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Badischer Volksbote: für Deutschtum, Thron und Altar ; Organ der Deutsch-Sozialen Reform-Partei in Baden (7): Badischer Volksbote: für Deutschtum, Thron und Altar ; Organ der Deutsch-Sozialen Reform-Partei in Baden — 1896

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No. 41 - No. 50 (16. April - 7. Mai)
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https://doi.org/10.11588/diglit.42841#0169

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„ M 3,


7. Zahrgaug.





Der Vadirche Lollesbote er-

tag, Donnerstag und Samstag)
erlag und Leituns:
Heidelberg, gahnhof ſtrᷣaße 9.
. Telegramni⸗Adreſſe:
‚ Yolksbote Heidelberg, .
—_ Anzeigenpreis:
Die oͤgefpaltene Petitzeile 10 Pfg.







Haus gebracht Mk 1.25, durch
unfexe Boten in Heidelberg! M
An Poſtſchalter oder von unſerer
Expedition abgeholt so Pfs.
Noſt· Zeitungs· reisliſte





Zur Osnabrücer Reichstagswahl,
Der Ausfall der Srfagwahl im Reichstagswahl-


Geſinnungsgenoſſen eine ziemliche Enttäuſchung hervor-


für den Kandidaten der deutfch-fogialen Reformpartei,
Weidner, der zugleich Kandidat des Bundes der
Landwirte war, erwartet. De in Hannover —


feſſionelle Kampf mit die Hauptrolle ſpielt (und


blaſen und — ebenſo wie bei uns in Baden — mit alen


zu hindern ſuchen, ſo dürfte e& für unſere Lefer nicht
unintereſſant fein, zu hören, was unſer Parteigenoffe
DOr. Lindftröm-Goslar in der „Hannov. Poft‘“” über
—— D N
„Angenehm iſt es gerade nicht, nach einer be-
_ endeten Partie die Leichenreden anhören zu müſſen.
Bei der hervorragenden Bedeutung aber, die die Ent-
ſcheidung in Osnabrück für uns hat, möchten wir doch
unfere Leſer bitten, noch einmal ſich damit zu be-
— — — ⏑⏑ —
LDie Gründe unſexes Mißerfolges.
Daß der Ausgang der Wahl unſeren Geſinnungs-
freunden eine Enttäuſchung bereitet hat, iſt rundweg
zuzugeben. Durch die Erfolge von Eſchwege⸗Schmal-
kalden, Rinteln⸗Hafgeismar u. Waldeck ſind wir verwöhnt
worden. Unſere Hoffnungen gingen darauf, im glück-




weſen. Wer allerdings in den letzten Tagen vor der
Wahl ſelbſt im Osnabrückſchen thaͤtig war, wird dieſe
Hoffnung aufgegeben haben, wie Schreiber dieſer
Zeilen in den leßten Verſammlungen unumwunden er-
klärte: große Ausſicht auf Erfolg haben wir nicht,
was wir aber erreichen wollten, haben wir erreicht:


ſich gegenüberſtehen und ſo auch bei den letzten Wahlen
eine ziemlich ſtarke Beteiligung erzielt haben. Unſere
Aufgabe iſt die Ueberwindung der alten Parteiſchranken
von innen heraus durch den Gedanken nationaler


konfeſſioneller Grundlage ein ſehr ſchweres Feld. Wie


diesmal ſtimmen wir doch noch für Schele.


gehen mußten. Wir hatten in Osnabrück einen kleinen
deutſchſozialen Verein und im ganzen 12 Mitglieder


uns entſchloſſen. Der Handwerkerbund, für deſſen


perſönlicher Umſtände nicht in dem Maß mitarbeiten,




werkerfeindlichen Kandidaten gegenübergeſtanden hätten.
Bei diefen Verhältniſſen iſt allerdings die Vermehrung
unſerer Stimmenzahl von 200 auf 2000 eine ſehr


wir im Laufe der Wahlarbeit die Vertrauensmänner
gefunden haben, mit denen wir die nächſte Wahl in
Angriff nehmen können.

Endlich iſt noch darauf hinzuweiſen, daß that-
ſächlich unſer Osnabrücker Land im ganzen frei ge-
blieben iſt von der wirtſchaftlichen und fozialen Zer-
ſetzung, wie ſie leider Gottes in anderen Gebieten
unſeres Vaterlandes durch das jüdiſche mobile Groß-
kapital in erſchreckendem Maße um ſich gegriffen hat.
Auch die Landwirtſchaft iſt dort verhältnismäßig ge-
ſund und wird es auch bleiben, ſo lange die Viehzucht
ſich noch lohnt. Dazu kommt die langſame zähe Art
unſeres niederſächſiſch-weſtfäliſchen Stammes, die von
den gewohnten Verhältniſfen nur ungern abgeht, und
der die perſönliche Entſcheidung außerhalb der bis-





















— ß

auch im Anfange von einzelnen Rebnern nicht mit


it Noch am Dienſtag trafen ſich die feindlichen
Wahlbewerber und begiußten ſich aͤufs freundlichſte
bei ihren Wahlausflügen. Wer e& weiß, daß es bei


als in geſunden Gegenden Aber von den geſunden



Die Hauptlehre iſt die klare Erkenntnis: Han-
noberſche Wahlkreiſe ſind nicht im Sturm, ſondern


nicht anders können auf Grund ſorgfaͤltiger Er-
wägung, als einzutreten für die wirtfchaftliche Er
haltung und fittliche Erneuerung ihrer Berufsgenoffen


