'

woroen ?;nr AUsiilllMNg W

Nst, sie^- Bezeichnend für die Moral der Fran-ostn -st es. dag.
r 6andrcrt5LMt cin^ranaen, von dem Lancrat und oem

unter Vorhaltunq von Revoloern zuerst Schnaps ver-
Äoid !'? 'U der Handelskammer aus Pr-vatkellern, nn Bahn-

Se u°>" -- dcr Eüterak>seriio"no Körbe Wein^stahlen und Tr.nk-

W«' n-'""imlieien. an dencn Ost stere ^""Diretto'ren" der
^rnia ^ betelligten: dah bei dcr FeM°Me d D stehmden
dlei ^Ee die Oifiziere die auf dem Kon,erenol»a,
^'Lairenkisicn an stch ristcn. , ,

-^eusckE den Franmfen die S ck, '«b^^emng' nicht ohne
ertragen haben. °m L ^ , e ° ^

t>aste! ^t^len, Am Mittwoch wurde dre ganze sa> . .

Üsth D Der -

Beawte ^eil wurde ausgewiescn. Bei der Verhaftung

vie»?^ -"I'ckl geschlagen worden, mit „Hände hoch" oder

tz°!: ° sind ktefeffelten Händen wurden ste forttransportiert. die

derayg "usgewiesen. Das Eeschrei der Eemarterten drang

"Uch ^en Räumeil der Polizeidirektion, Viele Beamte

iiib?-'"'' him^T-?"^°"bt worden. FurchtLare Schrcckenstags hat
Man qlaubt fich in >ie Zeit des Drsihig-
itz^'Aen, Flj°^^ "ersetzt. Unausgcsstzt rattern die Tanks durch die
l'ro>..,sten n,,:„ r krejsen über der Stadt, um die ringsum schwere
y°.^!'ich°n k "E änd, Es ist zu verwundcrn, datz trotz aller
ke'. ^drgm "el die Bevölkerung. qequält, qemartert, vom DUN-

sL^rrten'"«.!^ konnte kein Markt abgehalten wcrden, aus dem
bgg ^'"uterbahnhof verderben die fllr die Bevolkerung von
^ahrj >f-dlen lagernden Lebensmittelzufuhrens noch ihre Ruhe
er. >.!. °°t. Ns,°r jhr Hatz gegen die Räuber. Mörder und Schan-
en Schergen ist grenzenlos. Doch sie wc'st, datz

vig^'estn

^ie g,,^i e

^-»:>rr

>'e ihr Hatz gegen die Räuber, Mörder nnd Schän

'"--^»2 .-lV-INen Slb°i---prr IN -ri-ei:i°r,'iic: S,iirb Ne meisr bri'

Knih - ,^>uergsii greilzciliuo. a^vli> ,ir 1001», vu»

->^">ere "ur bestehen werden, wenn wir uns nicht
Zstllnm'ps. >?. lassen. Doch eine furchtbare Saat ist es, die

ir„'""stasen -v, -a,,en. Doch eine fur,

h°. ',?en, Das scheinen sie auch zu fühlen, dsnn iie zit-
üem ^- ^rani„ Rache, Ihre Offiziere verbringen schlaflosc

Ljji eher wivd Westfalen nimmer auf die Knie zwin-

"mrisnrngU es selchsj zugrunde, erstickt in seinem Ueber-

-n Krh'

>.s,-r.^euKs:A? ,?°t es nichts an Erausamkeiten, an Zerstörungswut,
E°n"tichen «i?:!-." gegoben. was die Franzosen jetzt bei ihrer
N>!, stchen „Ä""" tLssen, in Recklinghausen, i" Wanne, in
loh-„ "ien, vor allem im unglücklichen Bochum vcrübt haben.
T--!' an'gr-? Zimmel schreien, da sie verübt werden an Wehr-
^io, '"üstte °" Ärbeitsamen mitten im Frisden. Die

SvMnien j^^erhallen von Entrüstung Lber die Schandtaten der
Er'E.en Nsjr;.'"'chrgebiet, mügte dem wahustnnig gewordenen fran-
te^ZaiNsn^ b° >n die Arme fallen und sagen: Eenug des

