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Baedeker, Karl
Südbayern, Tirol und Salzburg, Ober-Italien: Handbuch für Reisende — Coblenz, 1855

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https://doi.org/10.11588/diglit.38819#0208
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176 Route 35,

PADUA.

Von Venedig

Padua, lat. Patnvium, ital. Padova (*Croce d’Oro billig, ne-
benan das grosse Cafe Pedrocchi mit seinen Marmorhalleix und
Säulen; *Stella d’Oro, *Aquila d’Oro Z. 3, L. 1 Fr., Cane fidele),
alte grosse Stadt (53,000 Einw.) mit engen Strassen und Lau-
bengängen (ArcadiJ- hochberühmt im Mittelalter wie noch heute
(1850 so viel Studenten wie die Jahreszahl), durch seine im J.
1238 von Kaiser Friedrich II. gestiftete Universität. Im Hof
unter den Hallen des i'niversitätsgebäudes (PI. 16), von einer
früher in der Nähe befindlichen Schenke zum Ochsen il Bb ge-
nannt, sieht man viele Hunderte von Namen und Wappen solcher
„civium academieorum“, die einst hier academische Würden er-
langt haben, darunter manche Deutsche.
Auch im Bild hat Padua seine berühmt gewordenen „audi-
tores Patavinos“ und andere um die Stadt verdienten Männer ge-
ehrt. Eine Doppelreihe von Standbildern (74). darunter nur
einzelne von Werth (z. B. Poleni und Capello von Canova), auf
dem :i:Prato della volle (15 Min. in gerader Richtung südlich von
Pedrocchi), früher Wiesenboden jetzt Spaziergang, nennt manche
berühmte Namen, links innere Reihe Nro. 63 A. Savonärola, 74
Steph. Bathöri, 75 Joh. Sobieski „qui Patav. academ. alumnus
ingenio, ■palriam rex etc. illuitr.“ (der, ein Zögling der Paduaner
Hochschule, durch seinen Geist das Vaterland als König ver-
herrlichte); äussere Reihe Tasso, Petrarca, Galilei; rechts innere
Reihe Nro. 82 Job. Ludolph, „Erfurtensis, eruditione et linguarum
peritia ad miraculum, clarus, Saxonicorum ducum intimus cons.,
eorum an. 1681 Francofurti pro pace imperii legatus“ (ein Erfur-
ter, als Gelehrter und Sprachkenner wunderbar berühmt, der
Herzoge von Sachsen geheimer Rath und ihr Gesandter: im J.
1681 bei der Friedensversammlung zu Frankfurt).
Die angrenzende durch die grossartigen edeln Verhältnisse des
Baues (1549 vollendet) auffallende Kirche St. Giustina (PI. 9) hat
ausser einem Gemälde von P. Veronese nichts Bemerkenswcrthes.
In der Nähe der botanische Garten (PI. 17), der älteste Europa’s.
Die *Kirche des h. Antonius (PI. 1), einfach il Santo genannt,
mit ihren 7 Kuppeln 1307 vollendet, eine Nachbildung des by-
zantinischen Kuppelbaues von S. Marco in Venedig, ist reich an
Kunstwerken, besonders links die Capelle del Santo, in welcher
seine Gebeine ruhen, mit Hautreliefs aus dem IG. Jalxrh. von
Sansovino u. A., die Wunder des Heiligen darstellend.
Die Scuola del Santo, der Versammlungsort der Bruderschaft
des h. Antonius, hat Fresken von Tizian und seinen Schülern.
Die alte Capelle S. Giorgio (PI. 2), daneben, Wandgemälde von
1384 von F. d’Avanzo, beide für Kunstkenner von Werth.
Vor der Kirche erhebt sich das Reiterbild des Gatta Melata,
Feldherrn der Republik Venedig, von Donatello gegossen, der
erste grosse Erzguss (15. Jalxrh.) der neuern Kunst in Italien.
 
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