Volkslebens hindern, durch eine Entwickelung von
innen heraus, geſprengt. Das iſt das Entſcheidende,


rufskreiſe hineinzutragen. Wenn der Wurzel gefaßt


in ſolchen Organiſationen vereinigten Volksgenoffen,
thatkräftig mitzuarbeiten an der Neugeftaltung unferer
ſozialen und nationalen Verhältniffe, ſtatt ſchmollend


ſie, mit den Parteien und Blättern zu brechen, die in
mancheſterlichem Gehenlaſſen ruhig zuſehen, wie unſere


knechtet und vernichtet wird.
Dieſer Kampf im Zeichen nationaler Wirtſchafts-
zolitik iſt im Hannoverlande der einzige, der unferer


deln; wer unſer Volt im Lande und in den kleinen


Wo die Judennot nicht ſo ſtark iſt wie eiwa im


ſich eben auch die Verderbensmächte in unſerem Volks-


wir uns ruhig im Wahlkampfe bekennen, das iſt auch


gekennzeichneten wiriſchaͤftlichen und ſittlichen Erneuer-


zialen Sinne liegt unſere Kraft und unſer Sieg. In
der Vereinigung unſerer Vereine mit dem Bund der
Landwirte, dem Handwerkerbunde, den Detailliſtenver-
bindungen, den nationalen Arbeitervereinen liegt im



nabrücker Erfahrung mit ung in die Arbeit der nächften
zwei Jahre nehmen: es gilt noch viel thatkräftiger


zu wirken als bisher. Wir dürfen die perſönliche
Macht unſerer Gegner um aller willen nicht unter-
ſchätzen.
den Handwerkerbund mit voller Thatkraft zu werben.
Wir müſſen in den hannoverſchen Städten und Ort-
ſchaften neue deutſchſoziale Vereine ins Leben rufen,


müffen um jeden Preis das Ziel erringen, daß in
den Wahlkreifen, in denen wir 1898 vorgehen wollen,
im kleinſten Dorfe wenigſtens drei bis vier Vertrauens-
männer vorhanden ſind. Alſo auf zur fröhlichen, raſt-
loſen Arbeit!“ — —
Da, wie oben erwähnt, die Verhältniſſe in















kann jeder Geſinnungsgenoſſe ſeinen Teil dazu bèi.
tragen. indem er in Privatgefprächen Propaganda


Parteileitung in Heidelberg diejenigen namhaft macht,


nationalliberalen Machenſchaften — auf einen Sieg



Das





jüdifdje Zlntritnal wor dem


. Unfere Leſer werden ſich eines Feuilleton-Artikels
„Jüdiſche Gebräuche und Sitten“ erinnern,
der ſich in Nr. 2 des Badiſchen Volksboten befand. -


dert, wie ſie der Volksmund den Juden in verſchiede-


daß in Bayern der Elaube herrſche, daß einem Juden,


jei, von dem „Knicker“ das Genick gebrochen werde.
Außerdem war in dem Artikel die Behaußtung auf-


gläubiger, befonder8 das von Chriftenkindern, -


wieſene Thatſache ſei. Dieſe beiden von uns her-


zum

Klage, welche Donnerstag in Mannheim zur Verhand ·
lung kam, gründeie ſich auf den S 166 R.St⸗G.B.


VWer dadurch, daß er in beſchimpfenden Aeußer-
ungen Gott läſtert, ein Aergernis gibt, oder wer öffent-


mit Korpox ationsrechten innerhalb des Bundes- .
gebietes beſtehende Religionsgeſeltſchaft oder
ihre Einricht ungen uud Gebräuche befchimpft
... wird mit Gefaͤngnis bis zu drei Zahren beftrajt”.
Im Gerichisſaale hatten ſich viele Zuhöret ein-
gefunden, darunter ſelbſtverſtaͤndlich auch eine Anzahl


zwei Antiſemiten verurteilen zu ſehen.
Vorſitzender des Gerichtshofes war Herr Land-
gerichtsdirektor Zehnter; die Anklage vertrat Herr
Staatsanwalt Dr. Sebold⸗Heidelberg. Die Ver-
teidigung führte der von der Behörde dazu angewieſene
Herr Rechtsanwalt Dr. Frantz. * —
Angeklagt iſt der Redakteur und Verleger des


und Herr Friedrich Bauer, als Mitberleger des
—— *
Auf die bez. Frage des Vorſitzenden, erklärt


daß er aber mit ſeiner Perſon für den Inhalt des-
lben Er habe den Artikel durchgeleſen, und
da dieſer ſeine Billigung fand, ihn in den Volkoboten
aufgenommen. Er habe die Ueberzeugung, daß der-
felbe nichts Strafbares enthalte; eine Abſicht der Be-
leidigung oder Beſchimpfung habe ihm fern gelegen,
da ja wiederholt gerichtlich feſtgeſtellt ſei, daß der


Judentum kein religiöſer, ſondern ein politiſcher



währsmaͤnner und Gelehrten ſtammten, und aus Bors
kommniſſen der letzten Jahre, die mit großer Bes
ſtimmtheit auf rituelen Mord ſeitens der Juden hin-
weiſen. Was die Angaben üher das „Knicken an
lange, ſo ſei ja von dem Verfaſſer dies ausdrücklich
als eine Volksmeinang, nicht als Behauptung:-
einer Thatſache mitgeteilt worden. - *
Angeklagter Bauer beſtreitet, daß er für den


könne. Auf dem Blatte ſei als veraͤntwortlich für
 
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