^ie nv'^liK°/s Blutes.. des Schmerzensschreies einer tyrrnnifier-
!eii .elt e-, r-n ^".?'^rung — bis hierher und nicht weiter! Wird
'Niderjgs E-n'jf Wird ste auch deui deutschen Volke Gerechtig-

. Di° E , . iMrekte Sungerblsckade.

bej^asen n ah m e von Lohngeldern wird von den

tz°j Ihen. Nicht niehr nur vereinzelt, sondern ganz systematisch
stl, Eiip-i!"? 'n den letzten Tagen u. a. beschlagnahmt worden:
^»„k^'Iionen in Dutsburg 120 Millionen Mark, Bochum
^Ui-rl steh ifn Lästnghausen 60 Millionen, auf der Zeche Adler bei
^er nKg-Hock>-,i?''stH'nnen und in Caub 10 Millionen Mark. Jn
»em. l-Nun„ I.b stnb z a h lreiche Ärbeiter unmittelbar nach

^lim? beÄ,s""" !ranzofischen Soldaten Lberfallen und ihres

„ Dle Franzosen wollen offenbar durch dieje

um ^'nmal möglichst viel Markbeträge in die Hand be-
^°°'"!e Schwächüng des Frankenkurses, die durch Mark-

>N js!"- nersiü-- erfolgt ist, cniaegenzuarbeiten. Sie wollen den
^neis- 'n der trügcrischcn Hoffnung, dadurch .Uncinigkeit
tz. -rrevix^ ^ Arbeiter zu tragen, und sie wollen vor allem im
i>l,,°i?niien Knappheit an Zahlungsmitteln entstehen lasten.
"'e E°^>a^dnrch -----i------.—

n 'n d'ex b'e Lohnzahlunoen stocken und ^ie Beiiölkcrung nicht

He d' ^ ...

Ivr^st Eehj°^ durch die'von ihnen hineingetragens Unstcherheit das
'Ust,. ^lrd ^I-,"?n Bsrlin aus nur schlecht mit Zahlungsmitteln ver-
-r'N d'er n bre Lohnzahlungcn stocken und die Bevölkerung nichi
ü° 'st di° ^ "3e s°jn wird, ihre Leliensbedürsniste zu befriedigen,
rki?°^l wem,^-? ° " e i t u n g einer Hungerblockade. die
Urü? " unb ^ '"^rr Wirkung auf das Ansland nicht offiziell zu
Bi°g° „s's'fchzuführen wägen, die ste aber auf diesem mittel-


«s

uq ,^er

llleich wirlsam zu gestalten denken.

-st-ndli,

rche" Eigxntum in Jtalien.

Ministerrat nahm den Entwurf eincs Dekreis

, oer m».r._' ..rri.. r.-:. -_« .-_

'°0di st"li> ^

'n ei-^- Äegierungskommistar für das seindlichc Eigen-

„ La-

" Mird, selbst unter Aushebung der bestehsnden Vor-
Angehörigen ehemals feindlicher Staaten gehörize

iih - - ---

'l'lv? Äassij^^ ^'rfen zuriick, Laten ihre Eroberer um Schutz und der
st'^„^"-bene Korroral mit acht^ Bajonetten — Is vaporril

d°y jung'en Tamen das Eeleit, setzte sie forgsam in
be„, "s kE sj° Abfchied winkten und a if Wiedeijehen . . .

^lnet. '°'l ledoch sagen zwölf stämmize Männer, mit Scheren

'st,^Ea'.,ch°^-3ug in Rewscheid einlief, als die beiden'Mädchen eilig
k°vx-^e üg, "ollien tm Ge^ränge. traten die zwölf Männer heran,
h°ü'Le Äö>ü,„h^.chrei, ein Klimpern von Klingen: und zwsi kahl
!jj0'e bj^ Aj" en ,u-bl,°„ ->> o„l"i-->Ii„ii Imoi StrmÄeri torir

, ien >uchten schreiend zu entfliehen. Zwei Stundsn lang
-r?"!chuno° burch Äie Sirasten ihrer Stadt, mit Flüchen und
"o jn n>,it manchem Hieb und manchem Stotz . . .

"'et fj^ ^ 'e M ssjgv d°r „Scherenclubs", die ükerall im besetzten
"-en: zwölf stämmige Männer und eine Schere . . .

'.Än^" ereignete stch im Bergischen:

zos. .Fran-n- Mlesterschmied lommt ein Poilu, eine Sags zu kaufcn,
w,"?^baufe jch nichis!" — Der Franzose geht. der Fran-
ihw °st den ?' "''t einem Offizier: „Die Säge!" — Der Deutsche
Ünd ir? entm!i??l- Da sallen sie über ihn her, dis Säge mit Eewalt
lsts st"rker gi"b"n: sein §ohn eilt zur Hilfe herbei. aber die drei
!tl°/,'" letzt°ü'Alte und der Junge, sie „erobern" das Werkzeug,
bl„?.s> sein° ^."ngenblick der Junge noch einmal seins Hand aus-
r, rströw'-üum Griff krümmt und die Hand zurückzieht,
? 'st wi° ° SÜge hat scharfe Zähne.
l>i°i l eifi°- ? ^mnbild, dieser Kampf um die Säge, wie das
' °ni KamÄ°^?"" Kampfes, in dem es um Alles geht; unb in
M wird der Äusgang ein anderer seim

ty -^'n trnh°- *

'"^nien. Morzen HSngt vor den Fenstern des ..Vereinshauses"

^?"n^kom„^Estdent, bitte?" — „Muß gleich herunterkommen!"
Eliknwr " deni°„ otner nach dem andern.

ai - n D-.e, meine Frau hat keine Ahnung ..." — „Nicht

i'ai

Non O'l-aa u„: liiiirc «,„rriti>v - - -

Hch bör° ?'"2'N Kind durste ich mich verabschieden! .
chsjs-'Äenn Alort vom Nebentisch. .

die L, "'cht n,°b!° "'^ter geht, vcrmag dieses Hotel di« Fülle der
"Ur^°"2e nni b.- V snssen: jeden Abend kommen neue, abgenstcn,
-n"? allesur« ^umilie in den müden Augen," — „Ja, und wozu
^an^bäter --- - . . Die Herren nebonan zuckcn die Achseln.
hen m "nd ich das „Wozu": sie zeigen mir einen Fetzen

"°rfj!„°l"8elun„^°-i - - - !r"'t des Erlastes oom 8. März 1921, Lcr
^olliN der ä°^u,tand auf den Brückenkopf Düsteldorf verhängt,
Tutz !>'>"l. Kommanüeur des Brückenkopfes Düsteldirf:

^MiNn, m„!-i^t"8raphendircktoi (sampen, Telegraphendirektor
B,Afo>reftor ErotepaL,. tzmllich, zu DMWari,, iuU>, ailL

l

Eigenkum, das dem Stäät anheim-gefallen ist, zu veräutzern.
Der Regierungskommissar wird ferner ermächtigt, dieses Eigentum
natürlichen und juristischen Personen zu llbertragen, falls diefe die
Verpflichtung übernehmen, fllr sorgsame Verwaltung des Lig-entums
zu sorgen. Äeim Verlauf sind Beüingungen festzusetzen, wodurch die
Jnteressen des Staates gewahrt werden follen.

Cin el'genartlgrr Llilterschied.

Die 'nunmehr ersolgte Regekung der' englischen Schulden an
Amcrika hat schlaglichtartig ein Problem beleuchtet, das für die Welt-
lage jedensalls von einem viel unmittelbareren 'Intereste ist: nämlich
die Frage der deutschen Reparationsschulden. Die ganze Un-
sinnigkeit dessen, was man von uns verlangt, muh an dem
englisch-amerlkanischen Uebereinkommen gemesten, auch dem wcniger
Einsichtigen klar werdcn. llnd wenn man erwägt, dah diese Un-
sinnigkeit ofsensichtlich gewollt ist. dann kann auch nicht länger
mehr das wahre Ziel der französischen Politik verborgen bleiben:
nicht Wiedergutmachung von Kriegsschäden. sondern Unter-
drückung und Vernichtung Deutschlands. Autzer-
ordentlich belehrend ist in dieser Hinsicht ein Leitartikel dcr
Kopenhagener Finanztidende, den wir in der Ueber-
setzung hier wicdergeLen. Die Zeitung schreibt:

„Endlich ist die Ordnnng der englischen Staaiskriegsschuld an
Amerika geregelt: unerwartet schnell und einig gab der Senat am
Samstag seine Einwilligung und damit ist das grotze und bedeutungs-
vollste finanzielle Weltproblem gelöst. Wenn es zur beiderseitigen
-Zufriedenheit in England und Amerika gelungen ist, kann man
Frankreichs Ruhrpolitik dafür danken: die beiden angelsächsischen
Länder haben jetzt die Augen geöffnet bekommen, datz ein dritter
Hahn beabsichtigt, sich breit zu machen und sehr grotzspurig vorwärts
stolziert, wohin es ihm gefällt; man fiihlt in London und Washing-
tan, datz es jetzt nicht amder Zeit ist, etnander die Federn zu rupfen.
Der Adler Deutschlands mit der eisernen Klaue ist Lberwältigt, aber
dafür marschiert der gallische Hahn heraus und macht den europäischen
Hllhnerstall unsicher. Die Schulden, die Entzland zu bezahlsn hat,
betragen 4,6 Milliarden Dollar, die Zinsen hierauf sind 3, später
3)4 Prozent p. n. und die Tilgungsperiode dauert 62 Jahre. Die
Ordnung ist von grotzem wissenschaftlichen Jntereste, namentlich zur
Beleuchtung der deutjchen Erstattungsschuld. Europas reichster
Staat, der nach einem siegreichen Krieg seinen Besitz mit deutschsn
Schiffen bereichert, deutsches Privateigentum konsisziert, deutsche
Kolonien, deutfche Kontanten bekommen hat, ferner deutsche Erde
okkupiert, deutsche Konkurrenz ausrottet, — benötigt eine
Frist von 62 Jahren, um 4,6Milliarden Dollar zu
zahlen. Dieser Betrag entfpricht 18,5 Milliarden Eold-
mark, die jährliche Leistung der ersten zehn Jahre macht kaum
700 Millionen Goldmark aus.

Also durch freundschaftliche, sachlichc Verhandlung hat man aus-
gerechnet, datz ein Land von Enalcmds Finanzkraft jährlich einen
Ueberschutz von 700 Millioncn Galdmark an Amerika abgeben kann
und Respit (Aufschub) von 62 Jahren haben mutz, um 15,5 Milliar-
den Goldmark zu zahlen. Diese Zahlengrötzen pasten gut mit denen
zusammen, die Frankreich 1871 an Deutschland zu erlegen hatte. Da-
mals handelte es sich nur um 4 Milliarden Eoldmark, ein Betrag,
den Frankreich mit Htlfe des Auslands selbstverständlich durch einen
Federstrich bekommen konnte. Es ist ja ungleich lsichter, die erstcn
als die letzten Milliarden zu finden. Falls Deutschland damals von
Frankreich einen so mätzigen Betrag (verglichen mit dem Versailler
Vertrag) wie 20 Milliarden Goldmark gefor^ert hätie, wäre Frank-
reich darunter zusammengebrochen, genau wie das geschlagene und
ausgeplünderte Deutjchland jetzt darunter zusammenbricht, nachdem
es Waren und Kontanten im Wer(e«von weit über 20 Milliarden
Eoldmark bezahlt hat. — Frankreichs bekannte 5 Milliarden Franken
im 'Iahrc 1871 und Englands 4,6 Milliarden Dollar geben reelle
Stützpunkte zum Vergleich der Eummen, die die Entente aus Deutsch-
land herauszuholen versucht. Diegierigen Sieger haben
'oon Deutschland 132 Milliarden Goldmarkgefor-
dert, za-hlbar innerhalb dreihig bis vierzigJah-
ren, nachdem es zu Tode gepliindert worden ist."

poliWe Tagesßhall.

Unter dem VerdaHt des Landesverrats.

Jn Blankenburg (Harz) wurd-e der Rentner «nd Themiker Trnst
Koennemann unter dem Verdacht des Landesverrats verhastet
und in 'das Amtsgerscht eingeliesert.

Lohnunruhcri m Polnisch-Oberschlefien.

Dei der am Freitag erfolgten erstmaligen Auszahlung der
Wochenlöhne in Ost-Obrrschlesien in polnischer Wüh-
rung, kam es zu starken Reibungen und Zwischenfällen. da der Um-

den gegenwärti-g durch französtsch-belgische Truppen besetzten Ge-
Lieten äusgewiesen, weil ihre Eegenwart die öffentliche Ruhe sowie
die Sicherheit der Truppen gefährden könnte . . . Iede Zuwider-
handlung gegen vorstehenden Erlatz stellt den Schuldigen vors
Kriegsgericht . . . gez. Simon." — Und dieses Papier trägt Hen
Kopf: „Kontrolle Äer deutschen Verwaltung, Kreis Düffeldorf-Siadi."

„Warum sind Sie nun eigentlich ausgewiesen worden, Kerr
Postrat?" — „Da steht's doch: weil wir die Sicherheit der Truppen
geführden könntsn!"

Run sitzen sis hier zusammen, die Ausgewiesenen von Dllffeldorf,
mit dem Prästdenten der Oberpostdirektion Soenksen, der ebsn-
falls den Befehl erhielt, das besetzte Gebiet zu verlaffen.

So sieht die Begründung franzö-sischen „Rechts" aus: weil etwas
gefchehen k ö n n t e , wird mit Kriegsgericht gedroht, wird die Aus-
weisung verfügt!

Aber vielleicht wird man noch die Selbsterkenntnis der fran-
zösischen Trupxen «or ein Kriegsgericht stellen müssen: weil dics«
Erienninis tatsächlich ihre Sicherheit bedroht und die öffcntliche
Ruhe; denn in dem Augenblick, da die französischen Soldaten er-
kennen. wozu sie mitzbraucht wersen . . .

llnd der zersetzen.de Begrifs des „rnissrabls instisr" wird
stärker sein als alle Kriegsgerichte; und er ist gefährlicher als die
Eegenwart der gefährlichsten Posträte, Präsi-denten« und Bahnhoss-
vorsteher! Und den Fran.zosen die Erlenntnis ihres erbärmlichen
Handwerks immer aufs neue einzuhämmern, sie ihnen durch mutige
Opfer immer von neuem zu beweisen: das ist das Verdisnst jemr,
deren Namen zwischen Ru-Hr, Rhein und Wupper einst von Mund zu
Mund gehen und nie vergessen sein worden! . . .

Der Maker des Papstes. Papst Pius XI. hat sich zmn erstenmal
malen lasstn, und zwar durch einen deutschcn Künstler, den
Münchner Maler E r n st Windhoff, der bereits Eemälde von
d-em Erzbischof von Köln, Kardina! Dr. Schulte, vom Kardinal
Ehrls vnd oom päpstlichon Nunzius Vacelli entworfen hat. Das
Papstbildnis, d-as für die neue Runziatur in Berlin bestimmt ist,
erhält im offiziösen „Ostervatore Romauo" folgende anerkennende
Vesnrechun-g: „Der Papst ist in natiirlich-er Erötze in Halbfigur und
in Profil dargestellt, stehend, mit den Händen an der Kette seines
Vrustkreuzes, wie es selne charakteristische Art ist.' Der Künstler
hat in glücklicher Weise die Hochherzigksit und die sichere Festigkeit
Pius XI. zum Ausdruck gebracht, ebenso wie die päpstliche Wiirde
und dis vätettiche Eiite. Der Kopf ist autzerovdentlich ähnlich und
von plastischer Krast. Allss. ist in einer grohen Harmonie und
WUrde der Formen und Farben gehalten ohne jsglich« banale Suche
n-ach Effekt. Nach -dein llrteil der Sachkenner ift das Werk Wind-
hoffs wirklich bemertenswert und würdig des Malers, der sich einen
vemtentea guten Rnf in seiner Kunst erworben hat.

rechnungskurs von 175 polnischen Märk gleich 100 deutsche Mark

festgesetzt war, während der amtliche Börsenkurs 100 deutsche gleich
200 polnische Mark betrug. Die Arbeiterschaft des Elektrizitütswerks
Chorzow trat in einen einstündigen P r o t e st st r e i k. Äuf ver-
schiedenen fiskalischen Kruben weigerte sich dis Nachmittagsbel'eg-
schaft einzufahren. Die Arbeitnehmerschaft forderte unter Streik-
drohung entweder eine den Kursverlust ausgleichcnde Lohnregelung
oder die Umrechnung nach dem jeweils geltenden Tageskurs. ^

Eröffnung der Vreslauer Frühjahrsmeste.

Die Breslauer Frühjahrsmeste wurde am Sonntag bei starkem
Käuferandrang ohne besondere Feierlichkeit eröffnst. Das
Eeschäft fstzte sofort in allen Abteilungen lebhaft ein.

Aus aller Welt.

VerLastete Antoknobilschlächtcr. Jn ber lebten Zeit Hänften üch i«
Vsrli» bie A u t o m o b i l d i e b st ä b l e. Wertvolle Wagen wurdcn V0U
Diebcssvczlallsten von ber Stratze weg oder aus der Garage gcstohlen»
um, wie dcr Fachausdruck lautet, „gefchlachtet" zu werden. Die ge-
stohlcnen Automobilc wcrden wcrtvoller Einzelteile beraubt und dan«
steben gelassen, weil die Veräutzerung cines komvletten gcstoülenen Krast»
wagens kavm mSglich ist. Um so mehr Abnehmer finben sich aber für die
Einzelteile der Antomobile. Eine grotze Anzabl von Heklcrn forgt dasür.
datz den Dieben der Absab nicht stockt. Die mangelbaste Bewachung der
Wagen ist vielfach baran schuld, dah die „Autoschlächtereien" einen >o
grotzen Umfang annchmen konnten, benn der Automobildiebstabl wlrü
meistenS durch Banden betrieben. Erst kürzlich wnrde Lem I-ü r st e n
Blücher von Wahkstatt aus Nlt-Moabit ein Wagen im Wertc vo«
60 Mtllionen gestoblen und zerstört in ber Nähe der Landiägerstation im
Grunewald aufgciunden. Dem Sonderdezernat der Kriminalpollzei ge»
lang es, diese Dlcbstäbke auszuklärcn und insgesamt- f i e b e n Per«
sonen zu verbaften. Die Diebe batten für ibr Treiben den Prtvat»
Cbausseur einer Berliner Fabrik gewonncn. Sobald ste eine Garage
ausgeknnbschaitct hatten, bestcllten ste den Cbaufseur für die Nachtzeit und
lictzcn ihn mit seinem Wagen in der Nahe baltcn. Gelang der Einbruch».
so wurde die Bcute sosort aufgckaden und zu einem Hcbler gcbracht.
Mutzte man den Wagen drautzen abmonticren, io fuhr der Chanffenr
mit scinem Wagen hinaus, um dic Beute nach Berlin zn ickassen. Jn der
Bebausung dcs eine» Verbasteten sand man noch Malerial von fünf er-
beutcteu Wagen.

Festnaljme einer Eisenbahnränberbaude. Der UeberwachungS»
abteilung der Reichsbabndircktion K a s s e l ist cs gelungen. einer E i s e n.
babnräuberbanüe habbaft zu wcrben, die seit langem nachts zwi»
schen N o r d b a u s e n und Kassel auf fahrcndc Güterzüge svrang, die
Wagen gewaltsain ösfn-cte nnd die Fracht abwarf, ivorauf dicse von den
Gen'vflcn aufgcsucht und in Berstecke gebracht wnrde. Die in den Güter-
wagen tötigen Berbrccher svrangen an einer geeigneten Stclle von deni
sahrenden Znge wieder ab. Die Verbrecher, die alle aus Bleicherode stam»
men und von -enen bisher acht verbaftet worden flnd, waren durch ibr«
Räubereien in kurzcr Zcit zu vtelfachsn Million.Lrcn geworden.
Der der Eisenbabnverwaltung zugefügte Schaben beträgt über 100 Mll»
ltonen Mark.

Einbrnch »n eine Seidenfabrik. I« einer der letzten NSchte drangen
in bke in einem Berliner Vorort gelegene grotze Fabrik des Seidcnhauses
Michels >L C o. ctwa 15 maskierte Banbiten ein, überwältigten
den Wärter, svcrrten ihn in einen besondcren Raum ein und entwendetcn
aus der Kabrik frischgesponnene Seide im Werte von rund 15 Mill. M.
Bon den Täiern fehlt bisber tede Svur.

Ueberfall tm Eisenbahnzng. In dem Zuge Berlin—'Schneidemühl
überfiel ber 28jährige Reichsn^hrsoldat Paul Hoffmann den Ham»
burger Kaufmann Michelssohn und vcrletzte ihn lebensgefährlich.
Der Solbat, der vlotzlich in das Abteil zu dem Kaufmann eindrang, ver-
suchte zuerst ben Kaufmann, nachdem er ihm seine Wertsachen geraubt
hatte, ans dem Kuvee herauszuwerfen. Michclssohn setzte sich so hestig
zur Wehr, dab der Soldat sein Seitenacw-ehr zog und blindlingA anf dcn
Uebersallenen loshieb, der daraufhin die Besinnnng verlor. Er licgt hosf»
nungSlos darnieder. Ter Soldat slüchtete, wurde aber ergriffcn unü
vcrhaftet.

Ein bestrafter Jnwelendieb. Das Schösfengericht in Berlin ver»
nrtellte ben Koch Julius Müller, der dcm amerlkanischen Botschafts»
sekretür Iohnson in Verlin im Scvtember 1922 Iuwelen im Werte
von über 80 Millionen Mark xestohlen hattc, zu zwei Jahrcn Gefängnis
unter Anrechnung der vollcn Untersuchungsbaft. Der Koch war irtibsr
bei Johnson angcstellt, bann aber -entlaffen worden, weil letzterer das
tarismätzige Gehalt nicht zahlen wvllte. Mit Rücksicht auf die Not des
Arbeitslosen ift die Strafe so mild bcmeflen worden.

Der Tod i« Sibirie«. Wie ans Sibirien gemeldet wird. stnd zahl-
reiche sibirischc Eingcborenenstamme, wie die Oiraten, Ostjaken, Woguler
und andcre insolge usterbörter Ausbreitnng von Hautkrankheitsn, Tyvbus,
Augenleiben, Tuberknlose, Pocken unb dergl. von enrem Moffenfterbeu be»
drobt. Es sehlt völlig, an ärztlicher und sanitärer Hilfs.

Di« Kolonistcrnna Palästknas. Der cben von Palästina nach Eurova
zurückgckehrte Zionistensührcr Dr. Weizmann gibt Einzelheiten über die
Kolonisation Polüstinas mährcnd der lctzten zwei Jahre, Es stnd in
üicsem Zeitraum 25 000 Mcnschcn cingewandert, der grützte Teil von ihne»
aus Rumänien und aus den russtschen Randstaaten. in der nllcrletzten Zeit
anch viels aus Persien und Marokio. Ausfallenö ist, batz 10 Prozcnt di-ser
Einwanberer Lcute mij alademischer Vilduno sind: sie alle wollen nur
körverliche Arbeit leistcn, als Handwerker oder als Bauern. Jn diesen
zwei Jahrsn stnd 10Y0 Häuser errichtet, eine Million Bänmc gepflanzt.
80 ienglische) Meilen Cbausseen und Wege und zwei klcine Bahn:n gebaut
worden. Man hat vier Siedlungcn geichaffen und vier erstklafsige Fabriken
ang«legt: eine (Meüli Mühle, eine Zi-gelei, einc Oelsabrik uud eine
Zementiabrik. Dr. Weizmann meint, das, der Vodcn Palästinas kcines-
wegs unfruchtbar, sondern nur viele Jahrhunderte bindurch vvllkommcn
vernachlässigt worben sei, cr eigne sich bei richtiger Knltur aber ausge-
zeichnet für Kornbau, fcrncr für Baumfrüchte wie Orangen, und sei cbenso
geeignet zur Auszncht von Rinbvie» und Geflügel. /

Dre Miickgezoaenen Apokalyptischcn Reiter. Wie uns der Buch-
und Kunstverlag W. I. Mörlins, Berlirr-Wilmersdorf, mitbeilt, hat
er Äen bei ihm in deutscher Uebersetzung erschienenen Roman „Die
Apolalyptischen Reiter" Les Span'.ers Blasco Ibaüez aus dem
Handel zurückgezogen, La dis Veröffentlichung des Buches zu schweren
Mrtzdenlungen Ver-anlastung gegeben habö. Wir haüen in unsorer
seinerzeitigen Besprechung des von gehässtgen, ungerechtfertigten An-
griffen ge-gen Deutschl-and strotzenden Buches keinen Zweifel -dariiber
gelassen, datz wir s-eine Veröffentlichung durch einen deutschen Ver-
lag fllr einen starksn Mitz-griff hielten.

Dttflcldorfer Thcater. U r a n f f ü b r u n g: „D e r F ä a e r", Drama
in fünf Aufziigen vvn Hanns W. F i s Ä e r. Dns Drama bat die
Tragödie der selbstischen Herrcnnatur, des Herrenmenschen nnd Dou Juan
in einer Person zum Gegcnstandc. Freisetn, Vagabnndieren, Töten und
Lieben — bas ist Lebensinbalt sür diesen Tbomas Tohrn, den schönen,
kraftvollen Licbiing der Franen. Mögen ibm anch ein Lebcn bindurch die
Frauen, bie Weibchen, zugeflogcn soin — Malve, das Wcib besicgt ihn.
indem äs ihn, nachdem auch fie seinem hyvnotischeu Zauber erlegcu war,
ivie ein Sviejzeug fortwiu't, so wie cr eS mit ibren GeschlechtZccnoflinnen
so ost getan hat. Das echte Mcnschcntnm. dcm auch die Treue etwas gilt,
trägt den Sieg davon über den nur auf Sinncnlust ausgehenden Egoiste».
Fn nenn vackenden Bildern entwickclt Fischer diesen Kamps, von Szene
zn Szcne den Beschauer mehr hinreitzend, ftärker crschüttcrnd. Die Auf»
snhlnng unter dcr Sviellcitnng von Josef Münch als Gast war muster-
gültig, somohl in dcr Szene, sür bie Theobor Schlonski lwchknnstlcrische
Dekorationcn geschaffen hat, wie auch im Gesamt- und Einzcliviel, das
bervorrancnd abgestimmt mar. Dic Trägcr der Hausttrollen, Panl Bar-
leben als Thomas Dohrn und Aida Stuckering als Malve weckte»
tiefstes Erleven. — Die Ausnabme war sehr berzlich, immer crncuter Bek»
fall dankte dcn Künstlern und dem Spielleitcr. O,-. Cjnri l.ekmann.

Saarbrücker NranMhrnng. Nm Stadttheater In Saarbrücke«
erlebte in Anwesenheit der Dichterin Hanna RadcmaÄcrs dreiaktigcs
Sch-ansviel „Golo und Genovera" ssine U r a n s s ü b r n n g. Di«
Jnszenierung burch den Jntcndaiiten Ernrt M a r t i n, mit dcn Hauvd»
darstcllern Hedwig I o n a s, Joics Waaner unb Krib W c r t b, sand
starken Bersall. Zmei Tage zuvor trat dic Dichterin seibst als Redncri»
in einer Morgenseier öes Tbeaters auf. Sie las cine unvcröffentlichte
Szene aus ihrem neucsten Drama „König Heinrich" nnd bielt den Bor»
trag iiber das Tbema der Veranstaltung: „Die Frau als Dramatikcrin".
Jm Anschlntz an ibrc Ansfiibrunaen ging. in ciner ersosgreichcn Jnszcn'e»
rung von Franz Graetzer, «Die Erwecknns des Calimachus" von RoS»
witha von Gandersheim erstmals in Szene.

Urausführnng i« Magdeburg. Das vicraktige Lustsvlcl „Günstlina
wider Willen" v'on Erich Feldhaus wurdc bci ber Uraufsübrung am Stadt»
tbeater in Magdebnrg mit hsrzlichem Beifall aufgenommen. Das liebens»
würdige Stück svielt Ende des ,8. Jahrhunderts in einer kleinen frän»
kischen Residenz, Es verbankt seine Entsteduna dcr bskanntcn Novelle
„Der Leibmedikus" von Riehl. Das Lustsviel zeichnet sich nicht nur durch
straifc. sichere Technik aus, sonbcrn auch durch Elecan, nnd feine
Cbarakterisierung ber Personcn. Gcht es auch kcinc nencn Wege, so ragt
cs doch aus dcr Menge der Durchschnittslustsviele durch die künstlerische
^estftltuug »ex ledeudigen HapLluna herrwL, 1.
 
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